Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Teresa, eine der anderen Sklavinnen, war bei ihr; bei meinem Erscheinen seufzte sie erleichtert auf und kam mir entgegen, um mich zu begrüßen.
    »Es geht ihr gar nicht gut«, murmelte Teresa mir zu und warf kopfschüttelnd einen argwöhnischen Blick auf das ihr anvertraute Mädchen. »Sie hat bis jetzt weder ein Wort gesagt noch eine Träne geweint.«
    Phaedres schönes Gesicht hätte aus Obstholz geschnitzt sein können; ihre Hautfarbe, normalerweise ein zarter Zimtton, war zu einem blassen, hölzernen Braun verblichen, und ihre Augen starrten blind durch die offene Tür der Kammer auf die kahle Wand.

    Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter; sie war warm, aber so reglos, dass sie ein Stein in der Sonne hätte sein können.
    »Es tut mir Leid«, sagte ich leise zu ihr. »Furchtbar Leid. Dr. Fentiman hat ihr beigestanden; er hat getan, was er konnte.« Das stimmte; überflüssig, meine Meinung in Bezug auf Fentimans Fähigkeiten zu äußern - das spielte jetzt keine Rolle mehr.
    Keine Antwort. Sie atmete; ich konnte sehen, wie sich ihre Brust schwach hob und senkte, doch das war alles.
    Ich biss mir von innen auf die Unterlippe und dachte verzweifelt nach, wer oder was ihr Trost spenden könnte. Jocasta? Wusste Jocasta überhaupt schon von Bettys Tod? Duncan wusste es natürlich, aber es war möglich, dass er beschlossen hatte, es ihr nicht zu sagen, solange die Gäste nicht fort waren.
    »Der Priester«, fiel es mir plötzlich ein. »Hättest du gern, dass Vater LeClerc den - den Körper deiner Mutter segnet?« Für die Letzte Ölung war es wohl etwas spät - vorausgesetzt, dass Phaedre überhaupt wusste, was das war -, doch ich war mir sicher, dass der Priester bereitwillig jeden möglichen Trost spenden würde. Er war noch nicht fort; ich hatte ihn vor ein paar Minuten im Esszimmer gesehen, wo er einen Teller Schweinekoteletts mit Spiegeleiern und Sauce verputzte.
    Ein schwaches Zittern durchlief die Schulter unter meiner Hand. Das reglose, schöne Gesicht wandte sich mir zu, die dunklen Augen verschleiert.
    »Was soll das nützen?«, flüsterte sie.
    »Äh... nun ja...« Ich suchte verlegen nach einer Antwort, doch sie hatte sich bereits abgewandt und starrte einen dunklen Fleck im Holz des Tisches an.
    Am Ende hatte ich ihr eine kleine Dosis Laudanum verabreicht - eine Ironie, die ich resolut ignorierte - und Teresa gebeten, sie dort zu Bett zu bringen, wo sie normalerweise schlief, im Ankleidezimmer, das sich an Jocastas Boudoir anschloss.
    Jetzt drückte ich die Tür des Ankleidezimmers auf, um nachzusehen, wie es ihr ging. Das kleine Zimmer war fensterlos und dunkel und roch nach Stärke, verbranntem Haar und dem schwachen Blumenduft von Jocastas Eau de Toilette. Ein riesiger Kleiderschrank nebst passender Chiffoniere stand an der einen Wand, eine Ankleidekommode an der anderen. Eine spanische Wand trennte eine Ecke ab, und dahinter stand Phaedres schmales Bett.
    Ich konnte sie langsam und tief atmen hören, und das beruhigte mich. Ich bewegte mich leise durch das dunkle Zimmer und zog die Wand ein wenig zurück; Phaedre lag zusammengerollt von mir abgewandt und hatte die Knie angezogen.
    Brianna war hinter mir in das Ankleidezimmer getreten; sie blickte mir über die Schulter, ihr Atem warm in meinem Ohr. Ich zeigte ihr mit einer kleinen
Geste an, dass alles in Ordnung war und schob die Wand wieder an ihren Platz.
    Kurz vor der Tür des Boudoirs blieb Brianna stehen. Sie drehte sich plötzlich zu mir um, legte die Arme um mich und drückte mich fest. Jemmy, der sich in dem hell erleuchteten Zimmer hinter ihr befand, vermisste sie und begann zu schreien.
    »Mam! Ma-MA!«
     
    Eigentlich hätte ich etwas essen sollen, doch da mir der Geruch des Speichers und der Parfumduft nach wie vor in der Nase hingen, hatte ich keinen Appetit. Ein paar Gäste hielten sich noch im Speisezimmer auf; gute Freunde Jocastas, die ein oder zwei Tage bleiben würden. Ich nickte und lächelte im Vorübergehen, ignorierte jedoch die Einladungen, mich zu ihnen zu gesellen, und hielt stattdessen auf die Treppe zur ersten Etage zu.
    Das Schlafzimmer war leer, die Matratzen abgezogen und die Fenster geöffnet, um das Zimmer zu lüften. Der Kamin war gefegt und das Zimmer war kalt - aber wunderbar still.
    Mein Umhang hing immer noch im Schrank. Ich legte mich auf die nackte Matratze, zog den Umhang über mich und schlief augenblicklich ein.
     
    Kurz vor Sonnenuntergang erwachte ich hungrig mit einer seltsamen Gefühlsmischung aus

Weitere Kostenlose Bücher