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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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den Bruchstellen sehen - große, unregelmäßige, grüngelbe Flecken mit einer schwarzroten Mitte, die auf innere Blutungen hindeuteten. Ich hätte wetten mögen, dass er sich diese in Notwehr zugezogen hatte.
    »Brianna, such mir eine vernünftige Schiene, ja?«, bat ich. Brianna nickte wortlos und verschwand. Währenddessen rieb ich Mr. Goodwins weniger ernste Blessuren mit Kajeputsalbe ein.
    »Wie ist es denn zu diesen Verletzungen gekommen, Mr. Goodwin?«, fragte ich beiläufig, während ich einen Leinenverband entwirrte. »Ihr seht aus, als wärt Ihr in eine mörderische Prügelei geraten. Ich hoffe wenigstens, Euer Gegner sieht noch schlimmer aus.«
    Mr. Goodwin lächelte schwach über meinen versuchten Witz.
    »Es war wirklich eine regelrechte Schlacht, Mrs. Fraser«, erwiderte er, »und doch hatte ich eigentlich nichts damit zu tun. Es war vielmehr ein unglücklicher
Zufall - man könnte sagen, ich war zur falschen Zeit am falschen Ort.
    Dennoch...« Er schloss automatisch das blinzelnde Auge, als ich die Narbe berührte. Wer auch immer sie genäht hatte, hatte zwar kein Kunstwerk vollbracht, doch zumindest war sie sauber verheilt.
    »Tatsächlich?«, sagte ich. »Was ist denn geschehen?«
    Er knurrte, schien aber nichts dagegen zu haben, es mir zu erzählen.
    »Ihr habt doch sicher heute Morgen den Offizier gehört, Ma’am - als er die Worte des Gouverneurs bezüglich des schändlichen Verhaltens der Aufwiegler vorgelesen hat?«
    »Ich glaube nicht, dass die Worte des Gouverneurs irgendjemandem entgangen sind«, murmelte ich und zupfte sanft mit den Fingerspitzen an seiner Narbe. »Ihr wart also in Hillsborough, ist es das, was Ihr sagen wollt?«
    »Genauso ist es.« Er seufzte, entspannte sich aber etwas, als er merkte, dass ich ihm nicht weh tat. »Ich wohne sogar in Hillsborough. Und wenn ich brav zu Hause geblieben wäre - wie meine liebe Frau mich flehentlich gebeten hat -«, er lächelte reumütig, »dann wäre ich ohne Zweifel ungeschoren davon gekommen.«
    »Aber Ihr wart zu neugierig.« Mir war etwas aufgefallen, als er lächelte, und ich drückte sanft mit dem Daumen auf die verfärbte Stelle an seiner Wange. »Jemand hat Euch hier heftig ins Gesicht geschlagen. Sind Eure Zähne dabei beschädigt worden?«
    Er sah ein wenig erschrocken aus. »Aye, Ma’am. Aber daran könnt Ihr nichts ändern.« Er zog die Oberlippe hoch und gab eine Lücke preis, in der zwei Zähne fehlten. Der eine vordere Backenzahn war sauber ausgeschlagen worden, aber der andere war an der Wurzel abgebrochen; ich konnte die Zickzacklinie aus gelbem Zahnschmelz sehen, die sich glänzend von seinem dunkelroten Zahnfleisch abhob.
    Brianna, die an diesem Punkt mit der Schiene eintraf, machte ein leises Würgegeräusch. Mr. Goodwins restliche Zähne waren zwar grundlegend gesund, doch sie waren dick mit gelbem Zahnstein verkrustet und mit braunen Kautabakflecken übersät.
    »Oh, ich glaube schon, dass ich Euch da ein bisschen helfen kann«, versicherte ich ihm, ohne Brianna zu beachten. »An dieser Stelle schmerzt Euch das Kauen, nicht wahr? Ich kann die Lücke nicht schließen, aber ich kann Euch die Reste des abgebrochenen Zahns ziehen und das Zahnfleisch behandeln, um einer Infektion vorzubeugen. Aber wer hat Euch denn so verprügelt?«
    Er zuckte mit den Achseln und beobachtete mit angespanntem Interesse, wie ich mir die glänzende Zange und das Dentistenskalpell mit der geraden Klinge zurechtlegte.
    »Um ehrlich zu sein, Ma’am, das kann ich nicht genau sagen. Ich war nur in die Stadt gegangen, um das Gericht aufzusuchen. Ich habe vor, Klage gegen jemanden in Virginia zu erheben«, erklärte er und runzelte bei dem Gedanken
daran die Stirn. »Dazu musste ich eine Reihe von Dokumenten einreichen. Allerdings war mir das nicht vergönnt, denn ich fand die Straßen vor dem Gericht völlig mit Menschen verstopft, viele davon mit Knüppeln, Peitschen und ähnlichen Gegenständen bewaffnet.«
    Angesichts des Pöbels hatte er wieder gehen wollen, doch just in dieser Minute hatte jemand einen Stein in ein Fenster des Gerichtshauses geworfen. Das Zersplittern des Glases wirkte wie ein Signal auf die Menge, und sie waren vorwärts gestürzt und hatten die Türen eingerannt und dabei Drohungen gebrüllt.
    »Da habe ich angefangen, mich um meinen Freund Mr. Fanning zu sorgen, denn ich wusste, dass er sich in dem Gebäude befand.«
    »Fanning... Ihr meint Edward Fanning?« Ich hörte ihm zwar nur mit halbem Ohr zu, während ich mir die

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