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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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die Truppe in
Fliegerhorsten, Artillerie- und Flakstellungen und Offiziersmessen auf, sie
wirkte sogar in einem deutschen Spielfilm mit, der in Attika gedreht wurde — besonders
feierte man sie aber in jenem königlichen Jachtclub, bei den Seeoffizieren der
deutschen Kriegsmarine — was immer man darunter verstand.
    Und hier begann eine Geschichte,
die zu erzählen der Autor sich erst nach langen Bedenken entschloß. Eine
Geschichte, so unwahrscheinlich, so kolportagehaft, wie das Leben zwar manchmal
spielt, wie man es geduldigen Lesern jedoch nicht zuzumuten wagt. Aber manche
wahre Geschichte ist wie ein schlechter Film und das Unzumutbare pure Wahrheit.
    Zu den griechischen Gästen der
angeblich germanophilen Haute volée, die im Jachtclub zugelassen war, gehörten
neben den üblichen politischen Opportunisten tatsächlich auch
deutschorientierte Intellektuelle, obwohl man sie kaum als
nationalsozialistische Trittbrettfahrer bezeichnen durfte. Sie suchten dort
vielleicht die deutsche Humanitas, die sie liebten und bei den übrigen
Besatzern nicht fanden. Zweifellos war die großdeutsche Marine am wenigsten
hitlerhörig und man übte dort am Regime heftige Kritik. Der Club war jedenfalls
spitzel- und gestaporein. Unter den einheimischen Besuchern befand sich ein
junges Mädchen — wir wollen sie Helena nennen — , die Bilderbuchschönheit einer
Hellenin aus bester Familie, mit schwarzen Haaren und dunklen Augen, groß,
schlank, ohne die Neigung griechischer Frauen, dick zu werden und begabt mit
einem betörend schönen, ausdrucksvollen Mezzosopran, den sie bei dem besten
Stimmpädagogen Athens ausbilden ließ. Diese Beschreibung ihrer Person klingt
klischeehaft, aber dieses Klischee war vielleicht ihr bestes Tarnkleid, das die
Geheimnisse ihres jungen Lebens kaschierte. Sie hatte bereits einen Vertrag mit
der Athener Oper und wurde — um dies vorweg zu nehmen — in späteren Jahren ein
großer Opernstar, der an der Met ebenso zu Hause war wie an der Scala, im
Münchener Nationaltheater wie an der Wiener Staatsoper. Aber noch war ihr
Vaterland in einen Weltkrieg verwickelt, ein mörderischer Bürgerkrieg sollte
folgen, in dem es ein Königtum, eine blutige Obristendiktatur, zwei Demokratien
hinter sich brachte, eine Dynastie, viele Gewaltopfer und die halbe Insel
Cypern verlor.
    Helena entzückte den Marinestab
nicht nur durch den Reiz ihrer Persönlichkeit und ihrer attraktiven
Erscheinung, sondern auch durch die Darbietung ihrer außergewöhnlichen
Stimmbegabung. Sie ließ sich nicht lange bitten, als gern gesehene Besucherin
der Fronttheaterabende, nach Schluß des »Programmes« an den Flügel zu treten
und den optimistischen und sentimentalen Schlagern der deutschen
Unterhaltungsmusik des Dritten Reiches einige schwermütige oder rhythmisch
interessante griechische Volkslieder, einige Opernarien folgen zu lassen. Die
Arie der Amneris im verhaßten Italienisch, die Seguidilla der Carmen in
akzentfreiem Französisch wurde von den Gastgebern ebenso bejubelt wie von der
deutschen Theatergruppe neidlos anerkannt. Den größten Erfolg hatte sie aber
mit der Barkerole aus der verfemten Oper des Juden Jacques Offenbach »Hoffmans
Erzählungen«, die sie pikanterweise in Deutsch sang.
    Doch war Gesang nicht ihre einzige
musische Begabung. Neben der Ausbildung ihrer Stimme und dem Studium des
Repertoires leitete sie — was sich erst herausstellte — eine Folkloretruppe,
deren Tänze und Tanzlieder bald die Begeisterung der Besatzer hervorriefen. Die
Nationaltänze junger, schöner Evzonen, die Reigen von Dorfmädchen verschiedener
Regionen und Insellandschaften, die Paartänze des Festlandes wurden von den
Besatzungsbehörden beider Militärmächte nicht nur geduldet, sondern als Pflege
alten Kulturgutes gefördert.
    Zwischen der deutschen Truppe und
Helena mit ihrem Folklore-Ensemble entstand rasch eine kollegiale Beziehung.
Sie und ihre Leute waren »vom Bau«, gehörten »dazu«. Sie galten nicht als
Amateure, sondern als Profis. Der Leiter der Tournee — ein seltsamer Mann, der
sich, wo immer es ging, im Schatten aller Ereignisse hielt — setzte sich für diese
landeseigene Gesangs- und Tanzgruppe bei den militärischen Betreuungsstellen
überraschend stark ein. Dies hatte nicht nur künstlerische — sondern wie sich
später herausstellte — auch persönliche und betrieblich zwingende Gründe. Seine
Truppe erlitt laufend Ausfälle, deren Ersatz aus dem Reich durch die
verkehrstechnischen Umstände nicht

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