Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
sollten wir uns beeilen. Beten wir zu den Göttern, dass die Maurawan uns nicht erschießen, bevor wir bis zu den Mauern gelangt sind.«
»Deinen Göttern werde ich mein Leben nicht anvertrauen. Ich habe einen anderen Plan.«
Der Mandride stieß einen knurrenden Laut aus. »Was soll das? Wir hatten doch abgesprochen, es so zu machen. Was willst du ändern?«
»Im Morgengrauen beginnt ein Großangriff. Das hatten wir nicht vorhersehen können. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, in die Stadt zu gelangen. Viel weniger gefährlich als unser alter Plan.«
Sigurd richtete sich auf seinem Lager auf. Er hatte sich dick in Decken gewickelt. Raureif nistete in seinem Bart.
Sein Gesicht hatte keine Farbe mehr. Es war grau wie bei einem Toten. Der Weg über die Berge hatte ihn seine letzte Kraft gekostet. »Du willst mir erzählen, dass wir mitten unter Hunderten von diesen Tjuredkriegern herumlaufen sollen und dass das ungefährlicher ist, als sich bei Nacht in die Stadt zu schleichen? Ich bin alt, und ich bin nicht auf eine Schule gegangen, in der man lernt, wie Kriege zu führen sind, Jüngelchen, aber du solltest nicht versuchen, mich für dumm zu verkaufen!«
Das Temperament des Alten war wirklich eine Plage, dachte Luc. Vermutlich gab es Steine, mit denen man besser reden konnte als mit diesem sturen Dickschädel. »Bitte, hör mir doch erst einmal zu. Den Maurawan würde es kaum entgehen, wenn wir uns an die Stadt heranschleichen. Es wäre ein unglaubliches Glück, wenn wir lebend an ihnen vorbeikämen …«
»Aber genau das war doch bislang unser Plan«, murrte Sigurd. »Was ist auf einmal so schlecht daran?«
»Wir hatten keine andere Wahl. Aber dieser Angriff im Morgengrauen ist ein Geschenk Tjureds. Hunderte Männer werden auf die Mauern zustürmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet uns Pfeile oder Kugeln treffen, ist sehr gering. «
»Einmal davon abgesehen, dass dich irgendeiner von deinen alten Ritterfreunden erkennt und uns die Köpfe abhackt. Dieser Einfall ist genauso verrückt wie der mit den Pferden auf dem verschneiten Hang. Was hatten wir davon? Alle Pferde sind tot!«
Seit Tagen hielt Sigurd ihm diesen Vorfall vor. Sie hatten bei leichtem Tauwetter einen weiten, verschneiten Hang hinabsteigen müssen, und er hatte Angst vor Lawinen gehabt. Deshalb hatte er ein Pferd vorgeschickt. Leider hatten sich die beiden anderen Pferde losgerissen und waren ebenfalls den
Hang hinabgeprescht. Und es war gekommen, wie er befürchtet hatte: Der Schnee hatte sich unter dem Gewicht der Tiere gelöst und war in einer gewaltigen Lawine zu Tal gegangen. Sie selbst waren dann unbeschadet über den Berghang gekommen! Sigurd mochte das nicht einsehen. Er redete immer wieder von den toten Pferden. Natürlich war es nicht beabsichtigt gewesen, dass die drei Tiere starben! Aber wenn sie einfach so den Hang hinabgeritten wären, dann würden sie jetzt alle unter den Schneemassen begraben liegen.
Luc atmete tief durch. Er würde nicht mit Sigurd streiten! Es ging dem Alten zu schlecht. Wahrscheinlich hatte er gar nicht mehr die Kraft, sich bis zur Stadt durchzuschlagen. Anfangs hatte Sigurd sich jeden Morgen die Füße mit Schnee eingerieben. Seit ein paar Tagen machte er das nicht mehr. Er zog seine gefütterten Stiefel überhaupt nicht mehr aus. Luc befürchtete das Schlimmste. Der Weg über die Berge hätte sie beide fast umgebracht. Von dort würde keine Verstärkung für Aldarvik kommen. Und dorthin konnte man aus der Stadt auch nicht fliehen. Wenn sie es tatsächlich lebend bis hinter die Stadtmauern schafften, dann saßen sie gefangen. Und die Pikeniere, die Luc belauscht hatte, waren sehr zuversichtlich gewesen, im Morgengrauen zu siegen. Es war verrückt, in dieser Lage in die Stadt zu gehen! Dort erwartete sie nur Unheil und Tod. Aber all das war Luc egal, wenn er nur bei Gishild war.
»Ich habe mal gesehen, wie zwei Maurawan ein Zielschießen auf Fliegen veranstaltet haben, die neben einem Misthaufen auf einem Scheunentor saßen. Wenn uns die Elfen entdecken, sind wir tot. Was das angeht, stimme ich dir zu.« Sigurd schnäuzte sich in seinen Handschuh und wischte den Rotz an seinem Hosenbein ab. »Aber sag mir mal, wie du es schaffen willst, dass Gishild und ihre Verteidiger uns nicht abstechen, wenn wir zusammen mit den Angreifern laufen.«
Was diesen Teil des Plans anging, war sich Luc selbst noch nicht ganz sicher. Aber das würde er Sigurd nicht auf seine dicke, rote Nase binden. »Vertrau mir! Ich
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