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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Sehnen am Hals des Veteranen spannten. »Herr, ich darf nicht …«
    »Hier entscheide allein ich, was du darfst! Gib mir den Brief, oder ich nehme ihn mir!«
    Rodrigo blickte zur Tür. Er würde es nicht bis dorthin schaffen. Und selbst wenn, draußen waren gewiss noch die Wachen. Er griff in die Tasche. »Das werde ich meinem Capitano melden müssen. Ich …«
    Die Ohrfeige traf ihn wie ein Huftritt. Er ging zu Boden, schüttelte sich benommen. Der Ritter nahm ihm den Brief ab. Er zog seinen Dolch und öffnete sehr vorsichtig das Siegel, ohne das Wachs dabei zu zerbrechen. Das Licht des Kaminfeuers spielte auf der Klinge. Sie war scharf wie ein Rasiermesser.
    Rodrigo rückte ein Stück von dem Ritter ab. Jetzt war er näher bei der Tür. Ganz langsam richtete er sich auf. Was würde der Schreiber sagen, wenn er davon erfuhr? Vielleicht war es klüger, die Sache zu verschweigen.
    Das Gesicht des Ritters wirkte wie aus Stein geschnitten,
während er las. Eine tiefe Falte teilte die Stirn über der eingeschlagenen Nase. Langsam schüttelte er den Kopf. Die Hand, mit der er den Dolch hielt, zitterte leicht.
    Rodrigo befiel der absurde Gedanken dass die Worte in diesem Schreiben den Ritter vergiftet hatten. Er wirkte plötzlich älter, ausgezehrt.
    »Möchtest du mir vielleicht noch etwas über den Herrn dieses Schreibers erzählen?«, fragte der Ritter unvermittelt und näherte sich ihm.
    Rodrigo versuchte, von dessen Gesicht abzulesen, was er wohl hören wollte. Wenn er jetzt etwas anderes als vorhin sagte, würde er als Lügner dastehen. Es war klüger, bei dem Weg zu bleiben, den er einmal eingeschlagen hatte. »Also der Capitano ist ein feiner Herr. Er sorgt sich sehr um seine Mannschaft. Ist eben ein echter Ritter. Er hat …«
    Der Dolchstoß kam schnell wie ein Schlangenbiss.
    Ungläubig starrte Rodrigo auf die Waffe, die ihm der Ritter dicht unter dem Rippenbogen in den Leib gerammt hatte.
    »Was …« Ein metallischer Geschmack stieg ihm in den Mund. Alle Kraft wich ihm aus den Beinen.
    »Du weißt nicht einmal, warum du stirbst, nicht wahr?« Die Stimme des Ritters klang jetzt erstaunlich weich. Sie passte gar nicht zu dem harten Gesicht.
    Rodrigo dachte an die Schwarzhaarige. Er wollte sein Gesicht in ihrem Haar vergraben. Wie es wohl roch? Er schloss die Augen. Der Schmerz war jetzt nicht mehr so schlimm. Als er ausatmete, wurde ihm schwarz vor Augen.

WENN DER REGEN KOMMT

    Luc lauschte auf das Geräusch seines Atems. Er wusste nicht, ob er wachte oder träumte. Jeder Atemzug brannte in Kehle und Lunge. Wie feiner Sand scheuerte es.
    Es war finster. Seine Hände ertasteten eine dünne Decke. Jetzt drang ein anderes Geräusch in sein Bewusstsein. Regen, der auf Steinpflaster fiel.
    Es war schwül. Er schlug die Augen auf, und es blieb finster.
    Erschrocken tastete er nach seinem Gesicht. Ein strammer Verband lag über seinen Augen. Was war geschehen?
    »Du bist also endlich erwacht.«
    Die Frauenstimme klang fremd. Ihr haftete ein seltsamer Unterton an. Und sie weckte Angst in ihm. Er hatte sie schon einmal gehört, konnte sich aber nicht mehr erinnern, wo.
    »Was ist mit meinen Augen? Ich …« Er stockte. Was war mit seiner Stimme geschehen? Sie war ihm fremd. Heiser und ein wenig lallend, klang es so, als sei seine Zunge es nicht gewohnt, Worte zu formen.
    »Du hast so lange geschlafen, dass das Tageslicht deinen Augen große Schmerzen bereiten würde. Vielleicht würdest du sogar erblinden. Der Verband schützt dich.«
    »Ist es Tag?«
    »Ja.«
    Luc versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er glaubte, von seiner Mutter geträumt zu haben. Er hatte in ihren Armen geschlafen. Dort war aller Kummer von ihm abgefallen. Lange hatte er nicht mehr an sie gedacht.
    Es war immer eher sein Vater, um den seine Gedanken kreisten, wenn er sich an das Dorf Lanzac und seine Familie erinnerte.

    Warum lag er in einem Bett? »Bin ich in einer Schlacht verwundet worden?«
    »Du hast deine Hinrichtung überlebt.«
    Lucs Finger krallten sich in die Decke. Alle Erinnerungen kehrten schlagartig zurück. Die Elfenzauberin. Sein verzweifelter Versuch, die Ruinen im Hafenbecken zu erreichen und dem Grauen zu entkommen. Er erinnerte sich, wie er den hellen Stein berührt und ihn etwas gepackt und in die Tiefe gezerrt hatte. Voller Angst tastete er nach seinen Beinen und atmete dann erleichtert auf. Aber warum lebte er noch?
    »Wer bist du?«
    »Die Elfe, die deine Hinrichtung und deine Rettung befohlen hat, Luc de Lanzac, Recke der

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