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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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scheuten. Alle begannen zu laufen, und wer stürzte, der wurde ohne Gnade in den Schlamm getreten.
    Fassungslos blickte er hinauf zum Hartungskliff. Er sah, wie der Himmel zerbrach, als sei er ein Spiegelglas. Und dahinter zeigte sich ein anderes, lichteres Firmament.

DER MANN, DER DIE WELT ZERBRACH

    Es war ein Gefühl, als würde seine Seele an tausend glühenden Fäden aus seinem Leib gezerrt. Er schrie, bis seine Stimme brach. Eine Kraft floss durch ihn, für die Menschen nicht geschaffen waren. Seine Hand lag noch auf der Brust von Gilles. Der Heptarch richtete sich auf. Sein Haar wurde dichter. Falten glätteten sich.
    Honoré konnte spüren, wie der Eiter aus dem alten Fleisch wich. Gilles Zähne saßen wieder fest im Kiefer. Die Krankheit, die sich tief ins Gedärm des Kirchenfürsten gefressen hatte, verging. Die Lungen wurden weiter.
    Zugleich stürmten tausende andere Eindrücke auf Honoré ein. Er konnte alles um sich herum spüren. Alles, was lebte. Die Fische im Fjord. Die Aale im Schlamm. Er spürte, wie
sich das Kind im Leib einer Schwangeren bewegte, irgendwo drüben am Ufer. Krankheiten vergingen, Narben verschwanden. Und er spürte all den Schmerz, den er von den Beladenen nahm. Alles floss durch ihn hindurch.
    Er brach in die Knie. Seine Kraft war dahin. Wie hatte Luc das nur überlebt? Er wollte es abbrechen, aber er hatte keine Macht mehr über das, was geschah. War das das Ende?
    Der Schmerz blendete ihn. Über ihm zerbarst der Himmel. Dann sah er nichts mehr.
    Da waren Stimmen. Entsetzensschreie!
    Was war geschehen? Er versuchte sich an etwas festzuklammern. Seine Erinnerung … So viel hatte er erduldet. Er durfte jetzt nicht aufgeben! Er hatte sich in der Festung Rabenturm wochenlang in einem Schrank versteckt. In einer Kiste hatte man ihn auf das Schiff des Heptarchen bringen lassen. Er hatte ein anderer werden müssen, um dem Mörder zu entgehen, der die Bruderschaft des Heiligen Blutes auslöschte.
    Plötzlich fand er Frieden. Tiefe Stille umgab ihn. Er sah, obwohl seine Augen geschlossen blieben. Wunderbare blaue Augen betrachteten ihn. Augen, wie seine Mutter sie gehabt hatte.
    In seinem Kopf war eine Stimme. Leise.
    Ich bin zufrieden mit dir. Das Werk ist vollbracht.
    Er hatte das Gefühl, als würde etwas von ihm genommen. Er lag auf dem Boden der Galeere. Sie sahen ihn an. Er lächelte.
    »Frieden. Endlich, Frieden.«

EIN KLEINER SCHRITT

    Raffael stand vor der Front der Andalanen an der Seite ihres Capitanos Arturo Duarte. Der Ritter blickte auf die fremde Welt vor ihnen. Es war nur ein einziger Schritt. Aber wohin würde er führen? Mit den Schiffen auf hoher See den Übergang nach Albenmark zu wagen, war etwas anderes gewesen. Die Entscheidung war ihnen abgenommen worden. Jetzt musste jeder diesen Schritt selbst tun.
    Er spürte die Blicke der Männer im Rücken. Vor ihm lag eine verschneite Landschaft mit sanften Hügeln. Er erkannte einen verfallenen Wachturm. Nicht weit davon stand eine mächtige Eiche. Die Luft vibrierte wie in großer Hitze. Die Landschaft vor ihm war leicht unscharf. Er konnte nicht erkennen, wohin er seinen Fuß setzen würde, wenn er hinübertrat.
    Er sah zu Capitano Duarte. Der hagere Veteran schien zu beten. Lange stand er still. Endlich blickte er zum Himmel hinauf und rief mit lauter Stimme: »Gott, heute habe ich in deinem Namen ein schweres Tagwerk zu verrichten! Wenn ich dich in diesen Stunden vergessen sollte, bitte vergiss du mich nicht!« Mit diesen Worten tat er den Schritt durch den Schleier.
    Raffael zog sein Rapier. »Vorwärts!« Er folgte dem Capitano.
    Es war kühler auf der anderen Seite. Schnee knirschte unter seinem Schritt. Die Luft war angenehm, irgendwie frischer als am Fjord. Er stapfte auf den Wachturm zu. Das Gemäuer war offensichtlich schon vor Jahrhunderten aufgegeben worden. Eine Gruppe Birken wuchs im Inneren des Turms.
    Das Regiment war inzwischen in guter Ordnung in die Welt
der Anderen übergetreten. Die Männer marschierten auf einer Front von fast zweihundert Schritt. Die Mitte der Schlachtreihe bildete ein massiger Pikenhaufen. Auf den beiden Flanken standen zwei Gruppen von Arkebusieren.
    »Schützen!«, rief Duarte. »Erste Reihe vortreten.«
    Die Männer gehorchten. Die Arkebuse schräg vor der Brust, hielten sie ihre glimmenden Lunten zwischen Mittelfinger und Zeigefinger. »Erkundet den Hügel mit dem Baum!«
    Raffael sah, wie ein zweites Regiment durch den Riss zwischen den Welten trat. Eigentlich hätten die

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