Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
zu tun!«
    Ich hätte eine größere Wirkung erzielt, wenn ich mich mit der Ziegelmauer des Gemüsegartens unterhalten hätte.
    »Doch«, sagte er steif. »Ich habe meinen Stolz.«
    Ich rieb mir entnervt mit der Hand über das Gesicht.

    »Ja, und Philip Wylie weiß das offensichtlich! Hast du schon einmal davon gehört, dass Stolz und Hochmut vor dem Fall kommen?«
    »Ich habe nicht die geringste Absicht zu fallen«, versicherte er mir. Er spähte zu der Glastür zurück, in der Wylie verschwunden war, dann wieder zu mir. »Kannst du mir deinen Goldring geben?«
    Mir klappte vor Schreck der Mund auf.
    »Kann ich... meinen Ring?« Meine Finger fuhren unwillkürlich an meine linke Hand und Franks glatten, goldenen Ehering.
    Er beobachtete mich gebannt, den Blick unverwandt auf meine Augen gerichtet. Auf der Terrasse waren die Fackeln angezündet worden; das tanzende Licht fiel von der Seite auf ihn, zeigte seine sturen Züge als scharfes Relief und erleuchtete sein Auge in brennendem Blau.
    »Ich brauche einen Einsatz«, sagte er leise.
    »Verdammte Tat.« Ich wandte mich heftig von ihm ab und starrte über den Rand der Terrasse. Auch auf dem Rasen hatte man Fackeln angezündet, und Perseus’ weißer Marmorhintern schimmerte in der Dunkelheit.
    »Ich werde ihn nicht verlieren«, sagte Jamie hinter mir. Seine Hand ruhte auf meiner Schulter, und durch die Spitze meines Schultertuches spürte ich sie wie ein Gewicht. »Oder falls doch - werde ich es wieder gut machen. Ich weiß... wie viel er dir wert ist.«
    Ich zog meine Schulter mit einem Ruck unter seiner Hand fort und trat ein paar Schritte zur Seite. Mein Herz hämmerte, und mein Gesicht war heiß und klamm zugleich, als wäre ich im Begriff, in Ohnmacht zu fallen. Der Wein schien zusammen mit dem Quecksilber in meinem Magen zu einem Kloß geronnen zu sein.
    Er sagte nichts und berührte mich nicht; er stand nur da und wartete.
    »Den goldenen«, sagte ich schließlich tonlos. »Franks Ring. Nicht den silbernen?« Nicht seinen Ring; nicht sein Besitzsymbol.
    »Der Goldring ist mehr wert«, sagte er und fügte dann nach ganz kurzem Zögern hinzu: »Mehr Geld.«
    »Das weiß ich.« Ich drehte mich zu ihm um. Die Flammen flackerten im Wind und warfen ihr bewegtes Licht auf seine Züge, so dass sie schwer zu lesen waren.
    »Ich meine - nimmst du sie nicht besser beide?« Meine Hände waren kalt; der Goldring ließ sich leicht abziehen; der silberne saß fester, aber ich zerrte ihn über meinen Fingerknöchel. Ich nahm seine Hand und ließ ihm die beiden Ringe klirrend in die Handfläche fallen.
    Dann drehte ich mich um und ging davon.

47
    Die Liste der Venus
    Roger bahnte sich seinen Weg vom Salon auf die Terrasse hinaus und wand sich durch die Menge, die sich wie ein Läusenest um das Buffet drängte. Ihm war so heiß, dass er schwitzte, und die Nachtluft wehte ihm erfrischend ins Gesicht. Er blieb in der Dunkelheit am Ende der Terrasse stehen, wo er unauffällig seine Weste aufknöpfen und ein wenig mit der Vorderseite seines Hemdes wedeln konnte, um kalte Luft an sich zu lassen.
    Die Kiefernfackeln, die die Terrasse und die gepflasterten Wege säumten, flackerten im Wind und warfen wild schlingernde Schatten auf die Masse der Feiernden, aus der in verwirrender Abfolge einzelne Gliedmaßen und Köpfe auftauchten und dann wieder verschwanden. Feuer spiegelte sich glänzend in Silber und Kristall, Goldspitze und Schuhschnallen, Ohrringen und Westenknöpfen. Aus der Entfernung sah es so aus, als sei die Gästeschar von Glühwürmchen erleuchtet, die in der dunklen Masse aus raschelndem Stoff aufblinkten. Brianna trug nichts Reflektierendes, dachte er, doch auf Grund ihrer Größe musste sie eigentlich dennoch leicht zu entdecken sein.
    Den ganzen Tag über hatte er sie nur dann und wann für eine verlockende Sekunde zu Gesicht bekommen; sie hatte an Stelle ihrer Tante getanzt, sich um Jemmy gekümmert oder sich mit den Leuten unterhalten - es schienen Dutzende zu sein -, die sie von ihrem früheren Aufenthalt in River Run her kannte. Er verübelte ihr die Gelegenheit nicht im Mindesten; in Fraser’s Ridge gab es herzlich wenig Gesellschaft, und er war froh zu sehen, dass sie sich gut amüsierte.
    Er selbst war ebenfalls auf seine Kosten gekommen; seine Kehle fühlte sich von der Anstrengung des fortgesetzten Singens jetzt angenehm kratzig an, und er hatte drei neue Lieder von Seamus Hanlon gelernt, die er sich gut eingeprägt hatte. Schließlich jedoch hatte er sich

Weitere Kostenlose Bücher