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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nächsten waren, doch Roger konnte in dem allgemeinen Tumult kein Wort verstehen. Er schob sich durch den äußeren Ring der Zuschauer, doch dichter im Zentrum kam er nicht mehr weiter, weil die Männer zu sehr drängelten. Immerhin konnte er hier ein paar Worte auffangen.

    »Wir müssen es tun! Du weißt es, Hermon, wir haben keine Wahl!«, rief ein schlaksiger Mann mit einem zerknautschten Hut.
    »Wir haben immer eine Wahl!«, bellte Husband zurück. »Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem wir sie treffen müssen, und gebe Gott, dass wir es weise tun!«
    »Aye, während die Kanonen auf uns gerichtet sind?«
    »Nein, nein, drauf zu, wir müssen gegen sie marschieren, sonst ist alles verloren!«
    »Verloren? Wir haben doch schon alles verloren! Wir müssen -«
    »Der Gouverneur lässt uns keine Wahl, wir müssen -«
    »Wir müssen -«
    »Wir müssen -!«
    Die einzelnen Worte gingen in einem allgemeinen Aufschrei der Wut und Frustration unter. Da er sah, dass es zwecklos war, auf eine Audienz zu warten, schob sich Roger rücksichtslos zwischen zwei Farmern hindurch und ergriff Husband am Hemdsärmel.
    »Mr. Husband - ich muss mit Euch sprechen!«, rief er dem Quäker ins Ohr.
    Husband warf ihm einen glasigen Blick zu und war schon im Begriff, ihn abzuschütteln, doch dann hielt er inne und kniff die Augen zu, als er ihn erkannte. Sein kantiges Gesicht war oberhalb der Bartstoppeln rot angelaufen, und sein ungeflochtenes Haar stand von seinem Kopf ab wie die Stacheln eines Stachelschweins. Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen, dann öffnete er sie wieder und starrte Roger an wie ein Mensch, der versucht, eine unmögliche Vision abzuschütteln, und es nicht schafft.
    Er packte Roger am Arm, wies mit einer ruckartigen Geste auf die Menge, sprang von seinem Felsen und hielt auf den Schutz einer verfallenen Blockhütte zu, die wie betrunken im Schatten eines Ahornhaines lehnte. Roger folgte ihm und sah die Männer, die ihm am nächsten waren, mit funkelnden Blicken an, um sie von einer Verfolgung abzuschrecken.
    Einige folgten ihnen dennoch und fuchtelten laut rufend mit den Armen, doch Roger schlug ihnen die Tür vor der Nase zu. Dann verriegelte er sie und lehnte sich zur Sicherheit noch mit dem Rücken dagegen. Im Inneren der Hütte war es kühler, doch die Luft war verbraucht und roch nach Holzasche und verbranntem Essen.
    Husband blieb keuchend in der Mitte des Raumes stehen, dann ergriff er eine Schöpfkelle und trank in tiefen Zügen aus einem Eimer, der auf dem Herd stand - der einzige Gegenstand, der sich noch in der Hütte befand, wie Roger feststellte. Husbands Rock und Hut hingen ordentlich an einem Haken neben der Tür, doch auf dem Lehmboden lagen Abfälle verstreut. Wer auch immer der Besitzer der Hütte gewesen war, er hatte seine Zelte offenbar in aller Eile abgebrochen und sämtlichen tragbaren Besitz mitgenommen.

    Ruhiger jetzt, da er ein bisschen Luft holen konnte, zog sich Husband das zerknitterte Hemd zurecht und ordnete sein Haar, so gut er konnte.
    »Was führt Euch hier her, Freund MacKenzie?«, fragte er in seinem typischen, milden Tonfall. »Ihr seid doch sicher nicht hier, um Euch der Sache der Regulatoren anzuschließen?«
    »Das bin ich in der Tat nicht«, versicherte Roger ihm. Er warf einen argwöhnischen Blick zum Fenster, denn er befürchtete, dass die Menge versuchen könnte, sich auf diese Weise Zutritt zu verschaffen. Zwar argumentierten die dröhnenden Stimmen draußen weiter, doch es hörte sich nicht so an, als sei ein unmittelbarer Sturm auf das Gebäude im Gange. »Ich bin gekommen, um Euch zu fragen, ob Ihr mit mir den Fluss überqueren würdet - im Schutz einer Parlamentärflagge, so dass Eure Sicherheit gewährleistet ist -, um mit Jamie Fraser zu reden.«
    Husband warf ebenfalls einen Blick zum Fenster.
    »Ich fürchte, die Zeit zum Reden ist lange vorbei«, sagte er mit ironisch verzogenen Lippen. Roger konnte ihm da nicht widersprechen, drang jedoch weiter in ihn, denn er war fest entschlossen, seinen Auftrag zu erfüllen.
    »Nicht, was den Gouverneur angeht. Er hat keinerlei Begehren, seine eigenen Untergebenen abzuschlachten; wenn man den Pöbel dazu bringen könnte, sich in Frieden zu zerstreuen -«
    »Kommt Euch das wahrscheinlich vor?« Husband wies mit einer Handbewegung zum Fenster und betrachtete ihn zynisch.
    »Nein«, musste Roger zugeben. »Dennoch, wenn Ihr kämt - wenn sie sehen könnten, dass es immer noch eine Hoffnung auf -«
    »Wenn es eine Hoffnung auf

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