Das Feuer und die Rose
gegenüberstand. Ihr Gesicht und ihr dunkles Haar wurden von dem orangefarbenen Licht der Kerze in der Mitte des Altars beleuchtet. Hinter ihr erhellten zwei Fackeln zu beiden Seiten des Abbilds des T’Klass diesen Teil des Altarbereichs. »Spock, Sohn des Sarek, Sohn des Skon«, sagte T’Vora. »Zum dritten Mal in Ihrem Leben sind Sie vor eine Meisterin getreten, um das ultimative vulkanische Sakrament zu erhalten. Zum zweiten Mal stehen Sie vor mir und bitten mich um das, was Ihnen vormals versagt wurde. Liegt darin nicht eine gewisse Unlogik?«
»Nein«, erklärte Spock. »Etwas erneut zu tun und dabei ein abweichendes Ergebnis zu erwarten, wäre nur dann unlogisch, wenn die Bedingungen sich nicht verändert hätten. In diesem Fall ist zwar das, wonach ich strebe, gleich geblieben, doch ich selbst habe mich verändert.«
»Und wie haben Sie sich verändert?«, fragte T’Vora. Sie sprach in einem Tonfall, der zu der düsteren Atmosphäre passte und sie gleichzeitig erhaben wirken ließ.
»Als ich das letzte Mal vor Ihnen stand, Meisterin T’Vora«, antwortete Spock, »erklärten Sie mir, dass mir das
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keine Zuflucht vor meinen Emotionen bietet. Seitdem habe ich speziell die Emotionen erforscht, die mich vor neun Monaten dazu bewegten, hierher ins Akrelt-Refugium zu kommen, um sie nun als Grund für mein erneutes Erscheinen ausschließen.«
»Sie haben zwar den Impuls eliminiert, den diese Emotionen in Ihnen auslösten«, sagte T’Vora, »aber nicht die Emotionen selbst?«
»Nein«, erklärte Spock. »Ich habe sie nun unter Kontrolle, so wie es mir auch in der Vergangenheit gelang und weit besser, als es bei unserem letzten Treffen der Fall war. Aber ja, die Emotionen sind noch immer ein Teil von mir.«
»Wenn Sie diese Emotionen tatsächlich kontrollieren können, wie Sie behaupten«, fragte T’Vora, »warum wollen Sie sich dann dem
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unterziehen?«
Endlich wurde Spock eine ähnliche Frage gestellt wie vor vierundzwanzig Jahren bei seinem ersten
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. Bis zu diesem Punkt waren seine Erfahrungen mit T’Vora ganz anders als die mit T’Sai gewesen. »So wie ich es verstehe«, begann er, »beinhaltet das
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mehr als die bloße Kontrolle von Emotionen. Wie Sie selbst erklärten, Meisterin T’Vora, ist es eine Form der Existenz. Ich glaube, dass ich dafür geeignet bin und das
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es mir ermöglicht, mein volles Potenzial auszuschöpfen.«
»Und was sehen Sie als Ihr volles Potenzial an?«, fragte T’Vora.
»Ein vollwertiges und verantwortungsbewusstes Mitglied der vulkanischen Gesellschaft zu sein«, sagte Spock.
»Dennoch haben Sie auch eine menschliche Seite«, warf T’Vora ein. »Das
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wird daran nichts ändern.«
»Dies zu erwarten, wäre in der Tat unlogisch«, sagte Spock. »Aber zuzulassen, dass der Umstand, dass ich einen vulkanischen Vater und eine menschliche Mutter habe, mich in irgendeiner Weise definiert oder einschränkt, wäre ebenfalls unlogisch.« Er machte eine kurze Pause und versuchte, eine Formulierung zu finden, die sein Gesuch unterstützte. »Praktisch mein ganzes Leben lang«, sagte er schließlich, »habe ich mich selbst als Vulkanier wahrgenommen. Doch ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Perspektive nicht ganz korrekt ist. Das möchte ich ändern.«
T’Vora betrachtete ihn eine Zeit lang stumm. Dann ging sie um den Altar herum und trat zu ihm. Er wandte sich ihr zu, und sie sagte: »Ihre Gedanken, Spock. Ich möchte sie hören.«
Spock ging auf die Knie und schaute dann zu ihr auf. T’Vora streckte ihre Hand in seine Richtung aus, der weite Ärmel ihres Gewandes rutschte dabei ihren Arm hinab. Ihre Finger berührten sein Gesicht und lagen kühl auf seiner Wange und der Stirn. »Mein Geist zu deinem Geist«, sagte sie. »Meine Gedanken zu deinen Gedanken.« Spock fühlte ihre Präsenz in seinem Geist und versuchte nicht, ihr zu widerstehen. Die Ausläufer von T’Voras Geist trieben umher, kaum spürbar, fast unwirklich.
Doch dann drangen sie plötzlich vor. Er konnte die Kraft ihres Geistes spüren, den scharfen Verstand, die perfekte Kontrolle, die vulkanische Reinheit darin. T’Voras Gedanken drangen in seine, und er wusste, dass er dies nicht als einen Angriff werten durfte. Dennoch schützte er reflexartig sein Bewusstsein, und sein Selbsterhaltungstrieb stärkte seine Abwehr gegen den Eindringling, der Einlass in seine Gedanken suchte.
Mit großer Anstrengung zwang Spock seine mentale Barriere nieder. Es fiel ihm
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