Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
angenehmen Umständen fortsetzen«, sagte Tarquinon. »Vielleicht willst du ja doch auf dem Stuhl von Bruder Mathias Platz nehmen?«
Fernando straffte sich. Nun galt es, die eigene Haut zu retten. »Ich nehme an, dass du den Brief, der die Handschrift des Primarchen und auch dessen Siegel trägt, für eine Fälschung hältst. Damit hast du natürlich vollkommen recht.« Der Großmeister lächelte, während Honoré ihn am liebsten mit seinem Blick durchbohrt hätte. »Mir ist schon lange bekannt, was für ein kluger Mann du bist, Tarquinon. Wie sonst sollte man in der Schlangengrube von Aniscans überleben? Und ohne dich beleidigen zu wollen, muss ich dir doch sagen, dass mich der Umgang mit Bruder Honoré gelehrt hat, eine gewisse Vorsicht walten zu lassen, wenn man es mit klugen Männern zu tun hat. Wie groß muss für dich die Versuchung sein, mich als Mitwisser zu haben? Ich weiß, dass dir der gefälschte Brief sehr gelegen kommt. Nun hast du endlich etwas an der Hand, womit du die Neue Ritterschaft vernichten kannst. Wenn du es geschickt anstellst, wird es künftig nur noch einen großen Kirchenorden in Waffen geben.«
»Ich streite nicht ab, dass du mir einen großen Gefallen getan hast, Fernando.«
Der Schreiber betrachtete Honoré. Wie vergänglich Macht doch war. Er würde nicht so enden! »Wie viel ist es dir wert, den Primarchen so vor dir zu sehen?«
Tarquinon lachte herzhaft. »Glaubst du, ich würde für etwas bezahlen, das ich schon besitze? Du verkennst die Lage, Schreiber. Du hast keine Bedingungen zu stellen. Was willst du mir noch bieten? Du hast unerwartet meinen größten Traum wahr werden lassen. Jetzt ist eher der Augenblick, in dem du um dein Leben fürchten solltest, statt mit mir nachträglich um etwas zu feilschen, das ich schon bekommen habe.«
»Ich stehe lange genug in Diensten der Kirche, um deren Dankbarkeit zu kennen, Großmeister. Ich rede deshalb nicht von Vergangenem. Alles, was du von mir bisher erhalten hast, war ein Geschenk, und ich bin zufrieden zu sehen, dass es dich mit großer Freude erfüllt. Doch nun sollten wir über die Zukunft reden. Wusstest du, dass Bruder Honoré verschiedene Dokumente besaß, die von dir persönlich handschriftlich verfasst wurden?«
Tarquinon kniff die Augen leicht zusammen. Fernando ließ sich nicht beirren.
»Du hast die Angewohnheit, einen seltsamen Schnörkel unter deine Initiale zu setzen. Willst du noch mehr über deine Handschrift hören? Oder über dein Siegel? Ein sehr altes Siegel … man kann es leicht fälschen. Sogar mit einer rohen Kartoffel. Und die haben obendrein den Vorteil, dass man sie mit einem einzigen Happen spurlos verschwinden lassen kann.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich habe drei Briefe verfasst. Du musst entschuldigen, wenn sie deinen Namen und dein Siegel tragen. Fälschungen zu erstellen, gehört zu meinen schlechten Eigenarten, aber
ich bin zuversichtlich, dass ich diesen charakterlichen Makel bald überwinden werde, wenn du die Freundlichkeit besitzt, mir dabei zu helfen.«
»Du glaubst, du kannst mich erpressen? Ein Wort von mir, und du wirst dieses Gewölbe nie mehr verlassen.«
»Da hast du sicherlich recht, aber du solltest dich fragen, wie lange es danach dauern wird, bis du so wie der Primarch an eine Wand gekettet sein wirst. Zwei der Briefe, die ich geschrieben habe, werden dem Heptarchen Gilles, dem obersten Siegelbewahrer Tjureds, in zwei Monden zugestellt werden. Nur mein persönliches Erscheinen kann das verhindern. Man sagt, dass Gilles ein Mann ist, der sehr enge Begriffe von Ehre und Gerechtigkeit hat, was bei einem Heptarchen eine nicht ganz alltägliche Eigenschaft ist. Der dritte Brief wird in zehn Jahren in die innere Stadt geschickt, falls ich zwischenzeitlich dahinscheide. Meine Gesundheit sollte also künftig einer deiner ersten Gedanken sein.«
Auch wenn Tarquinon sich bemühte, weiterhin gelassen und selbstsicher zu wirken, war sein überhebliches Lächeln verschwunden.
»Du glaubst, du könntest mir Bedingungen stellen? Vielleicht habe ich keine Mühe, Briefe abzufangen, die an Gilles de Montcalm gerichtet sind, weil in seiner Schreibstube ein Spitzel von mir sitzt.«
»Sicherlich hättest du wenig Mühe, wenn du wüsstest, auf welchem Weg meine Nachricht ihn erreicht.« Fernando breitete die Hände aus. »Aber du weißt es nicht. Und was wäre, wenn ich dich belogen habe und meine Nachricht an einen anderen Heptarchen gerichtet ist? Kannst du sie alle beobachten lassen?
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