Das Flammende Kreuz
mir sacht die Hand auf den Rücken.
»Geht es, Sassenach?«, flüsterte er.
»Ja.« Ich ergriff seine freie Hand, um mir moralische Unterstützung zu holen. Sie würden Betty wohl kaum im Gemüsegarten begraben; es musste also aus ganz prosaischen Gründen gegraben worden sein, zum Beispiel, um ein Zwiebelbeet oder eine Furche für Früherbsen anzulegen. Ein beruhigender Gedanke, obwohl sich meine Haut kalt und dünn anfühlte und vor Anspannung prickelte.
Auch Jamie selbst war alles andere als gelassen, obwohl er äußerlich so gefasst war wie eh und je. Der Tod war ihm nicht fremd, und er fürchtete ihn kaum. Doch er war sowohl Katholik als auch Kelte, und er war fest von der Existenz einer anderen, unsichtbaren Welt überzeugt, die jenseits der Auflösung des Körpers lag. Er glaubte bedingungslos an die tannasgeach - an Geister - und verspürte keinerlei Verlangen, einem solchen zu begegnen. Dennoch, wenn ich nicht davon abzubringen war, würde er der anderen Welt um meinetwillen trotzen; er drückte mir fest die Hand und ließ sie nicht mehr los.
Ich erwiderte den Händedruck, denn ich war zutiefst dankbar, dass er da war. Abgesehen von der unangenehmen Frage, was Bettys Geist wohl von meinem Vorhaben halten mochte, wusste ich, dass ihn die Vorstellung einer bewussten Verstümmelung ihrer Leiche zutiefst verstörte, ganz gleich, wie sehr sein Verstand auch davon überzeugt sein mochte, dass ein seelenloser Körper nicht mehr als Lehm war.
»Es ist eine Sache, mit anzusehen, wie Männer auf dem Schlachtfeld zerfleischt werden«, hatte er etwas früher an diesem Abend zu mir gesagt, als wir noch über die Sache diskutierten. »So ist der Krieg nun einmal, und es ist ehrenhaft, so grausam es auch sein mag. Aber zum Messer zu greifen und kaltblütig eine arme Unschuldige wie diese Frau aufzuschlitzen...« Er sah mich an, und seine Augen verdunkelten sich beunruhigt. »Musst du es wirklich tun, Claire?«
»Ja, das muss ich«, hatte ich gesagt, ohne den Blick vom Inhalt der Tasche abzuwenden, die ich gerade packte. Eine große Rolle Baumwollwatte zum Aufsaugen von Flüssigkeiten, kleine Gläser für Organproben, meine größte Knochensäge, ein paar Skalpelle, eine gefährlich aussehende Schere mit schweren Klingen, ein scharfes Messer, das ich mir in der Küche ausgeborgt hatte... Wirklich eine gruselige Ansammlung. Ich wickelte die Schere in ein Handtuch, damit sie nicht scheppernd gegen die anderen Gegenstände stieß, und steckte sie in die Tasche, während ich mir sorgsam meine Worte zurechtlegte.
»Hör zu«, sagte ich schließlich und hob den Blick, um ihn anzusehen. »Irgendetwas stimmt hier nicht, da bin ich mir sicher. Und wenn Betty umgebracht worden ist, sind wir es ihr doch wohl schuldig, es herauszufinden. Wenn du ermordet würdest, würdest du dir nicht wünschen, dass irgendjemand alles tut, um es zu beweisen? Um... um dich zu rächen?«
Er stand einige Sekunden lang still und musterte mich mit nachdenklich zusammengekniffenen Augen. Dann entspannte sich sein Gesicht, und er nickte.
»Aye, das würde ich«, sagte er leise. Er ergriff die Knochensäge und begann, sie in ein Tuch zu wickeln.
Er hatte keine weiteren Einwände erhoben. Er hatte mich nicht weiter gefragt, ob ich mir sicher war. Er hatte nur entschlossen gesagt, dass er mitkommen würde, wenn ich es tat, und damit basta.
Was nun die Frage anging, ob ich mir sicher war - ich war es nicht. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass mit diesem Todesfall irgendetwas nicht stimmte, aber ich hatte nicht die geringste Ahnung, was es war. Der kalte Mond versank jetzt am leeren Himmel, und der Wind streifte meine Wangen mit Eisfingern.
Möglich, dass Betty nur durch Zufall gestorben war, nicht durch böses Spiel. Ich konnte mich irren; vielleicht war ihr einfach nur ein Magengeschwür geplatzt, eine erweiterte Halsschlagader geborsten, oder es lag eine andere, körperliche Anomalität vor. Ungewöhnlich, aber natürlich. Riskierte ich die Obduktion im Grunde nur, um mir mein Vertrauen in meine diagnostischen Fähigkeiten bestätigen zu lassen?
Der Wind blähte meinen Umhang auf, und ich zog ihn mit einer Hand fester um mich, während ich mich gerade aufrichtete. Nein, sie war keines natürlichen Todes gestorben, das wusste ich. Ich hätte nicht sagen können, woher ich es wusste, doch zum Glück hatte mich Jamie nicht danach gefragt.
In meiner Erinnerung blitzte eine Rückblende auf; Joe Abernathy, ein joviales Lächeln der Herausforderung auf
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