Das Feuer und die Rose
etwas zu behaupten, für seinen Entschluss, sich gerade zu diesem Zeitpunkt verändern zu wollen.
»Spock«, fuhr Sarek fort, »als du sieben Jahre alt warst, hast du dich allein und ohne Vorbereitung in den Glühofen aufgemacht, um zu beweisen, dass du ein ‚wahrer‘ Vulkanier bist.« Amanda erinnerte sich an die Zeit, als Spock das Alter für das
Kahs-wan
erreicht hatte, eine Art Überlebenstraining auf Vulkan. Seine Klassenkameraden hatten ihn verspottet und behauptet, er sei kein richtiger Vulkanier. Daraufhin war Spock einen Monat vor Beginn des Rituals aufgebrochen, ohne all die Dinge gelernt zu haben, die er für das Überleben im Glühofen brauchte. Zum Glück war gerade einer von Spocks älteren Cousins zu Besuch gewesen. Dieser folgte ihm und brachte ihn nach Hause zurück, doch nicht bevor Spock sich einer weiteren Mutprobe hatte stellen müssen, als sein
Sehlat
von einem
Le-matya
attackiert worden war. Einen Monat später nahm Spock am
Kahs-wan
teil und bestand die Prüfung. »Damals hast du dich bewiesen«, erklärte Sarek seinem Sohn, »und seitdem immer wieder aufs Neue.«
»Ich verstehe nicht, wie du das sagen kannst«, meinte Spock. »Du warst gegen meinen Eintritt in die Sternenflotte, wo ich den Großteil meines Lebens verbracht habe – unter Menschen. Ich bin bei meinem ersten
Kolinahr
gescheitert, und beim zweiten Mal ist mein Gesuch von vornherein abgelehnt worden.«
»Du bist zu dem geworden, der du bist«, erwiderte Sarek. »Eine starke Persönlichkeit mit einem vulkanischen Vater und einer menschlichen Mutter. Du praktizierst die vulkanische Lebensweise und arbeitest stets daran, deinen Verstand zu schärfen und deine Emotionen unter Kontrolle zu halten. Deine Logik und dein Stoizismus, die du der Außenwelt präsentierst, verdecken die Gefühle, die du in deinem Inneren unter Kontrolle hältst – kontrollierte, aber reale Gefühle.
Menschliche
Gefühle.«
Amanda blickte zu Sarek hoch. Sie freute sich sowohl über seine Einschätzung ihres Sohnes als auch über seine Bereitschaft, Spock seine Ansichten mitzuteilen. Ihr Herz wurde von der Liebe zu ihrem Mann erfüllt. Sie schaute zurück zu Spock und sagte: »Das ist es, was du bist.«
»Ja«, bestätigte Spock, nickte, und der Ausdruck auf seinem Gesicht verhärtete sich, als ob er eine Maske aufgesetzt hätte. Er beugte sich hinunter, schloss seine Tasche und hängte sie sich über die Schulter. »Aber es ist nicht das, was ich sein will.« Mit entschlossenen Schritten ging er an Amanda und Sarek vorbei und hinaus in den Flur.
»Spock!«, rief sie hinter ihm her, doch als sie ihm nachlaufen wollte, hielt Sarek sie zurück.
»Du darfst ihn nicht aufhalten«, erklärte er. »Wir haben ihm alles gesagt. Jetzt muss er seinen eigenen Weg finden.«
Sie hörte seine Schritte auf der Treppe nach unten und wusste, dass Sarek recht hatte. Und Amanda weinte um ihren Sohn, so wie sie es schon vor so vielen Jahren getan hatte, als Spock mit ausdruckslosem Gesicht heimgekehrt war und seinen Ärger darüber zu verbergen versuchte, dass er kein vollwertiger Vulkanier war. Falls er zum
Kolinahr
zugelassen wurde und das Ritual beendete, befürchtete sie, dass sie den Spock, den sie kannte, im wahrsten Sinne des Wortes niemals wiedersehen würde.
Unter dem steinernen Abbild des T’Klass stand Spock vor dem Altar im Akrelt-Refugium. Anders als bei seinem ersten Besuch waren seine Gedanken ruhig und seine Emotionen unter Kontrolle. Die Monate der Meditation und Ruhe im Haus seiner Eltern hatten ihm dabei geholfen, seinen Geist zu beruhigen. Doch die Zeit und die Anstrengungen hatten ihn nicht davon abbringen können, diesen Pfad auch weiterhin beschreiten zu wollen.
»Hier auf dem Sand unserer Welt entsagten unsere Vorfahren ihren animalischen Leidenschaften«, rezitierte Spock, »und retteten unsere Rasse durch die Einführung des
Kolinahrs
. Das ist es, was ich suche. Ich bitte Sie darum, T’Vora, mich auf meiner Reise zu führen.« Als er erneut darum gebeten hatte, sich dem
Kolinahr
unterziehen zu dürfen, hatte er nicht gewusst, ob er wieder auf T’Vora oder dieses Mal auf einen anderen Meister treffen würde. Es erschien jedoch nur logisch, dass T’Vora aufgrund ihres vorherigen Zusammentreffens am besten dafür geeignet war, seinen Fortschritt seit seinem letzten Besuch zu beurteilen und zu entscheiden, ob er nun für das uralte Ritual bereit war.
»Ich nehme Ihre Bitte zur Kenntnis«, entgegnete die Meisterin, die Spock
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