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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Gestalt mit den Achseln, und als sie die
Schultern wieder sinken ließ, schien ein Teil ihrer Anspannung von ihr zu weichen.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte sie leise. Ich wartete, aber sie bewegte sich weder noch sprach sie weiter. Die friedliche Gesellschaft der Ziegen war wahrscheinlich mindestens so gut zu ihrem Trost geeignet wie die meine, daher wandte ich mich ab und ließ sie allein. Ich beneidete sie sehr um den warmen Schutz der Scheune und um ihre unbeschwerten Begleiter.
    Wir hatten die Pferde auf dem Hof zurückgelassen, gesattelt und an einem Erlenschössling angebunden. Jamie hatte ihnen die Sattelgurte gelockert und die Satteltaschen abgenommen, als er meine Arzneitruhe holte, sich aber nicht die Zeit genommen, sie abzusatteln. Das tat ich jetzt; es war klar, dass noch einige Zeit vergehen würde, bis wir aufbrechen konnten. Ich nahm ihnen auch das Zaumzeug ab und fesselte ihnen die Beine, um sie grasen zu lassen, denn am Rand des Kiefernwaldes wuchs auch jetzt noch dichtes, winterbraunes Gras.
    An der Westseite des Hauses befand sich ein ausgehöhlter Baumstamm, der mit Sicherheit als Pferdetränke gedacht war, jetzt aber leer war. Dankbar für den Aufschub, den die Aufgabe mir gewährte, holte ich Wasser aus dem Brunnen empor und goss einen Eimer nach dem anderen in den Trog.
    Dann wischte ich mir die nassen Hände an meinem Rock ab und sah mich nach weiteren, sinnvollen Beschäftigungen um, doch es gab keine. Also blieb mir keine Wahl. Ich riss mich zusammen, füllte den Eimer erneut mit Wasser, warf den ausgehöhlten Trinkkürbis hinein, der am Brunnenrand stand, und trug ihn zum Haus zurück. Ich konzentrierte mich mit aller Macht darauf, nichts zu verschütten, um nicht über das nachzudenken, was mich im Inneren des Hauses erwartete.
    Als ich aufblickte, stellte ich erschrocken fest, dass die Hintertür offenstand. War Jamie im Haus? Oder Mrs. Beardsley?
    Aus sicherem Abstand reckte ich den Hals, um einen Blick in die Küche zu werfen, doch als ich mich näher heran schlich, hörte ich das regelmäßige Schaben eines Spatens, der Erde aushob. Ich ging um die hintere Hausecke und stieß dort auf Jamie, der neben einer Bergesche, die ein kleines Stück vom Haus entfernt allein auf dem Hof stand, eine Grube aushob. Er war in Hemdsärmeln, und der Wind blies ihm das fleckige, weiße Leinen um den Körper und wehte ihm das zerzauste, rote Haar ins Gesicht.
    Er strich es mit dem Handgelenk zurück, und ich sah leicht erschrocken, dass er weinte - lautlos und irgendwie brutal, und dabei attackierte er den Boden wie einen Feind. Er erblickte mich aus dem Augenwinkel und hielt inne. Er wischte sich rasch mit seinem blutverschmierten Hemdsärmel durch das Gesicht, als wollte er sich den Schweiß von der Stirn wischen.
    Er atmete heiser und so laut, dass es noch aus einigem Abstand zu hören war. Ich trat schweigend zu ihm und bot ihm den Kürbisbecher voll Wasser an, zusammen mit einem sauberen Taschentuch. Er wich meinem Blick aus,
trank aber, hustete, trank erneut, gab mir den Becher zurück und putzte sich vorsichtig die Nase. Sie war zwar geschwollen, blutete aber nicht mehr.
    »Wir schlafen aber heute Nacht nicht hier, oder?«, fragte ich zaghaft und setzte mich auf den Hackklotz, der unter der Esche stand.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Himmel, nein«, sagte er heiser. Sein Gesicht war fleckig und seine Augen blutunterlaufen, aber er hatte sich fest im Griff. »Wir beerdigen ihn anständig, und dann gehen wir. Es macht mir nichts aus, noch einmal in der Kälte im Wald zu schlafen - aber nicht hier.« Ich pflichtete ihm von ganzem Herzen bei, aber es gab noch etwas zu bedenken.
    »Und... sie?«, fragte ich vorsichtig. »Ist sie im Haus? Die Hintertür steht offen.«
    Er brummte und stieß die Schaufel in den Boden.
    »Nein, das war ich. Ich hatte vorhin beim Hinausgehen vergessen, sie offen zu lassen - um die Seele ziehen zu lassen«, erklärte er, als er meine hochgezogene Augenbraue sah.
    Es war die vollkommene Sachlichkeit, mit der er mir diese Erklärung gab, und nicht so sehr die Tatsache, dass sie ein Echo meines eigenen Gedankens von vorhin war, die mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ.
    »Verstehe«, sagte ich schwach.
    Jamie grub eine Weile regelmäßig vor sich hin, und seine Schaufel bohrte sich tief in den Boden. Er bestand hier aus lehmiger Erde und verrottetem Laub; das Graben war nicht anstrengend. Schließlich sagte er, ohne in seinem Schwung inne zu halten: »Brianna hat mir

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