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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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durch den Kopf schossen, die alle auf ihrer wachsenden Furcht basierten, dass meine Manie für verdorbenes Essen überhand nehmen könnte und bald die gesamte Produktion der Küche mit Beschlag belegen würde. Ihr von Argwohn verfinsterter Blick huschte zu unserer Kuchendose hinüber, dann zurück zu mir.
    Ich wandte den Kopf ab, um insgeheim zu lächeln, und stellte fest, dass Adso, der Kater, auf den Hinterbeinen auf der Bank stand, die Vordertatzen auf der Tischplatte verankert, während seine großen, grünen Augen fasziniert den Bewegungen der Schöpfkelle folgten.
    »Oh, möchtest du auch etwas?« Ich holte eine Untertasse aus dem Regal und füllte sie mit einer dunklen Pfütze aus Brühe mit köstlichen Gänsefleischfetzen und schwimmenden Fettaugen.
    »Das ist von meiner Hälfte«, versicherte ich Mrs. Bug, aber sie schüttelte heftig den Kopf.

    »Das kommt gar nicht in Frage, Mrs. Fräser«, sagte sie. »Der kleine Prachtkerl hier hat in den letzten zwei Tagen sechs Mäuse gefangen.« Sie strahlte Adso voller Zuneigung an. Der Kater war auf den Boden gesprungen und schleckte seine Brühe, so schnell sich seine kleine, rosafarbene Zunge bewegen konnte. »Was immer er von meinem Herd möchte, hat er sich verdient.«
    »Oh, hat er das? Wunderbar. Dann kann er ja in mein Sprechzimmer kommen und da sein Glück mit den Mäusen versuchen.« Wir beherbergten im Augenblick eine ganze Mäuseplage; vom schlechten Wetter ins Haus getrieben, flitzten sie nach Anbruch der Dunkelheit an den Fußleisten entlang, und selbst am helllichten Tage schossen sie plötzlich über den Boden oder hüpften aus geöffneten Schranktüren, so dass die Hausbewohner schier einen Herzinfarkt bekamen und das Geschirr fallen ließen.
    »Nun, das kann man den Mäusen kaum verübeln«, bemerkte Mrs. Bug und warf mir einen raschen Blick zu. »Sie gehen schließlich dahin, wo das Essen ist.«
    Die Brühe war fast vollständig durch den Musselin gelaufen und hinterließ eine dicke Schicht aus Treibgut. Ich kratzte es ab und löffelte es auf Adsos Tellerchen, dann schöpfte ich eine frische Kelle Brühe.
    »Ja, das tun sie«, sagte ich gleichmütig. »Und es tut mir auch Leid, aber der Schimmel ist wichtig. Er ist eine Arznei, und ich -«
    »Oh, aye! Natürlich ist er das«, versicherte sie mir hastig. »Das weiß ich doch.« Ihr Stimme enthielt nicht den geringsten Sarkasmus, was mich sehr überraschte. Sie zögerte, dann langte sie durch den Schlitz in ihrem Rock in die weiträumige Tasche, die sie darunter trug.
    »Es gab einen Mann in Auchterlonie - in dem Dorf, wo wir unser Haus hatten, Arch und ich. Er war ein Carline , unser Johnnie Howlat, und die Leute sind nur mit großem Argwohn zu ihm gegangen - aber sie sind gegangen. Manche bei Tag, um sich Kräuterarzneien zu holen, und manche bei Nacht, um Zaubermittel zu kaufen. Ihr kennt die Sorte doch?« Sie warf mir erneut einen raschen Blick zu, und ich nickte ein wenig unsicher.
    Ich kannte die Sorte Mensch, die sie meinte; so mancher Heiler in den Highlands handelte nicht nur mit Medizin, sondern auch mit minderer Magie und verkaufte Liebestränke, Fruchtbarkeitsmittel... Flüche. Etwas Kaltes schlängelte sich über meinen Rücken und verschwand, nicht ohne jedoch ein schwaches Gefühl der Beklommenheit nach sich zu ziehen wie die Schleimspur einer Schnecke.
    Ich schluckte, denn in meinem Gedächtnis sah ich den kleinen Strauß dorniger Pflanzen, der so sorgfältig mit rotem und schwarzem Garn zusammen gebunden war. Ein eifersüchtiges Mädchen namens Laoghaire hatte ihn unter mein Kopfkissen gelegt - nachdem sie ihn von einer Hexe namens Geillis Duncan erworben hatte. Einer Hexe wie mir.
    Worauf mochte Mrs. Bug hinaus wollen? Ich war mir nicht ganz sicher,
was das Wort Carline bedeutete, doch ich glaubte, dass es »Hexe« hieß - oder etwas in der Art. Sie betrachtete mich nachdenklich, und ihre übliche Lebhaftigkeit war merklich gedämpft.
    »Er war ein schmutziges Männlein, Johnnie Howlat. Er hatte keine Frau, die für ihn sorgte, und seine Kate roch nach fürchterlichen Dingen. Und er auch.« Sie erschauerte plötzlich, trotz des Feuers in ihrem Rücken.
    »Manchmal begegnete man ihm, wenn er im Wald oder im Moor auf dem Boden herumstocherte. Dann und wann fand er tote Kreaturen und nahm ihr Fell und ihre Füße mit, ihre Knochen und Zähne für seine Zaubermittel. Er trug einen gammeligen Kittel wie ein Bauer, und manchmal lief er einem über den Weg und trug etwas unter seinem

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