Das Filmbett
kommen lasse, so wie einen Reitlehrer — um mit deinem
lästerlichen Jargon zu sprechen — angeboten hat er es mir jedenfalls.«
Mericia schwieg. Sie fuhren über
die Brücke der Maggia.
»Wie stehst du eigentlich zu Al?«
fragte Mericia nach einer längeren Pause.
»Ich versteh ihn heute besser als
vor zwei Tagen...«
»Das meine ich nicht — weich mir
nicht aus.«
»Ich weiß nicht — ich mag ihn — ,
aber ich könnte ihn alle Augenblicke kalt lächelnd umbringen...«
»Na, das ist doch schon etwas«,
sagte Mericia trocken.
»He — willst du mich etwa
verkuppeln?« Blanche war empört.
»Ehrlich gesagt, ja und nein — ich
weiß nicht recht... Manchmal glaube ich, er würde dir gut tun...«
»Jeder Mann würde mir gut tun«,
Blanche sagte es abweisend.
»Er wäre gut für dich, du wärst gut
für ihn, aber ob ihr beiden füreinander gut seid — da gibt es Unterschiede...
Man müßte es darauf ankommen lassen...«
Pause.
»Wie ist Al — schwierig?«
»Kein Mann ist schwierig, wenn die
Frau die besseren Nerven hat. In der Ehe entscheidet das größere Stehvermögen...«,
sie lachte wieder.
»Ich weiß nicht, was in dich
gefahren ist...«
»Leider zu wenig, viel zu wenig«,
Mericia tat einen komischen Seufzer.
»Du badest dich ja direkt in
Frivolität und Doppeldeutigkeit, du wollüstiges Frauenzimmer mit deinem Schandmaul«,
tadelte Blanche wie eine Gouvernante und mußte selbst kichern.
»Ich meine es aber völlig
eindeutig«, sagte Mericia reuevoll, dann strahlte sie wieder: »Ich freue mich
ganz einfach auf meinen Mann...«
Nun war Blanche an der Reihe tief
aufzuseufzen.
Sie kamen in Ascona an. Mericia
parkte das Gefährt, was damals keine Schwierigkeiten machte. Al war noch nicht
zurückgekommen. Der Eisschrank wurde zunehmend leerer.
Und später träumte Blanche einen
langen Traum von Doppelsprüngen mit gegrätschten Beinen. Mit geöffneten
Schenkeln und einem zierlich angewinkelten Fuß schwebte sie, von starken Armen
getragen, durch die weißen Wolken eines blauen Balletthimmels — und so weiter.
11
Am nächsten Tag kam Al an und
Mericia reiste ab — nach vielem Durcheinander und Hin und Her. Auch Al fand — wie
seine Schwester — , daß es barer Blödsinn sei, wenn Blanche, jetzt, wo sie sich
hier im Hause, das Mericias Mann geerbt hatte, bereits eingelebt hatte, noch
ein Hotelzimmer bezahle, das sie nicht in Gebrauch nähme, wo das Zimmer seiner
Schwester ohnedies in naher Zukunft unbewohnt bliebe. Statt Miete könnte sie
ihn ja bemuttern, ohne daß ihr dadurch Haushaltspflichten oder sonst
irgendwelches Obligo erwachsen würden, sie könne tun und lassen, was sie wolle,
er benötige keine Pfarrersköchin, wenn es bei ihr etwa mit dem Kochen hapere — er
fände, im Gegensatz zu seiner bösmäuligen Schwester, seine Küchenkünste
hervorragend, solange es nicht über Rührei und Käseomeletts hinausginge.
Blanche war es recht — also
wanderte sie in ihr Hotel, packte ihre Sachen, verlangte die Rechnung, erfuhr,
daß Herr M. sich erlaubt hätte, ihre ganzen Verpflichtungen zu begleichen — bis
Ende der Woche jedenfalls — und auch die Dienste Mauros — als Hausdiener und
Kellner — waren mit einem generösen Aufgeld abgefunden worden. Sie wußte nicht,
ob sie darüber empört oder beglückt sein solle und war infolgedessen beides — nun,
es traf schließlich keinen Armen und sie selbst fühlte sich begütert, hatte sie
doch noch alle ihre paar Kröten im Portemonnaie. Dieses Mekka war wirklich ein
Paradies und kannte sichtlich keine Rechnungen, sondern nur kleine
Scheidemünzen, und als sie begriff, daß sie eben gerade so frivol mit Worten
und Begriffen spielte wie ihre Freundin Mericia, kicherte sie in die hohle Hand.
Sie zog also bei Al ein — lediglich
als Untermieterin, einen Status, auf dem sie strikt beharrte.
Aber nun begannen doch die vielen
Probleme einer erstmaligen, wenn auch noch so locker gebundenen Zweisamkeit.
Zwar arbeitete er vorwiegend den
ganzen Tag, während sie herumbummelte oder in der Sonne lag, aber wenn sie
zusammen waren, war es wie in den ersten Tagen. Mit einem spöttischen Lächeln
ärgerte er sie bis zur Weißglut, provozierte sie, stellte ihre Ansichten und
Überzeugungen in Zweifel, zerpflückte diese, bis Blanche wütend die Tür hinter
sich zuwarf und die Commedia-dell’arte-Figuren der Nymphenburger
Porzellanmanufaktur in der Vitrine zu tanzen begannen, daß ihr Schöpfer
Bustelli seine Freude daran gehabt hätte. Sie zankten
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