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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hätte Luc ein paar Meuchler hinterhergeschickt.

FAMILIENBANDE

    Ingvar sah seinen Neffen an. Er stand vor der eingestürzten Nordwand der Festhalle. In der Ferne donnerte eine Kanone. Auf der Wand waren die Reste ihres Stammbaums zu sehen. Eine Hälfte der Namen war ausgelöscht, die Bildnisse waren verschwunden. Mit dem bröckelnden Putz zu Boden gefallen.
    Sie beide waren allein hier. Durch den zerstörten Dachstuhl fiel der Schnee. Der Boden war nur noch mit zerbrochenen Steinen und Schindeln bedeckt. Jedes Stück Holz war längst gestohlen.
    »Wir sollten sie ausliefern«, sagte Sören.
    Der Jarl hatte schon lange vermutet, dass sein Neffe so dachte. Sören war ein gefährlicher Mann. Er schlug ganz nach seinem Vater Guthrum. Er war in etliche undurchsichtige Geschäfte verwickelt. Kein Mann, der ein ehrliches Gewerbe betrieb, kleidete sich in Schwarz. Das war die Farbe jener, die durch die Nacht schlichen, wenn sie ihren Geschäften nachgingen. Helle Farben mied sein Neffe, wie jede aufrechte Seele Wiedergänger und Aufhocker fürchtete. Selbst seine drei Kutter trugen dunkelgrüne Segel statt der üblichen weißen.
    »Wie stehst du dazu, Onkel?«
    »Sie ist eine Heldin. Und unsere Königin …«
    »Und sie hat meinen Vater in die Verbannung geschickt, wo ihn ein schneller Tod ereilte.«
    Ingvar sagte dazu nichts. Er hatte Gishild an dem Tag verflucht, an dem er davon erfahren hatte. Aber nachdem er mit mehreren Augenzeugen der Auseinandersetzung im Thronsaal gesprochen hatte, musste er zugestehen, dass sein Bruder der Königin keine Wahl gelassen hatte. Und es gab noch
schwerwiegendere Gründe. »Wenn wir sie ausliefern, dann werden uns unsere eigenen Leute aufknüpfen. Sie verehren sie fast so, als sei sie der wiedergekehrte Mandred.«
    »Blinde Narren sind das! Sie begreifen nicht, dass Gishild das Grauen hierhergebracht hat. Sieh dir unsere Stadt an. Die Hälfte der Häuser besteht nur noch aus Ruinen. Die Kanäle füllen sich mit Schutt. Das Land ist in weitem Umkreis ausgeplündert und gebrandschatzt. Und jeden Tag verrecken Dutzende Männer, Frauen und Kinder, die du als Jarl beschützen könntest. Wie viele Leben willst du Gishild noch opfern?«
    »Ich bin gerührt, wie sehr dir das Wohl unserer Stadt am Herzen liegt. Sollte ich mir Sorgen machen, dass du vielleicht Jarl werden möchtest?«
    Sören lachte auf. »Nein, Onkel! Für kein Gold der Welt. Ich will nur wieder in Ruhe meinen Geschäften nachgehen.«
    »Ich dachte, du verdienst sehr gut daran, Lebensmittel zu Wucherpreisen zu verschachern.«
    »Meine Lager sind fast leer. Nun wird es Zeit, auf andere Art unser Familienvermögen zu mehren.«
    Es fiel Ingvar schwer, die Beherrschung zu wahren. Sein Neffe vereinte alle Eigenschaften in sich, die seine Sippe reich gemacht hatten. Alles, was er selbst verachtete. Er sollte ihn ausliefern! Aber Sören war der einzige Sohn seines Bruders. Kinder hatte Sören keine – jedenfalls keine, die er anerkannt hätte. Ingvar hatte Skrupel, Sören etwas anzutun, obwohl er sich keinen Illusionen darüber hingab, dass sein Neffe ebenso fühlen könnte. »Was ist denn der Tageswert unserer Königin? «, versuchte er zu scherzen.
    »Unsere Stadt nicht zur Plünderung freizugeben.«
    Ingvar fluchte innerlich. Natürlich war ihm klar, was mit Aldarvik geschehen würde, sollte es gestürmt werden. Drei Angriffe hatten sie bislang abgewehrt. Aber lange konnte sich die Stadt nicht mehr halten. Er mochte nicht daran denken,
was geschehen würde, wenn die Pikeniere Aldarvik stürmten.
    »Du siehst, du bist es unserer Familie und unserer Stadt schuldig.« Sören setzte seinen Hut auf. »Nun entschuldige mich, Onkel. Ich habe noch ein Geschäft zu tätigen.«

DER PUPPENSPIELER

    Bruder Gilles wurde mit jedem Tag hinfälliger, aber so gut gelaunt wie heute hatte Honoré ihn schon lange nicht mehr erlebt. Der Alte summte vor sich hin, als er den fürstlich eingerichteten Kerker betrat.
    »Fehlt es dir an etwas, mein lieber Freund?«
    Er hob den Stumpf seiner Hand. »Einmal abgesehen von den Dingen, die sich nicht mehr ändern lassen, geht es mir gut.«
    »Sei nicht so verbittert, Bruder. Du wirst bald wieder in den Norden reisen.«
    Honoré legte die Papiere zur Seite, die er studiert hatte –weitere Listen der Ordenshäuser, die von der Ritterschaft des Aschenbaums übernommen waren. Abgesehen von Valloncour schien der Widerstand zusammenzubrechen. Aus dem Norden aber erhielt er keine Nachrichten.
    »Wohin werde ich

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