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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wir den massigen, schlaffen Körper auf den sauberen Tisch legten, aber Jamie sah sie funkelnd an, und sie sank auf ihren Hocker zurück, den Mund zu einer dünnen, geraden Linie verklemmt.

    Jamie wischte sich mit seinem blutbefleckten Ärmel über die Stirn und schüttelte den Kopf, als er Beardsley ansah. Ich konnte ihm das nicht verübeln; selbst gewaschen, warm zugedeckt und mit ein wenig warmem Essen gefüttert, war der Mann in einem furchtbaren Zustand. Ich untersuchte ihn erneut sorgfältig im Licht des Fensters. Die Diagnose seiner Zehen war eindeutig; der Gangrängestank war deutlich, und die grünliche Färbung zog sich über die ganze Außenkante seines Fußrückens.
    Ich würde mehr als nur die Zehen abnehmen müssen - ich runzelte die Stirn und tastete die verwesende Fläche langsam ab. Dabei fragte ich mich, ob es besser wäre, eine Teilamputation zwischen den Mittelfußknochen zu versuchen oder den Fuß einfach am Knöchel abzunehmen. Die bewahrende Teilamputation hatte in diesem Fall eigentlich keinen Sinn; es war klar, dass Beardsley nie wieder laufen würde.
    Ich kaute skeptisch auf meiner Unterlippe. Was das anging, so war die ganze Operation möglicherweise zwecklos; er wurde von Fieberschüben verzehrt, und aus den Wunden an seinen Beinen und Pobacken lief der Eiter. Wie groß mochte seine Chance sein, sich von der Amputation zu erholen, ohne an einer Infektion zu sterben?
    Ich hatte nicht gehört, wie Mrs. Beardsley hinter mich trat; für eine so schwere Frau bewegte sie sich bemerkenswert leise.
    »Was habt ihr vor?«, fragte sie, und ihre Stimme klang neutral und unbeteiligt.
    »Die Zehen Eures Mannes sind gangränös«, sagte ich. Zwecklos, Beardsley jetzt nicht mehr in Alarm versetzen zu wollen. »Ich muss seinen Fuß amputieren.« Es gab wirklich keine andere Wahl, obwohl mir bei der Vorstellung, die nächsten Tage - oder Wochen - hier zu verbringen und Beardsley zu pflegen, beklommen zumute wurde. Ich konnte ihn ja wohl kaum in den liebenden Händen seiner Frau zurücklassen!
    Sie umkreiste langsam den Tisch und kam bei seinen Füßen zum Stehen. Ihr Gesicht war ausdruckslos, doch ein winziges Lächeln erschien in ihren Mundwinkeln, verlosch und leuchtete wieder auf, als hätte es ein Eigenleben. Sie warf einen langen Blick auf die geschwärzten Zehen, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Nein«, sagte sie leise. »Lafft ihn verrotten.«
    Immerhin beantwortete sich jetzt die Frage, ob Beardsley uns verstand; sein offenes Auge quoll hervor, er gab ein wütendes Kreischen von sich und hieb um sich, um sie zu fassen zu bekommen, so dass er gefährlich dicht daran war, bei seinen Bemühungen vom Tisch zu fallen. Jamie packte ihn und drückte und hievte mit aller Kraft, um die füllige Masse auf dem Tisch zu halten. Als Beardsley schließlich keuchend und jammernd nachgab, richtete sich Jamie nicht minder keuchend auf und sah Mrs. Beardsley mit einem Ausdruck extremer Abneigung an.
    Sie zuckte mit den Schultern und zog ihr Schultertuch fest zusammen,
wich aber weder zurück noch wandte sie den Blick ab. Sie hob trotzig das Kinn.
    »Ich bin seine Frau«, sagte sie. »Ich werde nicht zulassen, dass Ihr ihn ffneidet. Es bringt sein Leben in Gefahr.«
    »Es ist der sichere Tod, wenn ich es nicht tue«, sagte ich knapp. »Und ein schrecklicher Tod. Ihr -« Ich bekam den Satz nicht zu Ende; Jamie legte mir die Hand auf die Schulter und drückte fest zu.
    »Bring sie hinaus, Claire«, sagte er leise.
    »Aber -«
    »Hinaus.« Seine Hand verstärkte ihren Griff auf meiner Schulter so, dass es fast schmerzte. »Komm erst zurück, wenn ich dich rufe.«
    Seine Miene war grimmig, aber es war etwas in seinen Augen, bei dem mir angst und bange wurde. Ich blickte zur Anrichte, wo seine Pistolen neben meiner Medizintruhe lagen, dann wieder in sein Gesicht, entsetzt.
    »Das kannst du doch nicht tun«, sagte ich.
    Er sah Beardsley trostlos an.
    »Einen Hund würde ich in so einem Fall töten, ohne eine Sekunde zu überlegen«, sagte er leise. »Soll ich für ihn weniger tun?«
    »Er ist aber kein Hund!«
    »Nein, das ist er nicht.« Er ließ die Hand von meiner Schulter sinken und umrundete den Tisch, bis er an Beardsleys Seite stand.
    »Wenn Ihr mich versteht, Mann - schließt das Auge«, sagte er leise. Es folgte ein kurzes Schweigen, und Beardsleys blutunterlaufenes Auge richtete sich auf Jamie - unleugbar vernunftbegabt. Das Lid senkte sich langsam, dann hob es sich wieder.
    Jamie wandte sich zu mir

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