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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wartete, bis ich ihm ein Vorratspaket gepackt hatte, und er ging mit Jamie, um sein Maultier zu satteln. Ich hörte, wie sie sich auf dem Rückweg vom Paddock leise unterhielten - so leise, dass ich die Worte nicht ausmachen konnte. Doch als ich mit dem Paket voller Sandwiches und Bier auf die rückwärtige Veranda trat, hörte ich, wie Jamie ihn mit drängender Stimme fragte: »Hermon, seid Ihr sicher, dass das, was Ihr da tut, klug ist - und notwendig?«
    Husband antwortete nicht sogleich, sondern nahm mir das Paket ab und nickte dankend. Dann wandte er sich Jamie zu, das Kopfstück des Maultiers in der anderen Hand.
    »Das erinnert mich«, sagte er und sah erst Jamie an, dann mich, »an James Nayler. Ihr habt doch schon von ihm gehört?«
    Jamie machte ein genauso ausdrucksloses Gesicht wie ich, und Hermon lächelte vor sich hin.
    »Er war ein frühes Mitglied der Gesellschaft der Quäker, einer von denen, die sich George Fox anschlossen, der die Gesellschaft in England gegründet hat. James Nayler war ein Mann von starken Überzeugungen, wenn er sie auch auf sehr... individuelle Weise ausdrückte. Bei einer berühmten Gelegenheit ist er nackt im Schnee herumgewandelt und hat dabei der Stadt Bristol lauthals das Verderben prophezeit. Damals hat George Fox ihn gefragt: >Seid Ihr sicher , dass der Herr Euch aufgetragen hat, dies zu tun?‹«
    Sein Lächeln wurde breiter, und er setzte sich sorgsam den Hut wieder auf den Kopf.
    »Er hat gesagt, er sei es. Und ich bin es auch, Freund James. Gott erhalte Euch und Eure Familie.«

20
    Schießunterricht
    Brianna sah sich um, denn sie hatte ein schlechtes Gewissen. Das Haus war unter ihr in einem Meer aus gelben Kastanienblättern verschwunden, aber sie hatte das Weinen ihres Kindes immer noch im Ohr.
    Roger sah, wie sie sich bergab umschaute, und runzelte schwach die Stirn, auch wenn sein Tonfall unbeschwert war, als er jetzt sprach.
    »Er kommt schon zurecht, Schatz. Du weißt doch, dass deine Mutter und Lizzie gut auf ihn aufpassen werden.«
    »Lizzie wird ihn von vorn bis hinten verwöhnen«, pflichtete sie ihm bei, verspürte jedoch einen seltsamen Druck bei diesem Eingeständnis. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Lizzy Jemmy den ganzen Tag herumtrug, mit ihm spielte, für ihn Grimassen schnitt, ihm Reispudding mit Melasse gab... Sobald er seinen Kummer über die Trennung von ihr vergessen hatte, würde Jemmy die Aufmerksamkeit genießen. Sie verspürte plötzlich ein heftiges, besitzergreifendes Gefühl in Bezug auf Jemmys kleine Zehen; die Vorstellung, dass Lizzie damit Fingerspiele spielte, war ihr zutiefst zuwider.
    Es war ihr zuwider, ihn allein zu lassen, und damit basta. Sein panisches Gekreische, als sie seine festgeklammerte Hand von ihrem Hemd gelöst und ihn ihrer Mutter gereicht hatte, hallte in ihrem Kopf wider, in ihrer Vorstellung noch verstärkt, und sein tränenerfüllter Blick der Entrüstung über ihren Verrat hing ihr nach.
    Andererseits aber war ihr Fluchtbedürfnis dringend gewesen. Sie hatte es kaum abwarten können, Jemmys klebrige Klammerhändchen von ihrer Haut zu lösen und in den Morgen davonzupreschen, frei wie eine der Gänse, die unter lauten Rufen durch die Bergpässe nach Süden zogen.
    Widerstrebend räumte sie ein, dass es ihr wahrscheinlich ein weniger schlechtes Gewissen bereitet hätte, Jemmy allein zu lassen, wenn sie nicht insgeheim so sehr darauf gebrannt hätte.
    »Natürlich kommt er zurecht«, beruhigte sie mehr sich selbst als Roger. »Es ist einfach nur... ich habe ihn noch nie längere Zeit allein gelassen.«
    »Mmpfm.« Roger machte ein unverbindliches Geräusch, das sich als Verständnis interpretieren ließ. Sein Gesichtsausdruck besagte allerdings eindeutig, dass er persönlich der Meinung war, es sei höchste Zeit, dass sie das Baby einmal allein ließ.
    Ein vorübergehender Anflug von Wut erwärmte ihr das Gesicht, doch sie biss sich auf die Zunge. Er hatte schließlich nichts gesagt - hatte sich sogar sichtlich Mühe gegeben, nichts zu sagen. Also konnte sie sich auch Mühe geben - und es war wohl nicht fair, sich mit jemandem über das zu streiten, wovon man dachte, dass er es dachte.

    Sie schluckte die giftige Bemerkung herunter, die ihr auf der Zunge gelegen hatte, und lächelte ihn stattdessen an.
    »Schönes Wetter heute, nicht wahr?«
    Sein argwöhnischer Gesichtsausdruck verschwand, und er lächelte ebenfalls. Seine Augenfarbe nahm ein warmes Grün an, das so dunkel und frisch war wie das Moos, das in

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