Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Ich glaube nicht.«
»Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen …«
»Bitte, Tarquinon. Eine solche Naivität ist deiner unwürdig. Oder glaubst du, Honoré hätte getan, wofür er jetzt bluten
muss? Vertrau mir, ein Brief vermag alle Dinge, so wie sie jetzt stehen, wieder ins Gegenteil zu verkehren. Zumal, wenn er vermeintlich von deiner Handschrift ist. Und so wie ich die Dinge einschätze, hast auch du nicht nur Freunde unter den Heptarchen. Das heißt, wenn der Brief den Richtigen erreicht, dann wird es ihm egal sein, ob sein Inhalt über jeden Zweifel erhaben ist. Unter euresgleichen gilt doch wohl der Grundsatz: schuldig bei Verdacht.«
Honoré stöhnte leise. Dadurch, dass Tarquinon den Verband zurückgezogen hatte, hatte die Wunde wieder zu bluten begonnen.
»Was willst du eigentlich, Schreiber?«, fragte der Großmeister.
»Was alle wollen. Ein ruhiges, sorgenfreies Leben. Ich möchte eine der zwölf Schatzkisten erhalten, die Honoré mitgebracht hat. Und dann werde ich mich in Luft auflösen. Du wirst nie mehr von mir hören, Tarquinon. Und auch du kannst ruhig schlafen, denn ich habe genug Briefe für ein ganzes Leben verfasst. Ich werde keine neuen mehr schreiben. «
»Für wen hältst du dich? Für einen Fürsten? Hast du völlig den Verstand verloren? Für das Gold und Geschmeide einer einzigen dieser Kisten könntest du eine kleine Stadt kaufen.«
»Natürlich entscheidest du, was dir wichtiger ist«, entgegnete Fernando dreist. »Den zwölften Teil deiner Beute abzugeben und dafür ruhig zu schlafen oder deinen Frieden für ein bisschen mehr Reichtum zu opfern.«
»Weißt du, was ich glaube, Schreiberling? Du bist nicht annähernd der harte und skrupellos vorausplanende Mann, als der du dich hier verkaufst. Du bist ein Maulheld. Ein Pakt, wie du ihn dir wünschst, muss mit Blut geschlossen werden. Und diesmal werden es nicht andere sein, die für dich das
Blut vergießen. Du musst selbst beweisen, dass du ein Mann bist, der über Leichen gehen würde.«
Fernando blickte mit einem mulmigen Gefühl zu Tarquinon. »Und was soll ich tun?«
»Honoré brauchen wir noch lebendig, er soll in Anwesenheit der Heptarchen hingerichtet werden. Aber ich habe Sorge, dass Gilles de Montcalm ihn noch einmal besuchen könnte, um mehr über den Putsch gegen die Kirchenfürsten zu erfahren.«
»Ich denke, er kann nicht mehr sprechen.«
Tarquinon deutete auf Honorés linke Hand. »Er könnte noch schreiben.«
»Du willst, dass ich die Hand abschneide?« Allein bei der Vorstellung überlief Fernando ein Schauder.
»Sie abzuschneiden wäre keine gute Idee. Zu viele Männer wissen, dass er nur die Rechte verloren hat. Und es ist der ausdrückliche Wunsch der Heptarchen, dass Honoré bei seinem Aufenthalt in diesem Gewölbe keine neuen Verletzungen zugefügt werden.«
Fernando war erleichtert. Also ging es nicht darum, Blut zu vergießen! »Was erwartest du von mir?«
»Mein Hufschmied hat nach meinen Angaben ein besonderes Werkzeug für mich angefertigt. Ich wünsche mir, dass du es benutzt.«
»Gibt es nicht zu viele Zeugen?«, wandte der Schreiber ein.
»Allen Männern hier vertraue ich. Außer dir natürlich. Aber das soll uns nicht davon abhalten, unser Geschäft zu besiegeln. « Er wandte sich ab und ging zu einem Becken mit glühenden Kohlen, neben dem rußgeschwärzte Werkzeuge lagen. Er nahm etwas, das Fernando nicht richtig erkennen konnte.
Dann kehrte er zurück. »Dein Siegel.«
Der Schreiber betrachtete verwundert den Gegenstand, den Tarquinon ihm in die Hand drückte. Es war ein schwerer Schmiedehammer, auf dessen Kopf zwei übereinanderliegende Hufeisen genietet waren. »Was soll ich damit?«
»Du gibst Honoré damit zwei kräftige Schläge auf die linke Hand. Ich will seine Knochen brechen hören, wenn du zuschlägst.«
»Aber du darfst ihn doch nicht verletzen …«
»Siehst du hier unten Pferde? Natürlich haben wir ihn hier nicht verletzt. Das ist bedauerlicherweise während des Kampfes geschehen. Wie es scheint, hat ihm ein herrenloser Gaul auf die Hand getreten. Leider wird er mit einer zerquetschten Hand nichts mehr anfangen können. Es ist notwendig, das zu tun, wenn wir ganz sichergehen wollen, dass er vor seinem Tod nichts mehr niederschreiben kann, um unsere Geschäfte zu verderben.«
Fernando nahm den Hammer. Er war unglaublich schwer, der Kopf ein großer, dunkler Eisenklumpen.
Honoré zerrte an seiner Kette. Er bewegte seine Linke und stieß dabei unartikulierte
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