Das Flammende Kreuz
erfordert.« Er zögerte, und es war offensichtlich, dass er sich fragte, ob er mir noch mehr sagen sollte, doch dann entschied er sich dagegen. »Werdet Ihr es ihr ausrichten?«
»Ja natürlich. Mr. Husband - es tut mir Leid.«
Er lächelte mich melancholisch an und schüttelte den Kopf, sagte aber nichts mehr. Doch als er sich von seinen Begleitern gefolgt zum Gehen wandte, blieb James Hunter stehen, um mich leise anzusprechen.
»Die Regulatoren sammeln sich. Es ist ein großes Lager oben in der Nähe von Salisbury«, sagte er. »Vielleicht möchtet Ihr Eurem Gatten das ausrichten.«
Er nickte, tippte sich mit der Hand an die Hutkrempe und schritt davon, ohne eine Bestätigung abzuwarten. Sein schwarzer Rock verschwand in der Menge wie ein Sperling, der von einer Pfauenschar verschluckt wird.
Von meinem Aussichtspunkt am Rand der Terrasse aus konnte ich die ganze Festgesellschaft überblicken, die sich in einem Strom vom Haus bis zum Fluss ergoss und am Rande kleine Sammelbecken bildete, die für das geschulte Auge gut sichtbar waren.
Jocasta bildete das Zentrum des größten gesellschaftlichen Strudels - doch auch Ninian Bell Hamilton und Richard Caswell waren von kleineren, ominösen Wirbeln umspült, und eine unruhige Strömung schlängelte sich durch die ganze Hochzeitsgesellschaft und ließ Gesprächsfetzen wie Ablagerungen an ihrem Rand zurück, wo die Spekulationen auf fruchtbaren Boden fielen. Nach allem, was ich mitbekam, bildete die Frage nach dem möglichen Sexualleben unserer Gastgeber das vorherrschende Thema, allerdings dicht gefolgt von der Politik - und den Regulatoren.
Ich sah nach wie vor keine Spur von Jamie oder Duncan. Doch da war der
Major wieder. Er blieb stehen, ein Glas Cidre in der Hand; Brianna war ihm ins Auge gefallen. Ich beobachtete ihn mit einem ironischen Lächeln.
Brianna verblüffte die Männer oft, wenn auch nicht immer ausschließlich vor Bewunderung. Sie hatte eine ganze Reihe von Dingen von Jamie geerbt; die blauen Katzenaugen und das flammende Haar, die lange, gerade Nase und den breiten, festen Mund, die kühnen Gesichtsknochen, die von irgendeinem Nordmann der Vergangenheit stammten. Doch zusätzlich zu all diesen auffallenden Attributen hatte sie auch noch seine Körpergröße geerbt. In einer Zeit, in der die durchschnittliche Frau etwas unter einsfünfzig groß war, brachte es Brianna auf einen Meter achtzig. Die Leute gafften sie häufig an.
So auch Major MacDonald, der seinen Cidre ganz vergessen hatte. Roger bemerkte es; er lächelte kopfnickend und fing ein Gespräch mit dem Major an, trat aber jenen einen Schritt dichter an Brianna heran, der unmissverständlich ausdrückte: »Sie gehört mir, Kumpel.«
Während ich den Major bei der Unterhaltung beobachtete, fiel mir auf, wie blass und dürr er im Vergleich zu Roger aussah, der beinahe genauso groß war wie Jamie - er war breitschultrig und olivenhäutig, und sein Haar glänzte schwarz wie ein Krähenflügel in der Frühlingssonne, möglicherweise das Erbe eines alten, spanischen Invasoren. Ich musste zugeben, dass es keine sichtbare Ähnlichkeit zwischen ihm und dem kleinen Jemmy gab, der rotgolden war wie ein neuer Messingkerzenhalter.
Ich konnte es weiß aufblitzen sehen, wenn Roger lächelte; der Major hielt seine Lippen beim Lächeln herunter gezogen, wie es die meisten Leute über dreißig taten, um die Zahnlücken und den Verfall zu verbergen, der wie eine Seuche wütete. Vielleicht war es die Belastung, die der Beruf des Majors mit sich brachte; vielleicht auch nur die Auswirkungen schlechter Ernährung in der Kindheit. Nur, weil ein Kind aus einer guten Familie stammte, bedeutete das in dieser Zeit nicht, dass es auch gut aß.
Ich fuhr mir leicht mit der Zunge über meine eigenen Zähne und testete die Kante meiner Schneidezähne. Gerade und gesund, und angesichts des derzeitigen Standes der Zahnmedizin bemühte ich mich nach Leibeskräften darum, dass dies auch so blieb.
»Oh, Mrs. Fraser.« Eine helle Stimme drängte sich in meine Gedanken, und als ich mich umdrehte, sah ich Philip Wylie neben mir stehen. »Woran denkt Ihr nur gerade, meine Liebe? Ihr seht ja geradezu gefährlich aus«, sagte er mit gesenkter Stimme, ergriff meine Hand, und entblößte seine ebenfalls recht ansehnlichen Zähne zu einem anzüglichen Lächeln.
»Ich bin nicht Eure Liebe«, sagte ich ziemlich scharf und entriss ihm meine Hand. »Und apropos gefährlich, es überrascht mich, dass Euch noch niemand in den
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