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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hinüber und sah ein Boot auf die Anlegestelle zusteuern. Der Ruderer stand am Bug, um einem wartenden Sklaven sein Anbindeseil zuzuwerfen. »Sieh nur - ist das endlich der Priester?«
    Er war es; eine kurze, rundliche Gestalt, die schwarze Soutane bis über die behaarten Knie hochgezogen, kletterte gerade ungeschickt auf das Dock, und die Bootsleute schubsten ihn von unten helfend an. Ulysses war bereits zur Landestelle unterwegs, um ihn zu begrüßen.
    »Gut«, sagte Jamie in zufriedenem Tonfall. »Dann haben wir also einen Priester und eine Braut. Zwei von dreien - das ist doch schon ein Fortschritt. Halt, Sassenach, warte - dein Haar löst sich.« Er zeichnete langsam die Linie einer herab gefallenen Haarsträhne auf meinem Rücken nach, und ich ließ gehorsam das Schultertuch von den Schultern sinken. Mein Kleid war ziemlich tief ausgeschnitten, bis hin zur Mitte meines Rückens; am französischen Hof hätte es sicher noch prüde gewirkt, doch für Cross Creek war es sehr gewagt.
    Es schien die gewünschte Wirkung zu haben; Jamie steckte mir gekonnt
die Locke wieder hoch, dann küsste er sanft meinen Nacken, und ich erschauerte. Offensichtlich war auch er gegen die Frühlingsluft nicht immun.
    »Dann muss ich wohl weiter nach Duncan suchen«, sagte er mit einer Spur von Bedauern. Seine Finger verharrten auf meinem Rücken, und sein Daumen fuhr mir deliziös über die Furche meiner Wirbelsäule. »Aber wenn ich ihn erst gefunden habe... muss es doch hier irgendwo ein Plätzchen geben, an dem man unter sich sein kann.«
    Bei den Worten »unter sich« lehnte ich mich an Jamie und blickte zum Flussufer, wo eine Gruppe von Trauerweiden eine Steinbank überschattete - eine sehr zurückgezogene, romantische Stelle, vor allem bei Nacht. Die Weiden waren dicht begrünt, doch zwischen den herabhängenden Zweigen sah ich etwas Scharlachrotes aufblitzen.
    »Hab’ ihn!«, rief ich aus und richtete mich so abrupt auf, dass ich Jamie auf den Zeh trat. »Oh - tut mir Leid!«
    »Nichts passiert«, beruhigte er mich. Er war meiner Blickrichtung gefolgt und richtete sich jetzt zielstrebig auf. »Ich gehe und hole ihn. Geh zum Haus hinauf, Sassenach, und behalte meine Tante und den Priester im Auge. Lass sie nicht entwischen, solange diese Ehe nicht geschlossen ist.«
     
    Während Jamie über den Rasen auf die Weiden zuging, erwiderte er geistesabwesend die Begrüßungen von Freunden und Bekannten. In Wirklichkeit waren seine Gedanken weniger bei Duncans bevorstehender Vermählung als vielmehr bei seiner eigenen Frau.
    Er war sich stets bewusst, welch ein Segen ihre Schönheit war; selbst wenn sie in ihrem alltäglichen, groben Leinenkleid knietief im Gartenschlamm steckte oder bei der Ausübung ihrer Berufung blutbefleckt glühte, ging ihm der Anblick ihres Körpers durch Mark und Bein, und ihre Whiskyaugen konnten ihn mit einem Blick betrunken machen. Außerdem brachte ihn das verrückte Gewirr ihrer Haare zum Lachen.
    Schon bei dem bloßen Gedanken daran lächelte er vor sich hin und begriff, dass er tatsächlich leicht angetrunken war. Der Alkohol floss bei diesem Empfang wie Wasser, und einige Männer lehnten bereits mit glasigen Augen und schlaffen Kiefern am Mausoleum des alten Hector; er erspähte auch jemanden, der hinter dem Gebäude ins Gebüsch pinkelte. Er schüttelte den Kopf. Wenn es erst Abend wurde, würde unter jedem Busch jemand liegen.
    Himmel. Ein einziger Gedanke an Gestalten unter Büschen, und schon beehrte ihn sein Gehirn mit einer äußerst unanständigen Vision von Claire, die mit gespreizten Gliedern lachend unter einem solchen lag. Ihre Brüste fielen aus ihrem Kleid, und das tote Laub und das trockene Gras hatten dieselbe Farbe wie ihr zerknitterter Rock und das lockige Haar zwischen... Er würgte den Gedanken abrupt ab und verbeugte sich höflich vor Mrs. Alderdyce, der Mutter des Richters.

    »Stets zu Diensten, Ma’am.«
    »Guten Tag, junger Mann, guten Tag.« Die alte Dame nickte in Oberlehrermanier und ging weiter, auf den Arm ihrer Begleiterin gestützt, einer geduldigen, jungen Frau, die Jamies Gruß mit einem schwachen Lächeln beantwortete.
    »Master Jamie?« Eine der Mägde stand neben ihm und hielt ihm ein Tablett mit Bechern entgegen. Er griff zu, bedankte sich und trank ihn in einem Zug halb leer.
    Er konnte nicht anders. Er musste sich einfach umdrehen und Claire hinterhersehen. Er erhaschte nicht mehr als einen Blick auf ihren Scheitel inmitten der Menge auf der Terrasse - das sture,

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