Das Feuer Kabals
mit einem verschwörerischen Lächeln.
Kujaan lächelte zaghaft. Wie konnte man seiner Göttin eine Bitte abschlagen? »Es ist Sewenas, ein Silberschmied. Er macht die schönsten Kämme.«
Sarinaca streichelte über Kujaans Wange. »Ich kann schon verstehen, warum dieser Sewenas einen Narren an dir gefressen hat.«
»Ich danke euch. Eure Worte sind meiner nicht würdig.«
»Oh doch, Kujaan. Ich werde persönlich dafür sorgen, dass Sewenas nichts geschieht, während du fort bist. Deine Konzentration darf nicht unter Sorgen leiden. Gibt es noch etwas, das ich für dich tun kann?«
Kujaan sah auf. Die Göttin meinte es ernst.
»Meine Familie. Ich …«
»Ich kümmere mich darum, dass man über sie wacht. Noch etwas?«
Kujaan schüttelte den Kopf.
»Dann überlass ich dich jetzt deinen Reisevorbereitungen.«
Sarinaca ging mit einem Lächeln fort, erteilte einer hochrangigen Priesterin einige Anweisungen und sprach dann mit Thanasis und der Äbtissin. Wenige Augenblicke später eilte eine Ordensschwester zu der Gruppe und deutete auf den Eingang. Dreizehn Mädchen standen dort. Man hatte ihnen gestattet, ihre Kleidung anzubehalten, denn es waren die Sjögadrun, die Eishexen aus den Frostreichen, die Ihadrun, der Gottkaiser, wie ihn seine Untertanen zu nennen pflegten, zur Unterstützung gesandt hatte. Der Titel war ein Affront gegenüber dem Orden und Sarinaca, doch die Göttin und Ihadrun waren seit langer Zeit Verbündete. Sarinaca duldete die Bezeichnung offiziell, um den Aufstand der Nomadenvölker nicht weiter zu schüren, denn wenn Ihadrun sie endlich besiegte, brauchten sie einen mächtigen Herrscher, keinen Vasallen des Ordens aus Iidrash. Kujaan hielt das für etwas zu viel Gnade und Entgegenkommen gegenüber den Aufständischen. Wie konnten sie gegen die Göttin des Feuers rebellieren? Sie war hier, sie wachte über Kabal. Warum sich dagegen erheben? Die Nomaden erschienen ihr arrogant und primitiv gleichermaßen.
Die Sjögadrun wirkten fremdartig auf sie, aber sie waren ganz anders als die nicht sesshaften Völker des Nordens. Zivilisiert, gebildet, gepflegt, aber in allem nicht ganz so hoch entwickelt wie die Bewohner Iidrashs. Sie musterte die Eishexen. Die blassen und sehr jung aussehenden Frauen waren oft viel älter, als es ihr Erscheinungsbild vermuten ließ. Sie hatten weiße, hellblaue, manchmal auch rote oder blonde Haare. Ihre Kleidung sah fest und warm aus, nicht vergleichbar mit den luftigen Stoffen, die Männer und Frauen in Iidrash bevorzugten. Die Sjögadrun sahen sich unsicher um. Sie trugen alle Rucksäcke, die auf einem Gestell aus Holz auf ihrem Rücken befestigt waren. Ihre Kleidung war ein bisschen schmutzig und sie sahen müde aus. Vermutlich waren sie eben erst mit Kraindrachen in den Tempel gelangt.
Kujaan ging zum Portal, sah ihre Tasche dort und öffnete sie. Ihre Robe lag darauf und sie nahm an, dass es angesichts der bevorstehenden Reise mit dem Protokoll vereinbar war, wenn sie sich ankleidete. Sie vergewisserte sich, dass der Kamm fest in ihrem Haar steckte und lächelte beim Gedanken an Sewenas.
Die Eishexen wurden von einer Priesterin zu Sarinaca geleitet, die auf ihrem Thron Platz genommen hatte. Ordensschwestern höheren Ranges bezogen neben ihr Aufstellung. Die Sjögadrun knieten nieder und neigten dem Protokoll entsprechend das Haupt vor der Göttin. Eine Frau mit hellblauen Haaren und auffallend edler Kleidung erhob sich vor Sarinaca, die ihr zunickte. Kujaans Interesse war geweckt. Sie näherte sich, so weit es möglich war und versuchte den Worten zu lauschen, die zwischen Sarinaca und der imposanten jungen Frau gewechselt wurden.
»Mein Vater entsendet Grüße, oh Göttin des Feuers, Herrscherin über Kabal. Ich bringe euch die Unterstützung der Frostreiche und leite die zwölf Tjolfin an. Unsere Macht und Loyalität dem Orden und Kabal!«
Die zwölf Frauen riefen aus ganzer Kraft und mit erstaunlich kräftiger Stimme ein langes und kehlig klingendes Wort, das Kujaan nicht verstand. Offenbar handelte es sich um einen Treueschwur in einer der alten Sprachen der Frostreiche.
Sarinaca nickte und ließ von den Priesterinnen Amulette an die Sjögadrun austeilen. Es waren goldene Anhänger mit dem Symbol Sarinacas darauf. Damit waren die Sjögadrun offiziell dem Orden unterstellt. Die junge Frau mit hellblauen Haaren lächelte, als Sarinaca vertraut auf sie zutrat und stille Worte mit ihr wechselte, die Kujaan nicht verstehen konnte. Sie hielt eine Priesterin
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