Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
schienen diese Pferde beinahe etwas Magisches an sich zu haben - und den ehrfürchtigen Kommentaren der Zuschauer nach zu schließen, hätten sie genauso gut aus dem Märchenland wie von Philip Wylies Plantage in Edenton kommen können.
    »Sie gehören Euch?«, fragte ich Wylie, ohne ihn anzusehen, denn ich wollte meine Augen nicht von dem bezaubernden Anblick abwenden. »Wo habt Ihr sie nur her?«
    »Ja«, sagte er, und schlichter Stolz siegte über seine übliche, affektierte Art. »Sie gehören mir. Es sind Friesen. Eine der ältesten Warmblutrassen - ihre Abstammung lässt sich über Jahrhunderte zurückverfolgen. Und wo ich sie her habe -« Er lehnte sich über den Zaun, streckte eine Hand aus, die Handfläche nach oben gekehrt, und winkte den Pferden einladend mit den Fingern. »Ich züchte sie schon seit einigen Jahren. Ich habe sie auf Mrs. Camerons Einladung hin mitgebracht; sie denkt darüber nach, eventuell eine meiner Stuten zu kaufen, und meinte, es seien vielleicht auch ein oder zwei ihrer Nachbarn interessiert. Doch was Lucas hier angeht -« der Hengst war zu uns herübergekommen, als er seinen Besitzer erkannte, und ließ sich gnädig die Stirn kraulen, »er ist unverkäuflich.«
    Die beiden Stuten waren hochtragend; Lucas war der Zuchthengst, und daher, sagte Wylie, hatte er ihn mitgebracht, um die Qualität der Linie zu beweisen. Deshalb, dachte ich insgeheim belustigt, und um mit ihm anzugeben. Wylies »Schwarze Perlen« erregten beträchtliches Interesse, und eine Reihe von Pferdezüchtern aus der näheren Umgebung waren bei Lucas’ Anblick sichtlich grün vor Neid geworden. Philip Wylie plusterte sich auf wie ein Zwerghahn.
    »Oh, da bist du ja, Sassenach«, erklang Jamies Stimme plötzlich in meinem Ohr. »Ich habe schon nach dir gesucht.«
    »Ach wirklich?«, sagte ich und wandte mich vom Paddock ab. Bei seinem Anblick verspürte ich eine plötzliche Wärme unter dem Brustbein und lächelte trotz meiner Ungeduld. »Und wo genau bist du gewesen?«
    »Oh, hier und dort«, sagte Jamie, ohne sich von meinem anklagenden Tonfall stören zu lassen. »Wirklich ein schönes Pferd, Mr. Wylie.« Ein höfliches Nicken, und er hatte mich am Arm gepackt und hielt auf die Rasenfläche zu, noch bevor Philip Wylie sein gemurmeltes »Stets zu Diensten, Sir« ganz ausgesprochen hatte.
    »Was machst du denn hier draußen mit Philip Wylie?«, fragte Jamie, während er sich seinen Weg durch eine Schar von Haussklaven bahnte, die aus dem Küchenhaus geströmt kamen und Tabletts mit Essen vor sich hertrugen, das unter weißen Servietten einladend dampfte.
    »Mir seine Friesenpferde anschauen, natürlich«, sagte ich und legte mir
eine Hand auf den Magen, um das resonante Knurren zu unterdrücken, das der Anblick des Essens auslöste. »Und was hast du die ganze Zeit gemacht?«
    »Duncan gesucht«, sagte er und führte mich um eine Pfütze herum. »Ich kann ihn nirgendwo finden. Er war nicht auf dem Abort und auch nicht in der Schmiede, im Stall, in der Küche oder dem Küchenhaus... Ich habe mir ein Pferd genommen und bin zu den Tabakschuppen hinausgeritten, aber keine Spur von dem Mann. Ich weiß ja, dass er nicht davongelaufen ist, aber-«
    »Vielleicht hat Leutnant Wolff ihn ja ermordet«, meinte ich. »Enttäuschter Rivale und so.«
    »Wolff?« Er blieb stehen und sah mich mit konsterniert gerunzelter Stirn an. »Ist der Mistkerl etwa hier?«
    »Höchstpersönlich«, erwiderte ich und wedelte mit meinem Fächer in Richtung des Rasens. Wolff hatte in unmittelbarer Nähe des Buffets Position bezogen; seine kurze, untersetzte Gestalt in der blauweißen Marineuniform war nicht zu verkennen. »Meinst du, deine Tante hat ihn eingeladen?«
    »Aye, ich denke schon«, sagte er und klang grimmig, aber resigniert. »Schätze, sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn mit der Nase darauf zu stoßen.«
    »Das habe ich mir auch schon gedacht. Aber er ist erst seit einer halben Stunde hier - und wenn er weiter so schluckt«, fügte ich mit einem missbilligenden Blick auf die Flasche hinzu, die der Leutnant umklammert hielt, »ist er bewusstlos, noch bevor die Trauung statt findet.«
    Jamie tat den Leutnant mit einer verächtlichen Geste ab.
    »Soll er sich doch selbst in Alkohol einlegen, solange er den Mund nur auftut, um sich etwas Trinkbares hinein zu schütten. Aber wo hat sich Duncan nur versteckt?«
    »Vielleicht hat er sich in den Fluss gestürzt?« Das sollte ein Scherz sein, doch ich blickte trotzdem zum Fluss

Weitere Kostenlose Bücher