Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Plan aus, Bruder?«
»Wir werden die östliche Bastion unter schweren Beschuss nehmen. In der Stadtmauer dahinter gibt es bereits mehrere Breschen. Wir konnten sie jedoch nicht stürmen, solange wir starkes Flankenfeuer von der Bastion zu erwarten hatten. Ein Großangriff auf die östlichen Verteidigungswerke der Stadt wird alle Kräfte der Verteidiger binden. So darf unser Stoßtrupp
hoffen, nicht sofort auf starken Widerstand zu treffen. Wird die Bastion genommen, dann ist die östliche Stadtmauer nicht mehr zu halten. Mit ein wenig Glück werden wir Aldarvik dann im Sturm nehmen.«
»Es gibt viele Kanäle in der Stadt«, gab Michelle zu bedenken. »Jede Brücke wird hart umkämpft werden.«
Erilgar sah die Ritterin vom Blutbaum missbilligend an. »Das ist das Wesen von Schlachten. Wenn auf beiden Seiten tapfere, zu allem entschlossene Krieger streiten, dann wird es immer harte Kämpfe geben. Doch selbst wenn wir hohe Verluste haben, werden sie keinesfalls so verheerend ausfallen wie die Verluste durch Krankheit und Frost, die wir tagtäglich hinnehmen müssen. Dieses Heer braucht gute Quartiere, oder der Winter wird es fressen!«
»Ich melde mich freiwillig für den Stoßtrupp, der in den Tunnel geht.« Ein junger Ritter mit dunklem, gelocktem Haar trat aus den Reihen der Offiziere hervor. Erilgar erinnerte sich an den Mann. Er gehörte zu den wenigen Überlebenden des Invasionstages am Nordstrand.
»Wenn du gestattest, werde ich den Stoßtrupp anführen«, sagte nun Michelle.
Die Begeisterung, mit der sich gleich zwei Streiter der Neuen Ritterschaft meldeten, machte den Ordensmarschall stutzig. Er sah in die Runde. Die Capitanos der Fußregimenter wichen seinem Blick aus. Sie alle waren gestandene Soldaten und wussten, was ein Angriff durch einen Tunnel bedeutete. Wenn sie verraten wurden, wenn dies tatsächlich eine Falle war, dann würde kaum einer von denen, die den Tunnel betreten hatten, das Tageslicht wiedersehen. Es bestand die Möglichkeit, dass eine Sprengfalle wartete, die die Angreifer lebendig begrub. Vielleicht konnte auch Wasser aus einem der Kanäle abgeleitet werden, und alle würden ersaufen wie die Ratten.
Wenn er es genauer bedachte, hatte Erilgar nichts dagegen, wenn sich viele Ordenskrieger der Neuen Ritterschaft freiwillig meldeten. Sie hatten sich in den drei Wochen seit der Landung zunehmend seltsam verhalten. Mangelnden Mut oder Aufsässigkeit konnte man ihnen nicht vorwerfen, eher im Gegenteil. Sie warfen sich tapfer wie Löwen in die Schlacht. Aber im Lager hockten sie meist unter sich. Sie beteten oft oder sangen gemeinsam Choräle. Beim Angriff durch den Tunnel würden wahrscheinlich viele von ihnen ihr Leben lassen. Das hieß, dass es in Zukunft weniger Ärger mit ihnen geben würde.
»Gibt es hier jemanden, der Schwester Michelle und ihren Rittern die Ehre streitig machen möchte, durch den Tunnel direkt ins Herz der Feinde vorzustoßen?«
Einige seiner Offiziere lächelten. Wahrscheinlich hatten sie seine Hintergedanken durchschaut.
»Ich würde gern mit Schwester Michelle gehen.«
Erilgar traute seinen Ohren kaum. Es war sein väterlicher Freund Bruder Ignazius, der gesprochen hatte, ein alter Mann, dessen militärisches Genie außer Frage stand und der doch nie mit dem Schwert in der Hand auf dem Schlachtfeld geglänzt hatte.
Ignazius war augenscheinlich amüsiert, wie ihn alle anstarrten. »Ihr seht aus, als hättet ihr gerade ein Tier mit zwei Schwänzen gesehen. Dieser Angriff ist doch wie geschaffen für einen alten Mann wie mich. Im Tunnel muss man nicht rennen. Man macht dreihundert Schritt, ohne dass einem die Kugeln um die Ohren pfeifen. Genau das Richtige also für einen Soldaten, den das Alter gemächlicher hat werden lassen.«
Ihm diesen Wunsch vor allen Offizieren der Armee abzuschlagen, wäre eine offene Beleidigung. Erilgar musste Zeit gewinnen, um noch einmal mit ihm zu reden. Was bezweckte er damit?
»Also gut, Brüder und Schwestern. Ich werde die Geschütze vor dem Ostwall zusammenziehen lassen und mit dem verstärkten Beschuss der Festungswerke dort beginnen. Im Morgengrauen in zwei Tagen beginnt unser Angriff!«
VON PFERDEN, STÄDTEN UND PLÄNEN
Luc betrachtete den alten Hauptmann von Gishilds Leibwache misstrauisch. Er sah nicht so aus, als würde er sich noch einmal aus eigener Kraft erheben.
»Ich habe mich an eines ihrer Lager herangeschlichen und sie belauscht. Bei Morgengrauen wird der Angriff beginnen. «
Sigurd hustete. »Dann
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