Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Laute aus.
Tarquinon ging zu den Werkzeugen und nahm sich eine Kneifzange mit langem Griff. Gnadenlos packte er Honorés Mittelfinger und zog die Hand hoch. So fest hielt er die Zange, dass sie durch das dünne Fleisch bis auf den Knochen schnitt. Honoré hielt jetzt still. Er sah Fernando an, nackte Angst im Blick.
»Ich kann das nicht«, sagte Fernando.
Der Großmeister lachte zynisch. »Ich wusste es. Du vergießt nur mit deiner Schreibfeder Blut. Sieh dich um! Jeden Mann hier unten an den Wänden hast du auf deinem Gewissen. Zwei Briefe von dir genügten, um sie alle hierherzubringen. Was ist ein Hammerschlag auf eine Hand im Vergleich zu dem Gemetzel, das du angerichtet hast?«
»Ich kann es nicht«, sagte der Schreiber noch einmal. Wieder stieg Übelkeit in ihm auf. Er ließ den Hammer fallen.
»Dann wirst du etwas anderes tun. Ich habe eine Reihe von … nennen wir sie Widersacher. Da wir alle Diener Gottes sind, können es schließlich keine Feinde sein. Ich werde dir heute Mittag eine Liste mit ihren Namen schicken. Es wäre schön, die Namen auf zwei oder drei Dokumenten zu finden, die wir unter den Papieren Honorés finden. Natürlich müsste aus den Aufzeichnungen eindeutig hervorgehen, dass auch sie in das Komplott gegen die Heptarchen verwickelt waren. Erledige diese eine Arbeit für mich, und ich lasse dich mit einer Truhe voller Gold ziehen. Dies oder der Hammer! Eine eingeschlagene Hand oder ein ganzer Keller voller Leichen. Womit wirst du leichter leben können?«
Fernando blickte auf den Hammer. »Ich schreibe den Brief.«
Mit seinem langen, weißen Haar wirkte der Großmeister edel. Sein fein geschnittenes Gesicht, seine Haltung, all das ließ ihn wie einen vorbildlichen Ritter erscheinen. Einen Krieger, der in die Jahre gekommen war. So hatte sich Fernando als Kind einmal alternde Helden vorgestellt. Er wünschte sich, er könnte noch einmal in die Welt seiner Kindheit flüchten. Eine Welt, in der Gut und Böse deutlich voneinander getrennt waren. Und wo es keine Schlächter mit dem Antlitz von Helden gegeben hatte.
Tarquinons Gesicht wirkte jetzt härter. »Das genügt mir als Beweis. Ich glaube dir, dass du deine Briefe verschickt hast. Das ist deine Art zu morden.« Er bückte sich nach dem Hammer.
Fernando wandte sich ab. Er wollte es nicht sehen! Er presste sich die Hände auf die Ohren. Und doch hörte er die halb erstickten Schreie. Er versuchte, an all die Männer zu
denken, die Honoré ohne Bedenken hatte ermorden lassen. Seine Strafe war gerecht, versuchte er sich einzureden und wusste es doch besser.
EIN NEUES ZEITALTER
Ollowain blickte auf den großen Falrach-Tisch, den Emerelle inmitten des runden Beratungssaals hatte aufstellen lassen. Schwarz waren die Figuren der Tjuredkirche, weiß die der Fjordländer und ihrer Verbündeten aus Albenmark. Fürst Fenryl hatte den Tisch gemeinsam mit dem Fürsten Tiranu von Langollion aufgestellt. Die Konstellation der Figuren sollte die derzeitige Lage im Fjordland und den angrenzenden Regionen darstellen. Was Ollowain sah, war niederschmetternd. Und zugleich weckte es Falrach in ihm, eine frühere Inkarnation, die seit den Ereignissen des letzten Trollkriegs in ihm lauerte. Mühsam unterdrückt, stets bereit, die Herrschaft über ihn zu übernehmen. Falrach würde diese Lage meistern, wenn er aufhörte, ihm Widerstand zu leisten. Er wurde stärker. Die Zeit arbeitete für ihn. Der Schwertmeister wandte den Blick von dem großen Tisch ab. Das Spiel, das einst vom Meisterstrategen Albenmarks entwickelt worden war, stärkte dessen Präsenz in ihm.
»Wir sollten uns den Forderungen dieser unreifen Göre auf dem Thron nicht beugen«, erklärte Tiranu. »Wie kann sie uns aus dem Land werfen, für dessen Freiheit Hunderte von Elfen mit dem Leben bezahlt haben?«
»Du solltest lieber Tausende von Albenkindern sagen«, grollte Orgrim, der König der Trolle. »Ihr Elfen habt dort nicht allein gekämpft.«
»Und doch bleibt es ihr Land«, wandte Yulivee ein. »Wir können Gishilds Entscheidungen nicht einfach ignorieren. Sie ist die Königin. Und wir sind dort nur Gäste. Wer will schon Gäste um sich haben, die zu den Scharfrichtern an einer großen Liebe wurden.« Sie blickte zu Emerelle.
»Wie schätzt du die Lage ein, Ollowain?«, wollte die Königin wissen.
Ihre Frage zwang ihn, wieder zum Falrach-Tisch zu sehen. Sein Blick änderte sich. Es waren mehr als nur Spielsteine. Die Flotte der Ordensritter, die sowohl Vahan Calyd als auch
Weitere Kostenlose Bücher