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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kittel, der mit Blut- und anderen Dingen - durchtränkt war.«
    »Das klingt ja sehr unangenehm«, sagte ich, die Augen fest auf die Flasche gerichtet, während ich erneut das Tuch sauber schabte und einen frischen Löffel Brühe schöpfte. »Aber die Leute sind trotzdem zu ihm gegangen?«
    »Es gab sonst niemanden«, sagte sie nur und sah auf. Ihre dunklen Augen blickten unverwandt in die meinen, und ihre Hand bewegte sich langsam und befühlte etwas in ihrer Tasche.
    »Zuerst war ich mir nicht sicher«, sagte sie. »Denn Johnnie hatte Dinge wie Graberde und Knochenstaub, Hühnerblut und dergleichen mehr im Haus, aber Ihr -« Sie nickte mir nachdenklich zu, und ihr makelloses Häubchen leuchtete im Feuerschein. »Ihr seid von der reinlichen Sorte.«
    »Danke«, sagte ich belustigt und angerührt zugleich. Das war ein großes Kompliment von Mrs. Bug.
    »Abgesehen von dem verschimmelten Brot«, fügte sie hinzu, und ihre Mundwinkel verkniffen sich ein wenig. »Und diesem kleinen Heidenbeutelchen in Eurem Schrank. Aber es stimmt doch, oder? Ihr kennt Euch in Zauberdingen aus, wie Johnnie?«
    Ich zögerte, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Bilder aus Cranesmuir standen mir plötzlich so lebhaft vor Augen wie schon seit Jahren nicht mehr. Das Letzte, was ich wollte, war, dass Mrs. Bug das Gerücht verbreitete, ich sei eine Carline - manche nannten mich ja schon eine Kräuterhexe. Ich befürchtete zwar keine gesetzliche Verfolgung als Hexe - nicht hier und jetzt. Aber einen Ruf als fähige Heilerin zu haben, war eine Sache; von den Leuten um Hilfe in den anderen Dingen ersucht zu werden, mit denen die Magier handelten...
    »Eigentlich nicht«, sagte ich vorsichtig. »Ich weiß einfach nur einiges über Pflanzen. Und über die Heilkunst. Aber ich weiß wirklich nichts über Zaubermittel oder... Zaubersprüche.«
    Sie nickte zufrieden, so als hätte ich ihre Vermutungen bestätigt, anstatt sie zu leugnen.
    Bevor ich antworten konnte, erklang vom Boden ein Geräusch, als träfe Wasser auf ein heißes Blech, gefolgt von einem lauten Schrei. Jemmy war seines
Spielzeugs überdrüssig geworden, hatte es beiseite geworfen und war zu Adsos Tellerchen hinübergekrabbelt, um es zu inspizieren. Die Katze, die keine Lust hatte zu teilen, hatte das Baby angefaucht und ihm einen Schrecken eingejagt. Mit seinem Kreischen wiederum hatte Jemmy Adso unter die Kaminbank gescheucht; nur seine winzige, rosa Nasenspitze und seine zitternden Schnurrhaare lugten aus dem Dunkel hervor.
    Ich hob den weinenden Jemmy auf und tröstete ihn, während Mrs. Bug das Abseihen der Brühe übernahm. Sie betrachtete die Gänseabfälle auf dem Teller und fischte einen Beinknochen heraus, an dessen Ende der Knorpel weiß glänzte.
    »Hier, Kleiner.« Sie schwenkte ihn einladend unter Jemmys Nase. Er hörte sofort auf zu weinen, griff nach dem Knochen und steckte ihn in den Mund. Mrs. Bug suchte einen kleineren Flügelknochen aus, an dem noch Fleischfasern hingen, und legte ihn auf die Untertasse.
    »Und das ist für dich, mein Junge«, sagte sie an die Dunkelheit unter der Bank gerichtet. »Friss dich nur nicht zu voll - heb dir noch etwas Hunger für die Mäuschen auf, aye?«
    Sie wandte sich wieder dem Tisch zu und begann, die Knochen in einen flachen Topf zu schaufeln.
    »Die röste ich; dann können wir eine Suppe kochen«, sagte sie, die Augen auf ihre Arbeit gerichtet. Ohne ihren Tonfall zu ändern oder aufzublicken, sagte sie dann: »Ich bin einmal bei ihm gewesen, bei Johnnie Howlat.«
    »Ach ja?« Ich setzte mich hin, Jemmy auf dem Knie. »Wart Ihr krank?«
    »Ich wollte ein Kind.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte; ich saß still da und lauschte der Brühe, die durch den Musselin tropfte, während sie die letzten Fleischabfälle sorgfältig in den Topf schabte und diesen zum Herd trug.
    »Ich hatte im Lauf eines Jahres vier Stück verloren«, sagte sie mit dem Rücken zu mir. »Man kann es sich nicht vorstellen, wenn man mich jetzt ansieht, aber ich war nicht mehr als Haut und Knochen, bleich wie Käse und flach wie ein Brett.«
    Sie stellte den Topf fest in die Kohlen und deckte ihn zu.
    »Also habe ich so viel Geld genommen, wie wir entbehren konnten, und bin zu Johnnie Howlat gegangen. Er hat das Geld genommen und einen Topf mit Wasser gefüllt. Ich musste mich auf die eine Seite des Topfes setzen, und er saß auf der anderen, und dann haben wir lange dagesessen; er hat das Wasser angestarrt, und ich habe ihn angestarrt.

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