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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nicht geistig - ruhiger, als er sich jetzt wieder dem Fluss näherte.
    Er hatte Husband nicht mitgebracht, doch mehr als er hätte wohl auch Jamie nicht erreichen können. Es war möglich, dass der Pöbel - was auch immer Tryon von ihnen dachte, sie waren keine Armee - in der Tat jetzt zerfallen, sich zerstreuen und heimkehren würde, da sie sich selbst der provisorischen Führung durch Husband beraubt sahen. Er hoffte es.
    Vielleicht aber geschah das auch nicht. Vielleicht erhob sich ja ein anderer Mann aus dieser wimmelnden Menge, einer, der in der Lage war, das Kommando zu übernehmen. Dann erinnerte er sich an eine Formulierung, die er in dem Tumult bei der Hütte aufgeschnappt hatte, und ihm kam ein Gedanke.
    »Seid Ihr gekommen, um uns andere Bedingungen anzubieten als Caldwell ?« Der Mann mit dem schwarzen Bart hatte ihn das gefragt. Und vorher, als er mit Husband gebetet hatte, hatte er die Worte unter dem Hämmern an der Tür kaum mitbekommen: » Dazu haben wir keine Zeit ! «, hatte jemand gerufen. » Caldwell ist vom Gouverneur zurück -« Und dann hatte jemand anders in verzweifeltem Ton hinzugefügt: » Eine Stunde , Hermon! Er gibt uns eine Stunde, nicht länger ! «
    »Mist!«, sagte er laut. David Caldwell, der presbyterianische Priester, der ihn und Brianna getraut hatte. Er musste es sein. Offenbar hatte der Mann Tryon aufgesucht, um ihm die Anliegen der Regulatoren vorzutragen - und war mit einer Warnung zurückgewiesen worden.
    » Eine Stunde, nicht länger .« Eine Stunde, um sich zu zerstreuen, in Frieden abzuziehen? Oder eine Stunde, um auf irgendein Ultimatum zu reagieren.
    Er blickte nach oben; die Sonne stand über ihm, es war kurz nach Mittag. Er zog seinen Rock an und steckte die abgelegte Halsbinde zu der unbenutzten Friedensfahne in die Tasche. Was auch immer sie bedeutete, diese Stunde des Aufschubs, es war eindeutig Zeit zu gehen.
    Der Tag war hell und heiß, die Gerüche nach Gras und Laub waren mit dem durchdringenden Aroma aufsteigender Säfte versetzt. Doch seine Eile und seine Erinnerung an die Regulatoren, die wie ein Hornissenschwarm gesummt hatten, ließen jetzt nicht zu, dass er sich an der Schönheit der Natur erfreute. Dennoch trug er immer noch einen Rest jenes Friedens in sich, als er jetzt zum Fluss eilte; ein schwaches Echo dessen, was er in der Hütte empfunden hatte.
    Dieses merkwürdige Ehrfurchtsgefühl war nicht von ihm gewichen; er trug es verborgen, aber fassbar wie einen glatten Stein in seiner Tasche bei
sich. Er dachte darüber nach, während er weiterlief, ohne sich groß an den Brombeerranken und Büschen zu stören, die ihm den Weg versperrten.
    Wie seltsam, dachte er. Es war überhaupt nichts geschehen , und eigentlich hatte sich die ganze Erfahrung ganz alltäglich angefühlt - sie hatte nichts Gespenstisches oder Übernatürliches an sich gehabt. Und doch, jetzt, da er die Welt in diesem besonderen, klaren Licht gesehen hatte, konnte er es nicht vergessen. Konnte er es Brianna erklären?, fragte er sich.
    Ein tief hängender Ast streifte sein Gesicht, und als er die Hand ausstreckte, um ihn beiseite zu schieben, spürte er ein schwaches Gefühl der Überraschung über den kühlen, grünen Glanz der Blätter, über ihre feinen Kanten, die wie Messer gezackt und doch leicht wie Papier waren. Ein schwaches, aber erkennbares Echo dessen, was er gesehen hatte, jener durchdringenden Schönheit. Sah Claire das?, fragte er sich plötzlich. Sah sie die Spur der Schönheit in den Körpern unter ihren Händen? War das vielleicht die Art, wie - und der Grund, warum - sie heilte?
    Husband hatte es auch gesehen, das wusste er; er hatte die gleiche Wahrnehmung gehabt. Und war dadurch in seinen Quäkerprinzipien bekräftigt worden und hatte das Feld verlassen, da er sich weder im Stande sah, sich an der Gewalt zu beteiligen noch ihr Einhalt zu gebieten.
    Und was war mit seinen eigenen Prinzipien? Sie waren mehr oder minder unverändert; er hatte ja vorher schon nicht vorgehabt, jemanden zu erschießen, und konnte es jetzt noch weniger.
    Die Gerüche des Frühlings hingen nach wie vor in der Luft, und ein kleiner, blauer Schmetterling schwebte sorglos an seinem Knie vorbei. Es war ein schöner Frühlingstag, doch jede Illusion der Ruhe war verschwunden. Der Geruch nach Schweiß und Schmutz, Angst und Wut, der im Lager in der Luft gehangen zu haben schien, klebte in seinen Nasenlöchern und vermischte sich mit den reineren Gerüchen von Trilliumkraut und Wasser.
    Was war

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