Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Es wäre mir lieber, wenn Ihr es nicht tut.« Sie zog fester, und ihre Hand glitt durch die seine und war frei.
    »Euer Mann? Wo ist er?« Etwas spät begann sein Hirn zu arbeiten. Wenn sie nicht in der Nähe wohnte, dann war sie das, was er zuerst gedacht hatte, als er die Frauen sah - sie gehörte zum Tross. Sie war keine Hure, darauf hätte er sein Leben verwettet; also war sie ihrem Mann gefolgt, was bedeutete...

    »Er ist ganz in der Nähe!« Sie trat einen Schritt zurück und beäugte den Abstand zwischen ihr und ihrer restlichen Wäsche. Roger stand zwischen ihr und dem Busch; sie musste dicht an ihm vorbei, um ihre Unterröcke und Strümpfe an sich zu bringen.
    Da er plötzlich begriff, dass sie sich wohl vor ihm fürchtete, drehte er sich hastig um und ergriff wahllos ein paar von ihren Sachen.
    »Es tut mir Leid. Eure Wäsche... hier.« Er hielt ihr die Teile entgegen, und sie griff automatisch danach. Etwas fiel zu Boden - ein Babykittelchen -, und sie bückten sich beide, um danach zu greifen, und stießen sich krachend die Köpfe.
    »Oh! Oh! Himmel Herrgott!« Morag hielt sich mit der einen Hand den Kopf, mit der anderen drückte sie die nassen Kleidungsstücke an ihre Brust.
    »Himmel, habt Ihr Euch verletzt? Morag - Mrs. MacKenzie - seid Ihr verletzt? Es tut mir so Leid!« Roger berührte ihre Schulter und blinzelte sie an, wobei seine Augen vor Schmerzen tränten. Er bückte sich, um das winzige Kleidungsstück aufzuheben, das zwischen sie gefallen war, und versuchte vergeblich, die Schmutzstreifen von dem nassen Stoff abzuwischen. Sie blinzelte ihn mit ähnlich tränenden Augen an und lachte über sein bestürztes Gesicht.
    Der Zusammenstoß hatte irgendwie die Spannung zwischen ihnen gelöst; sie trat zurück, schien sich jetzt aber nicht mehr bedroht zu fühlen.
    »Nein, es ist nichts passiert.« Sie zog die Nase hoch und wischte sich über die Augen, dann berührte sie vorsichtig die Stelle an ihrer Stirn. »Mama hat immer gesagt, ich hätte einen Dickschädel. Habt Ihr Euch denn weh getan?«
    »Nein, es geht.« Roger fasste sich ebenfalls an die Stirn, und in ihm regte sich das prickelnde Bewusstsein, dass der runde Stirnknochen in dem Gesicht vor seinen Augen ein Spiegelbild des seinen war. Ihrer war zwar kleiner und leichter - aber er sah genauso aus.
    »Ich habe auch einen Dickschädel.« Er grinste sie an und empfand eine geradezu lächerliche Freude. »Das liegt bei uns in der Familie.«
    Er reichte ihr vorsichtig das schlammbefleckte Hemd.
    »Es tut mir wirklich Leid«, sagte er erneut entschuldigend - und zwar nicht nur wegen der ruinierten Wäsche. »Euer Mann. Ich habe nach ihm gefragt, weil - gehört er etwa zu den Regulatoren?«
    Sie sah ihn neugierig an und zog eine Augenbraue hoch.
    »Natürlich. Gehört Ihr denn etwa nicht dazu?«
    Natürlich. Was denn sonst, hier auf dieser Seite des Alamance? Jenseits des Flusses waren Tryons Truppen in perfekter Militärordnung auf dem Feld aufmarschiert; hier drüben schwärmten die Regulatoren wie die Bienen durcheinander, ohne Anführer oder Ziel, eine wütende Masse kurz vor dem Gewaltausbruch.
    »Nein«, sagte er. »Ich bin mit der Miliz hier.« Er wies mit einer Geste auf einen dunklen Fleck weit jenseits des Flusses, wo der Rauch von Tryons Lagerfeuern
hing. Argwohn regte sich erneut in ihrem Blick, jedoch keine Angst; er war nur ein Mann, allein.
    »Das ist es, was ich Euch sagen wollte«, sagte er. »Ich wollte Euch und Euren Mann warnen. Diesmal meint der Gouverneur es ernst; er hat organisierte Truppen und Kanonen dabei. Haufenweise Truppen, alle bewaffnet.« Er beugte sich zu ihr hinüber und hielt ihr die restlichen, nassen Strümpfe hin. Sie streckte eine Hand aus, um sie ihm abzunehmen, doch ihr Blick haftete wartend auf ihm.
    »Er ist fest entschlossen, diese Rebellion mit allen Mitteln niederzuschlagen. Er hat den Befehl zum Töten gegeben, falls es Widerstand gibt. Versteht Ihr mich? Ihr müsst es Eurem Mann sagen, ihn zum Gehen bewegen, bevor - bevor etwas geschieht.«
    Sie erbleichte, und ihre Hand fuhr automatisch an ihren Bauch. Die Feuchtigkeit der nassen Kleider war durch ihr Musselinkleid gedrungen, und er sah die kleine Rundung, die dort verborgen gewesen war, fest und glatt wie eine Melone unter dem nassen Stoff. Er spürte, wie ihre Angst auch ihn wie ein Blitz durchfuhr, so als hätten die nassen Strümpfe in ihrer Hand elektrischen Strom geleitet.
    » Wir haben hier gelebt, aber jetzt ...«, hatte sie gesagt, als er

Weitere Kostenlose Bücher