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Das Feuer und die Rose

Das Feuer und die Rose

Titel: Das Feuer und die Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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gekommen, dass Spock sich vermutlich nicht noch einmal für diesen Pfad entscheiden würde.
    »Ich habe es ihm noch nicht gesagt«, gestand Spock. »Meine Entscheidung fiel erst in der vergangenen Woche. Ich bat um einen Termin, an dem ich mein Gesuch erneut einem Meister vortragen kann. Heute bekam ich eine Antwort. Mir wird morgen eine Audienz im Akrelt-Refugium gewährt.
    Morgen
, schoss es Amanda durch den Kopf, das Wort klang für sie fast so schrecklich wie ein Todesurteil. Sie stand noch immer im Türrahmen zu Spocks Zimmer, als sie den Flur hinabblickte und Sareks Namen rief.
    »Mutter …«, begann Spock.
    »Das darfst du nicht tun«, sagte sie und trat ins Zimmer. Es gab einen Grund für ihre schreckliche Furcht. Die Zeit, die Spock vor Jahren damit verbracht hatte, sich während seines ersten
Kolinahrs
seiner menschlichen Seite zu entledigen, war für Amanda die reinste Qual gewesen. Und obwohl er sein Ziel damals nicht erreichte, hatte die Erfahrung ihn zunächst verändert. Er war sehr kontrolliert gewesen, distanziert, kälter. Manchmal hatte es sich angefühlt, als hätte sie ihren Sohn verloren, als sei Spock für immer fort und wäre durch eine seelenlose Replik seiner selbst ersetzt worden.
    Allerdings war dieser Zustand nicht von Dauer gewesen, und Spock hatte nicht nur zu seiner vulkanischen
und
seiner menschlichen Persönlichkeit zurückgefunden, sondern auch begonnen, sich so wie er war wohl zu fühlen. Doch wenn es ihm nun gelang, das
Kolinahr
zu vollenden …
    »Du hast nach mir gerufen«, sagte Sarek. Amanda drehte sich um und entdeckte ihren Mann im Türrahmen. Sarek sah von ihr zu Spock, und dann fiel sein Blick auf die Reisetasche auf dem Bett. »Du reist ab, Spock?«, fragte er.
    »Ja«, bestätigte Spock. Er griff wieder in den Schrank und nahm die verbliebenen Kleidungsstücke heraus. Dann faltete er sie und packte sie in die Reisetasche.
    »Sarek, Spock hat vor…«, begann Amanda, konnte die Worte jedoch nicht aussprechen.
    »Ich werde erneut darum bitten, mich dem
Kolinahr
unterziehen zu dürfen«, sagte Spock.
    Amanda wandte sich ihrem Mann zu. »Sarek, das können wir nicht zulassen«, bat sie.
    »Mutter«, sagte Spock, »das ist die Wahl, die ich für mich selbst getroffen habe. Ich bitte dich darum, sie zu respektieren. Es ist die richtige Entscheidung für mein weiteres Leben.«
    »Ich kann dir versichern, dass deine Mutter und ich deine Entscheidungen stets respektieren«, erklärte Sarek. »Aber das bedeutet nicht, dass wir sie immer für richtig halten.«
    »Das ist
nicht
die richtige Entscheidung«, beharrte Amanda und schaute zurück zu Spock. »Es ist eine Sache, wenn sich ein reiner Vulkanier dazu entschließt, seine Emotionen aufzugeben. Du aber bist zur Hälfte menschlich. Wenn du das tust, dann zerstörst du einen großen Teil dessen, was dich ausmacht.«
    »Mutter, bitte«, bat Spock. »Vater, würdest du ihr bitte erklären, warum ich das tun muss?«
    »Aber deine Mutter hat recht«, sagte Sarek. Amanda war erleichtert und dankbar dafür, dass er ihr zustimmte. Es hatte viele Jahre gedauert, bis er Spocks zwiespältigen Charakter zu schätzen gelernt hatte, und noch länger, bis es ihm gelungen war, seinen Sohn als die Person zu akzeptieren, zu der er geworden war.
    »Vater«, entfuhr es Spock. Seine Überraschung über Sareks Aussage war nicht zu überhören. »Du hast mich doch immer unterstützt … tatsächlich hast du mich sogar dazu
gedrängt
… mich für den Lebensweg eines Vulkaniers zu entscheiden. Das
Kolinahr
ist das wesentliche Ritual der vulkanischen Kultur, eine Erfahrung, die es einem Vulkanier gestattet, den Übergang ins Erwachsenenalter zu vollenden.«
    »Das bestreite ich nicht«, sagte Sarek. »Aber mein Sohn, du bist schon erwachsen.«
    Amanda sah, dass Spock sich abwandte. Offenbar hatte er nicht mit dem Widerspruch seines Vaters gerechnet. »Es gibt keine Altersbeschränkung für das
Kolinahr«
, sagte er.
    »Ich will damit auch nicht sagen, dass es so sein sollte«, entgegnete Sarek. Er trat in den Raum hinein und stellte sich neben Amanda. »Was ich damit sagen will, ist, dass der Kampf, der in dir tobte, als du ein Kind und später ein junger Mann warst, vorbei ist – tatsächlich hast du den Sieg davongetragen.«
    »Ich habe keinen Kampf gewonnen«, sagte Spock, und die Behauptung klang so absurd, dass Amanda nicht sicher war, ob ihr Sohn selbst daran glaubte. Vielleicht sprach die Tatsache, dass er überhaupt dazu in der Lage war, so

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