Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
reisen?«
»Nachdem ich am Mittag mit Bruder Tarquinon gespeist hatte, hatte der Großmeister des Ordens vom Aschenbaum die Idee, dass es eine gottgefällige Tat wäre, wenn wir alle als
Heptarchen die Mühen einer Reise ins Fjordland auf uns nähmen, um dort Zeugen des Untergangs der Heiden zu werden. Heute Abend hat er vor dem Rat eine flammende Rede von einem neuen Zeitalter gehalten, das anbrechen wird. Davon, wie wir alle sieben noch auf dem Felde der letzten Schlacht den Beginn des Gottesfriedens verkünden werden. Du hättest es erleben sollen, Honoré. Unser Bruder steckte voller Visionen.«
»Und er hält das alles für seine Ideen?«
Der Alte lächelte. »Ja. Ich war sogar derjenige, der vor den Strapazen und Unsicherheiten der Reise gewarnt hat. Ich habe dagegen gestimmt, und meine Brüder im Rat haben mich einen alten, kranken Zauderer genannt.« Jetzt brach er in schallendes Gelächter aus. »Es war wie im Puppentheater. Ich habe meine Fäden gezogen, und alle meine Puppen tanzten. Und sie glauben sogar noch, dass sie mich mit ihrer Entscheidung unter Druck setzen. Ich bin mir sicher, der eine oder andere meiner lieben Brüder hofft darauf, dass mich die Anstrengungen der Reise dahinraffen werden. Sie werden sehr überrascht sein, wenn ich am Ende regelrecht auflebe.«
»Wann werden wir aufbrechen?« Wenn er nur zurück nach Drusna käme! Dort würde er den Widerstand der Neuen Ritterschaft anführen. Und er würde die Zeit zurückdrehen. Nur nach Drusna musste er kommen und die Regimenter des Ordens wieder hinter sich bringen!
»Was glaubst du, bist auch du eine Puppe, Honoré? Hast du manchmal das Gefühl, dass du nach dem Willen von anderen tanzt?«
»Nein, nie!«
Gilles lächelte hintersinnig. »Dann bist du entweder sehr klug oder sehr dumm. Warst du heute schon im Kerker? Du solltest nicht vergessen, was dich erwartet, wenn du mich hintergehst.«
Bei der bloßen Erinnerung an den Besuch trat ihm blanker Schweiß auf die Stirn. Er hatte in seinem Leben schon vieles gesehen, aber was sie im Auftrag des Heptarchen mit diesem Mann anstellten … Schon an den Geruch zu denken, machte ihn ganz krank.
»Geht es dir gut, mein lieber Bruder? Hast du auch manchmal das Gefühl, dass Gott sehr grausam ist? Gestern habe ich erfahren, dass der Mann, den du jeden Tag besuchst, damit du nie sein Schicksal erleiden musst, unschuldig ist. Er hatte tatsächlich nicht gelogen. Er ist gar kein Mörder! Der eigentliche Täter wurde gefasst. Natürlich können wir unseren Freund jetzt nicht mehr begnadigen. Wir müssen auch gut bedenken, wie wir ihn für die Reise bereit machen, damit er auch dann noch in deiner Nähe ist. Ich glaube, in seinem derzeitigen Zustand ist er sehr empfindlich. Schon der Anblick der Sonne könnte ein Schock sein, der ihn umbringt. Wahrscheinlich kommt nur eine Reise mit dem Schiff in Frage. Aber wie schützen wir uns vor dem Gestank? Fragen über Fragen …«
»Haben deine Männer Fernando gefunden?«
Die gute Laune des Heptarchen begann sichtlich abzuflauen. »Nein. Dieser Schreiber verfügt in der Tat über ganz außergewöhnliche Talente. Es ist, als habe ihn der Erdboden verschluckt. Aber wir werden ihn schon finden.« Gilles sah Honoré fest in die Augen. »Niemand entgeht den Fragenden, mein Freund.«
EIN SPAZIERGANG FÜR ALTE MÄNNER
Der Ordensmarschall strich gedankenverloren den Streifen aus grünem Segeltuch glatt, mit dem die Nachricht an dem Pfeil befestigt gewesen war, den man ihm in der Nacht gebracht hatte. Niemand konnte sagen, wie lange das Geschoss schon in der Schanze gesteckt hatte. Es war mit Eis verkrustet gewesen. Zum Glück war die Tinte der Nachricht nur wenig verlaufen.
Erilgar straffte sich und blickte zu den Offizieren, die er in seinem Zelt versammelt hatte. »Wir haben Nachricht von einem Tunnel erhalten, der über dreihundert Schritt unter verschiedenen Kanälen hindurch zur östlichen Bastion führt. Ich habe die Nachricht durch Späher überprüfen lassen. Sie haben den Ausgang des Tunnels an der beschriebenen Stelle in einem Gebüsch versteckt gefunden. Die Stelle ist von Aldarvik aus nicht einsehbar.«
Michelle sah ihn zweifelnd an. »Könnte das nicht auch eine Falle sein?«
Erilgar nahm den Stoffstreifen und zog ihn straff. »Wir haben in der Stadt einen Verbündeten. Seine Nachrichten haben sich bisher stets als zuverlässig erwiesen. Natürlich ist es gefährlich. Auf diese Mission werde ich nur Freiwillige schicken.«
»Wie sieht dein
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