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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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von der Wand ab, an der er gelehnt hatte. Kurz blickte er durch ein Fenster hinab auf den Hof. Er dachte an jene Winternacht, als er dort unten gestanden hatte, um mit seinem König zu sprechen. Die Nacht, in der die Elfenhexe Morwenna gekommen war, um die Königin und Gunnars Sohn Snorri zu retten. Wie sehr hatte sich die Welt seitdem verändert.
    Sigurd hustete und blinzelte eine Träne fort. Narren und Greise neigten zu solchen wehmütigen Gedanken. Er war weder das eine noch das andere. Er würde seine Pflicht tun. Sein Blick glitt zu der Tür auf der anderen Seite des Flurs. Bald würde Gishild wiederkommen. Dann wollte sie ihre Ruhe haben. Erek wühlte sicher bis zum Sonnenuntergang im Dreck bei den Festungswällen. Er mochte das. Manchmal gebärdete er sich eher wie ein Maulwurf denn wie ein Krieger. Wenigstens hatte er es endlich geschafft, in Gishilds Bett zu steigen und sie diesen verdammten Ritter vergessen zu lassen.
    Gishild hatte ihm von dem Ritter erzählt. Ganz zu Anfang, als sie zurückgekehrt war. Sie hatte sich Sorgen gemacht, dass dieser Kerl sich anschleichen könnte und von den Mandriden erschlagen würde. Sie war so sicher gewesen, dass er kommen würde. Dann hatte sie aufgehört, über ihn zu reden. Der Hauptmann wusste, dass sie manchmal Briefe von ihrem Ritter erhielt. Und das beunruhigte ihn. Er wünschte sich, dass
dieser verdammte Orden endlich von ihr abließ. Hatten sie denn noch immer nicht begriffen, dass Gishild ihre Götter und ihr Land niemals verraten würde?
    Sigurd öffnete die Tür. Noch so eine Unsitte. Keine einzige Tür in diesem Palast wurde verschlossen. Wer nur tolldreist genug war, der konnte bis ins Schlafgemach der Königin spazieren. Niemand achtete auf so was. Sie war so verdammt leichtfertig!
    Der Hauptmann der Mandriden sah sich aufmerksam in der Kammer um. Wenn er nicht gewusst hätte, dass er in einem königlichen Gemach stand, wäre er nicht auf den Gedanken gekommen. Sie lebte bescheiden. Sein verrücktes, kleines Mädchen. Er war es Gunnar schuldig, auf sie aufzupassen. Wie sehr er in der Schuld des Königshauses stand, hatte sein Freund niemals begriffen. Niemand wusste das …
    Sigurd hustete. Sein Blick schweifte über das frisch bezogene Bett und die kleine Kommode mit dem Feldblumenstrauß. Eine angeschlagene Waschschüssel stand dort. Dieselbe, die Gishild während des Feldzugs in Drusna in ihrem Zelt gehabt hatte. Ein Krug mit Wasser.
    Auf dem Stuhl gefaltet lag ein hübsches, grünes Sommerkleid. Sigurd musste schmunzeln. Gishilds Dienerinnen wurden es nicht müde, es zu versuchen. Dabei mochte die Königin selbst jetzt ihre Männerkleider nicht ablegen. Noch so eine Unsitte, die ihr die verdammten Ordensritter beigebracht hatten.
    Und Erek, dieser Trottel, sagte gar nichts dazu. Wahrscheinlich hatte er seinen Spaß daran, ihre langen Beine in den Hosen zu bewundern. Das sollte er lieber nachts im Bett tun und seinem Weib ins Gewissen reden, sich tagsüber gesittet zu kleiden. Es war eine Sache, wie sie sich in einem Heerlager aufführte, aber hier am Königshof galten andere Regeln. Sie sollte sich nicht zu sehr einen Spaß daraus machen,
die alten Traditionen mit den Füßen zu treten. Das war nicht klug.
    Leider hörte sie nicht auf ihn. Der alte Krieger musste unwillkürlich schmunzeln. Aber das war ja nichts Neues. Er erinnerte sich daran, wie Gunnar ein Rudel Bärenbeißer darauf abgerichtet hatte, seiner Tochter nachzuspüren, wenn sie sich wieder einmal aus dem Staub gemacht hatte.
    Sigurd musste sich an einem der Bettpfosten festhalten. Einmal zu oft war sie fortgelaufen, die Prinzessin. Er hatte es nicht geahnt. In dieser einen Nacht war er nicht auf seinem Posten, sondern tief im Wald gewesen. Er hatte sich mit dem Feind getroffen, weil sie behauptet hatten, sein Weib und seine Tochter würden noch leben. Ivanna und Mascha … Bis dahin hatte er geglaubt, sie seien bei der Eroberung Villusas umgekommen. Aber die verfluchte Komturin hatte ihm bei den Waffenstillstandsverhandlungen so viel über die beiden erzählt, dass sie ihn überzeugt hatte. Nur deshalb war er nachts zu ihr in den Wald gekommen. Er hatte etwas über sein Weib und seine Tochter hören wollen. Niemals hatte er vorgehabt, seinen König zu verraten. Und doch hatte er, der Hauptmann seiner Leibwache, daneben gestanden, als Gishild der Dolch in die Brust gestoßen worden war. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie es gewesen war, die auf der anderen Seite des Weidengeflechts

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