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Das Feuer von Innen

Das Feuer von Innen

Titel: Das Feuer von Innen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Zentrum der Energie.
    Kaum hatte ich meine Aufmerksamkeit auf diesen Mittelpunkt gerichtet, ließ der Mann mich los. Im gleichen Moment wurde mir bewußt, daß das, was ich für ein menschliches Wesen gehalten hatte, in Wirklichkeit nur etwas war, das wie ein Mensch aussah. In dem Augenblick, als er für mich seine menschliche Gestalt verlor, verwandelte sich der Verbündete in einen amorphen Klecks trüben Lichts. Er schwebte davon. Ich ging hinterher -getrieben von einer mächtigen Kraft, die mich dem trüben Licht zu folgen zwang.
    Don Juan trat mir in den Weg. Behutsam führte er mich auf die Veranda seines Hauses und hieß mich auf eine stabile Kiste niedersitzen, die ihm als Bank diente.
    Ich war furchtbar verstört durch dieses Erlebnis, aber noch verstörter durch die Tatsache, daß meine lähmende Furcht so schnell und so restlos verschwunden war.
    Ich äußerte irgend etwas über meinen plötzlichen Stimmungsumschwung. Don Juan sagte, daß meine flüchtigen Schwankungen gar nicht so sonderbar seien und daß es keine Furcht mehr gäbe, sobald die Glut der Bewußtheit eine gewisse Schwelle im Kokon des Menschen überschritten habe.
    Dann begann er mit seiner Erklärung. Er skizzierte kurz noch einmal die Wahrheiten über das Bewußtsein, die er mir dargestellt hatte: daß es keine objektive Welt gäbe, sondern nur ein Universum von Energiefeldern, welche die Seher als Emanationen des Adlers bezeichneten. Daß der Mensch aus den Emanationen des Adlers geschaffen und im wesentlichen eine Blase leuchtender Energie sei; jeder von uns sei von einem Kokon umhüllt, der einen kleinen Teil dieser Emanationen einschließe. Daß Bewußtheit durch einen konstanten Druck entstehe, den die Emanationen außerhalb unseres Kokon, genannt die allgemeinen Emanationen, auf jene im Innern unseres Kokon ausübten. Daß Bewußtsein zu Wahrnehmung führe, und zwar dann, wenn die Emanationen im Innern unseres Kokon sich an den entsprechenden allgemeinen Emanationen ausrichteten. »Die nächste Wahrheit besagt«, fuhr er fort, »daß Wahrnehmung stattfinden kann, weil es in uns eine Wirckraft gibt, genannt der Montagepunkt, der innere und äußere Emanationen für eine solche Ausrichtung auswählt. Diejenige Ausrichtung, die wir als unsere Welt wahrnehmen, ist abhängig von der jeweiligen Stelle, an der sich der Montagepunkt auf unserem Kokon befindet.«
    Dies alles wiederholte er mehrmals und ließ mir Zeit, es zu begreifen. Dann sagte er, daß ich, um alle diese Wahrheiten über das Bewußtsein bestätigt zu finden, Energie brauchen würde. »Ich sagte dir einmal«, fuhr er fort, »daß die Auseinandersetzung mit den kleinen Tyrannen dem Seher hilft, ein raffiniertes Manöver durchzuführen: dieses Manöver besteht darin, den eigenen Montagepunkt zu verschieben.«
    Wenn ich einen Verbündeten wahrgenommen hätte, so sagte er, bedeute dies, daß ich meinen Montagepunkt aus seiner üblichen Position verschoben hätte. Mit anderen Worten, meine Glut der Bewußtheit habe eine gewisse Schwelle überschritten, und folglich meine Angst ausgelöscht. All dies habe geschehen können, weil ich genügend überschüssige Energie hätte.
    Später an diesem Abend, von einem Ausflug in die Berge der Umgebung zurückgekehrt, der Bestandteil von Don Juans Lehren für die rechte Seite gewesen war, ließ er mich wieder in den Zustand gesteigerter Bewußtheit überwechseln und setzte dann seine Erklärung fort. Bevor er mir die Beschaffenheit jenes Montagepunktes erklären könne, sagte er, müsse er mir zuerst einmal eine Darstellung der ersten Aufmerksamkeit geben. Die neuen Seher, so führte er aus, hätten bislang unbemerkte Funktionsweisen der ersten Aufmerksamkeit erkannt, und als sie nun versuchten, diese Erkenntnis anderen zu vermitteln, ersannen sie ein System, in das sie die Wahrheiten über das Bewußtsein einordneten. Don Juan beteuerte, daß nicht jeder Seher dazu berufen sei, solche Erklärungen zu geben. Sein Wohltäter, der Nagual Julian, habe zum Beispiel nicht viel von Erklärungen gehalten. Doch der Wohltäter des Nagual Julian, der Nagual Elias, den kennen zulernen Don Juan das Glück hatte, habe sehr viel davon gehalten. Mit Hilfe der ausführlichen und langen Erklärungen des Nagual Elias, der spärlichen Erklärungen des Nagual Julian, und seines eigenen Sehens, sei Don Juan schließlich, wie er sagte, zum Verständnis und auch zur Bestätigung jener Wahrheiten gelangt.
    Und er erklärte: Damit unsere Aufmerksamkeit sich auf die

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