Das Flammende Kreuz
Versöhnung und Wiedergutmachung gäbe, so hätte dieses Angebot schon lange kommen müssen«, sagte Husband scharf. »Ist es ein Zeichen der Aufrichtigkeit des Gouverneurs, dass er mit Truppen und Kanonen kommt und einen Brief schickt, der -«
»Nicht Wiedergutmachung«, sagte Roger unverblümt. »Ich meinte eine Chance, Euer aller Leben zu retten.«
Husband erstarrte. Die rote Farbe wich aus seinen Wangen, obwohl seine Miene nach wie vor gefasst war.
»Ist es so weit gekommen?«, fragte er leise und sah Roger ins Gesicht. Roger holte tief Luft und nickte.
»Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Mr. Fraser hat mich gebeten - falls Ihr nicht kommen und selbst mit ihm sprechen könnt -, Euch zu sagen, dass zwei Artilleriekompanien gegen Euch in Position stehen, und acht gut bewaffnete Milizkompanien. Es ist alles bereit - und der Gouverneur wird nicht länger warten als höchstens bis zum morgigen Tagesanbruch.«
Er war sich bewusst, dass es Verrat war, dem Feind solcherlei Informationen anzuvertrauen - doch Jamie Fraser hätte dasselbe gesagt, wenn er selbst hätte kommen können.
»Die Regulatoren haben fast zweitausend Männer hier«, sagte Husband,
als spräche er mit sich selbst. »Zweitausend! Glaubt Ihr nicht, dass ihn dieser Anblick umstimmen würde? Dass so viele Heim und Herd verlassen, um zu protestieren -«
»Der Gouverneur ist der Ansicht, dass ihr Protest eine Rebellion ist und sie sich daher im Kriegszustand befinden«, unterbrach ihn Roger. Er blickte zum Fenster, dessen geölte Pergamenthaut in Fetzen hing. »Und nachdem ich sie gesehen habe, würde ich sagen, dass diese Ansicht nicht unbegründet ist.«
»Es ist keine Rebellion«, sagte Husband beharrlich. Er richtete sich auf und zog ein zerschlissenes, schwarzes Seidenband aus seiner Tasche, um sich das Haar zusammenzubinden. »Aber unsere berechtigten Beschwerden sind ignoriert und missachtet worden! Wir haben keine andere Wahl, als persönlich en masse zu erscheinen, Mr. Tryon unseren Kummer vorzutragen und ihn von der Richtigkeit und Gerechtigkeit unserer Einwände zu überzeugen.«
»Ich dachte, ich hätte Euch gerade noch von der Möglichkeit sprechen hören zu wählen«, sagte Roger trocken. »Und wenn jetzt der Zeitpunkt ist, an dem eine Wahl zu treffen ist, dann habe ich den Eindruck, dass die Regulatoren die Gewalt gewählt haben - den Bemerkungen nach zu urteilen, die ich auf dem Hinweg gehört habe.«
»Vielleicht«, sagte Husband zögernd. »Und doch sind wir - sie - keine Armee auf einem Rachefeldzug, kein Pöbel...« Allerdings deutete sein widerstrebender Blick zum Fenster darauf hin, dass er sich bewusst war, dass sich an den Ufern des Alamance sehr wohl ein Pöbel zusammengerottet hatte.
»Haben sie einen gewählten Anführer, jemanden, der sie offiziell vertreten kann?«, unterbrach Roger ihn erneut, denn er brannte darauf, seine Botschaft loszuwerden und wieder aufzubrechen. »Ihr selbst oder vielleicht Mr. Hunter?«
Husband machte eine lange Pause und wischte sich mit der Hand über den Mund, als wollte er einen ranzigen Geschmack vertreiben, der sich dort festgesetzt hatte. Er schüttelte den Kopf.
»Sie haben keinen richtigen Anführer«, sagte er leise. »Jim Hunter ist ein tapferer Mann, aber ihm fehlt das Zeug dazu, Menschen zu befehligen. Ich habe ihn gefragt - er hat gesagt, dass jeder für sich selbst handeln muss.«
»Ihr habt doch das Zeug dazu. Ihr könnt sie anführen.«
Husband machte ein schockiertes Gesicht, als hätte Roger ihn beschuldigt, ein Talent zum Zinken von Karten zu haben.
»Ich doch nicht.«
»Ihr habt sie hierher geführt -«
»Sie sind hierher gekommen! Ich habe niemanden darum gebeten -«
»Ihr seid hier. Sie sind Euch gefolgt.«
Bei diesen Worten zuckte Husband schwach zusammen und presste die Lippen aufeinander. Da er sah, dass seine Worte nicht ohne Wirkung blieben, drang Roger weiter in ihn.
»Ihr habt doch schon oft zu ihnen gesprochen, und sie haben auf Euch gehört. Sie sind mit Euch gekommen, Euch gefolgt. Sie werden sicher wieder auf Euch hören!«
Der Lärm außerhalb der Blockhütte nahm zu; die Menge wurde ungeduldig. Wenn sie noch kein Pöbel war, so war sie doch verdammt dicht daran. Und was würden sie tun, wenn sie erfuhren, wer er war und weshalb er hier war? Seine Handflächen waren verschwitzt; er wischte sie an seinem Rock ab, und als er dabei seine Milizmarke als kleine Beule in der Tasche spürte, wünschte er, er hätte sie irgendwo vergraben, bevor er den
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