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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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schließlich Blanche mit
einer neuerlichen Welle erbitterter Vorwürfe überfiel, zu denen noch der
verständliche Ärger eines Mannes kam, den sein Gefährt im entscheidenden Moment
schmählich im Stich gelassen hatte, und dabei sinnlos im Handschuhfach nach
irgendeinem Utensil suchte, gelang es ihr, dem schändlichen Frauen- und
Brauträuber, diesem brutalen, gemeinen Schurken, den sie aus tiefster Seele
verachtete, zu entfliehen.
    Sie stößt mit aller ihr noch
verbliebenen Kraft die klemmende Wagentür auf und hastet, ihres Gepäcks nicht
achtend, vorwärts. Al, in dem eine neue Wut die alte überbordet, setzt ihr
nach, und da sie den wenigen entgegenkommenden oder sie überholenden Wagen
zuzuwinken sucht, wie es damals Sitte zu werden begann, um als »Anhalter« von
einem mitleidvollen Fahrer mitgenommen zu werden – vergeblich allerdings, weil
jeder vor dem Unwetter rasch schützenden Unterschlupf erreichen will — ,
verliert sie den Vorsprung, den sie gewonnen hat. Al erreicht sie, packt sie
abermals, schleudert sie über einen Straßengraben und stürmt mit ihr
querfeldein zu einem gewaltigen Heuschober, der dort in landesüblicher Form
errichtet worden war.
    Er reißt sie an sich — aber nicht
etwa, um sie liebevoll zu umfangen, sondern um sie, während er sich niederläßt,
übers Knie zu legen, ihr die Hose herunterzureißen und ihr den nackten Po zu
verhauen — oder, um im landwirtschaftlichen Sprachgebrauch zu bleiben, um sie
regelrecht zu verdreschen. Und je mehr sie schreit und strampelt und sich ihm
zu entwinden sucht, um so unnachsichtiger schlägt er zu — aber trotzdem prügelt
er nicht berserkerhaft blind darauf los, sondern entwickelt allmählich eine
gewisse Methode, und je methodischer seine Schläge auf ihren kleinen Hintern
prasseln, um so stiller wird sie und um so regungsloser. Und als ihn plötzlich
Angst und Sorge erfaßt ob ihrer Bewegungslosigkeit, ihrer kataleptischen
Starre, dreht er sie herum und sieht in den hellen Perlen ihrer dicken Tränen,
im Zucken von Blitz und Wetterleuchten seltsame Reflexe um ihren Mund zucken.
Dieser von Schminke verschmierte bräutliche Mund verrät tatsächlich die Spur
eines rätselhaften winzig kleinen Lächelns, und in den großen blauen Augen
spiegelt sich die ganze tolle Palette des Tessiner Himmels, wenn sich seine
stille Natur jählings dramatisch entfesselt: der bewegte Farbenrausch von
dräuenden schwarzen, schwefelgelben, rosigen und blutroten, smaragd- und
türkisgrünen, topas- und achat-farbenen Kontrasten. Al zieht Blanche an sich,
so jäh, daß sie die Beine spreizen muß, um nicht zu fallen, fällt aber doch,
und es ist so schön auf dem Rücken zu liegen mit gespreizten Beinen, während
die ersten vereinzelten Tropfen fallen und auf ihrem Gesicht versprühen — runde,
feste Tropfen, die Vorhut eines plötzlich aufreißenden, sich endlos entladenden
Himmels (gewöhnliche Regenschauer beginnen mit feinem Geriesel) — feste, kühle
Tropfen also, die sich mit ihren heißen Tränen mischen... Und während sie nur
flüchtig daran denken kann, es ist mein bestes Kleid, das hier naß wird, und — der
Regenschirm ist im Auto und, die Tante hat gesagt: »Nemm ihn nur, moi Kinnd, ma
kan net wisse, wozu ma ihn brauche werd... im Südde rechnet es aach« — (zugegeben
recht sonderbare, aber einer realen Logik nicht entbehrende Besorgnisse),
werden diese Gedankenfetzen fortgefegt durch die erste große Sturmbö des
Gewitters, das hereinbricht wie nur Gewitter im Tessin hereinbrechen können. Es
beginnt um sie zu krachen und zu böllern, zu leuchten und zu blitzen in
unaufhörlicher Folge, und es ist so herrlich hier zu liegen — wie gekreuzigt — und
ein Elementarereignis von solcher Größe so ausgebreitet und empfangsbereit zu
erleben. Sie verspürt panische Angst und jubelt vor Freude und Lust auf, sie
spürt nicht, daß Regenwände über sie hinweggehen wie wallende Schleier — Brautschleier?
— , sie preßt sich dem Mann entgegen und mit seinem keuchenden Atem wird auch
der ihre schneller und schneller, und als plötzlich ein Blitz ganz nah bei
ihnen einschlägt und eine Zypresse zersplittert, da schreit sie nur ganz kurz
auf, und der kleine Schrei, der sie zur Frau macht, ist kaum zu hören, weil der
Donnerschlag unmittelbar folgt und Regen und Gefühl sie überschwemmt.
    Das Opfer war dargebracht — und
sie empfand, daß es gut war.
    Unsere Geschichte ist am Schluß
angelangt. Da aber die Menschen immer wissen wollen, wie es nach

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