Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Reiter sie anführen sollen, aber als Tjured sein Wunder wirkte und ihnen den Weg in die Welt der Erzfeinde öffnete, waren die meisten Pferde in Panik durchgegangen. Es mochte Stunden dauern, bis sich die Reiterschwadronen neu formierten. Und auch dann war ungewiss, ob man die Pferde dazu bringen konnte, durch den seltsamen Schleier zu treten.
Vielleicht waren sie ja klüger als wir, dachte der Ritter beklommen.
Die Ritter bei der Eiche riefen etwas und winkten ihm zu. Raffael erklomm den Hügel. Der Baum war ihm irgendwie unheimlich. Noch nie hatte er eine so gewaltige Eiche gesehen. Drei Männer hätten mit ausgestreckten Armen ihren Stamm nicht umfassen können.
Die Schützen deuteten auf eine Reiterin in der Ferne. Sie beobachtete sie und achtete dabei sorgfältig darauf, außer Reichweite ihrer Waffen zu bleiben.
Plötzlich sprang eine Gestalt hinter einem Busch hervor. Sie war kaum hundert Schritt entfernt. Ein nackter Mann. Ihm wuchsen Hörner aus dem Kopf.
»Das ist wahrlich eine gottlose Welt«, flüsterte einer der Arkebusiere. »Alles hier ist verdreht und seltsam.«
»Holt ein Fass Lampenöl und zündet den Baum an. Die Truppen unten am Fjord warten auf ein Zeichen von uns. Er
ist das einzig Brennbare hier, das ein Feuer abgeben wird, was man gewiss auch auf der anderen Seite sehen wird.« Raffael sah trotzig zum Baumwipfel empor. Er würde sich nicht von einer alten Eiche einschüchtern lassen! Er trat ein kleines Stück zurück und strauchelte.
Der Ritter fing den Sturz mit den Händen ab. Etwas stach durch seinen Lederhandschuh. Er wischte den Schnee zwischen den Wurzeln zur Seite und fand eine moosgrüne Scherbe. Sie sah aus wie ein Stück vom Hals einer Amphore, die hier vor langer Zeit zerbrochen war.
Raffael stand auf und klopfte sich den Schnee von den Kleidern.
Zwei Schützen führten ein Maultier aus dem Tross herbei. Auf sein Tragegestell waren zwei Fässchen mit Lampenöl geschnallt. Der Vorrat für vier Wochen.
Das störrische Vieh blieb am Fuß des Hügels stehen. Weder durch Schläge noch durch gute Worte war es dazu zu bewegen, noch einen Schritt weiter zu gehen.
Wieder sah Raffael zu dem Baum. Spürte das Maultier es auch? Was war mit dem Baum? Das bildest du dir nur ein, schalt sich der Ritter in Gedanken. Es ist diese fremde Welt, die dich unruhig macht.
»Los, schnallt die Fässer ab. Tragt sie selbst hoch!«
Maulend gehorchten die Arkebusiere.
Raffael wich ein Stück vor dem Baum zurück. Nichts geschah, als seine Männer das Öl über die Wurzeln und gegen den Stamm schütteten. Es war absurd, aber irgendwie war er enttäuscht. Er hatte alles Mögliche erwartet. Dass der Baum zu sprechen begann, sich Augen im Stamm öffneten oder die mächtigen Äste auf seine Männer eindroschen. Aber nichts dergleichen geschah. Es war eben doch nur ein Baum.
»Zündet ihn an!«
DIE KINDER DES DEVANTHARS
Emerelle wendete ihre Stute. Sie hatte genug gesehen. Vor Stunden schon hatte sie eine erste flüchtige Berührung des goldenen Netzes gespürt. Etwas Fremdes hatte die Albenpfade betreten, war aber sofort wieder verschwunden.
Danach hatte sie keine Ruhe mehr gefunden. Sie hatte ihre Stute satteln lassen und war ausgeritten. Sie war schon jenseits der Shalyn Falah gewesen, als sie gespürt hatte, wie die Grenze zwischen den Welten niedergerissen wurde. Sie hatte sofort gewusst, wohin sie reiten musste. Hunderte Male hatte sie es im Wasser der Silberschale gesehen: die Krieger unter dem Banner des Aschenbaums, die im Schatten Atta Aikhjartos aufmarschierten. Und der beseelte Eichenbaum ließ sie gewähren. Selbst als sie seinen Stamm anzündeten!
Alles war genauso gekommen, wie sie es vorhergesehen hatte. Nur Tag und Stunde hatte sie nie gewusst.
Einer der Urenkel des Devanthars war ihnen also doch entgangen. Es war töricht gewesen, sich gegen das Schicksal zu stemmen. Sie hätte Fingayn nicht auf seine mörderische Mission schicken müssen. All das war nicht aufzuhalten gewesen. Es hatte damit begonnen, dass der dämonische Devanthar nach Firnstayn gekommen war. Dieser eine war den Alben entkommen, die sein ganzes Volk vernichtet hatten. Und er hatte geschworen, Albenmark zu vernichten.
Er hatte ihre Vertraute, die Zauberin Noroelle, getäuscht und mit ihr ein Kind gezeugt. Er hatte die Tjuredkirche auf jenen Weg gebracht, der ihre Anhänger schließlich hierher nach Albenmark geführt hatte. Und er hatte weitere Kinder gezeugt in der Welt der Menschen. Niemand konnte sagen,
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