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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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der Stützbalken der Scheune und schloss ein Auge, um das Schwindelgefühl zu stoppen.
    Als mich jemand an meiner blinden Seite anstupste, öffnete ich das Auge, und Jamie kam zum Vorschein. Er hielt zwei bis zum Rand gefüllte Becher in den Händen. Erhitzt und durstig, wie ich war, interessierte mich nicht, was sie enthielten, solange es nur nass war. Zum Glück war es Cidre, und ich stürzte ihn hinunter.
    »Wenn du ihn so trinkst, fällst du mir noch um, Sassenach«, sagte er, während er sich seines eigenen Getränks auf dieselbe Weise entledigte. Er war rot und verschwitzt vom Tanzen, aber seine Augen glitzerten, als er mich angrinste.
    »Unsinn«, sagte ich. Mit ein wenig Cidre als Ballast hatte der Raum aufgehört, sich zu drehen, und ich war bester Laune, wenn mir auch ziemlich heiß war. »Wie viele Leute sind hier drinnen, was meinst du?«
    »Achtundsechzig, beim letzten Nachzählen.« Er lehnte sich neben mir zurück und betrachtete die wirbelnde Menge mit einem Ausdruck tiefer Zufriedenheit.
»Aber es kommen und gehen ständig welche, deswegen kann ich es nicht genau sagen. Und ich habe die Kinder nicht mitgezählt«, fügte er hinzu und machte eine kleine Bewegung, um eine Kollision mit einem Trio kleiner Jungen zu vermeiden, die durch die Menge flitzten und kichernd an uns vorbeitobten.
    Heuballen waren im Dunklen an den Wänden der Scheune aufgestapelt; die Kinder, die zu klein waren, um wach zu bleiben, lagen wie die Kätzchen darauf zusammengerollt. Das flackernde Laternenlicht fing sich in etwas rotgolden und seidig Schimmerndem; Jemmy schlief tief und fest unter seiner Decke und ließ sich offensichtlich von dem Lärm angenehm einlullen. Ich sah, wie Brianna die Tanzfläche verließ und ihm kurz prüfend die Hand auflegte, dann wandte sie sich wieder um. Roger hielt ihr die Hand entgegen, dunkel und lächelnd, und sie ergriff sie lachend und ließ sich in die stampfende Masse zurück wirbeln.
    Es herrschte tatsächlich ein stetes Kommen und Gehen - vor allem unter den kleinen Gruppen junger Leute und den verliebten Pärchen. Draußen war es eiskalt und frostklar, aber die Kälte machte das Kuscheln mit einem wärmenden Partner nur noch verlockender. Einer der älteren MacLeodjungen kam an uns vorbei, den Arm um ein viel jüngeres Mädchen gelegt - eine der Enkeltöchter des alten Guthrie, dachte ich; er hatte drei davon, die sich alle ziemlich ähnlich sahen -, und als Jamie jovial etwas auf Gälisch zu ihm sagte, bekam er rote Ohren. Das Mädchen war zwar schon vom Tanzen errötet, lief aber ebenfalls puterrot an.
    »Was hast du zu ihnen gesagt?«
    »Das kann man nicht übersetzen«, sagte er und schob mir seine Hand ins Kreuz. Er pulsierte vor Hitze und Whisky und leuchtete vor Glück; wenn ich ihn nur ansah, wurde mir ganz warm ums Herz. Er sah das und lächelte zu mir hinab, und die Hitze seiner Hand brannte sich durch den Stoff meines Kleides.
    »Möchtest du einen Moment nach draußen gehen, Sassenach?«, sagte er mit leiser, ausgesprochen suggestiver Stimme.
    »Jetzt, wo du es sagst... ja«, sagte ich. »Vielleicht aber noch nicht sofort?« Ich wies mit einer Kopfbewegung an ihm vorbei, und er drehte sich um und sah ein Häuflein älterer Damen an der Wand auf einer Bank sitzen. Sie betrachteten uns mit den glänzenden Augen einer neugierigen Krähenschar. Jamie winkte und lächelte ihnen zu, und sie brachen mit roten Gesichtern in Gekicher aus. Dann wandte er sich seufzend wieder zu mir zurück.
    »Aye, well. Dann eben später... nach dem First-Footing vielleicht.«
    Die jüngste Tanzrunde ging zu Ende, und es folgte ein allgemeiner Ansturm auf die Wanne mit dem Cidre am anderen Ende der Scheune, die von Mr. Wemyss gehütet wurde. Die Tänzer umdrängten sie wie ein durstiger Wespenschwarm, so dass von Mr. Wemyss nicht mehr als sein Scheitel zu sehen war, dessen helles Haar im Schein der Laternen fast weiß wirkte.

    Daraufhin hielt ich nach Lizzie Ausschau, um zu sehen, ob sie sich amüsierte. Offensichtlich war es so; sie hielt auf einem Heuballen Hof, umringt von vier oder fünf Bauernjungen, deren Verhalten dem der Tänzer an der Cidrewanne nicht unähnlich war.
    »Wer ist denn der große Bursche?«, fragte ich Jamie, nachdem ich ihn auf die kleine Versammlung aufmerksam gemacht hatte. »Ich kenne ihn gar nicht.« Er kniff die Augen ein wenig zusammen und warf einen Blick hinüber.
    »Oh«, sagte er und entspannte sich. »Das ist Jacob Schnell. Er ist mit einem Freund aus Salem hier;

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