Das Flammende Kreuz
Weg zum Gouverneur gemacht, um ihm die Gefangenen zu bringen - und sich unterwegs nach Neuigkeiten von Roger umzuhören.
Die Erleichterung über Jamies Rückkehr gab meinem Herzen Auftrieb, aber die Angst um Roger lag als kleines, schweres Gegengewicht unter meinem Brustbein. Doch solange ich arbeitete, konnte ich sie ignorieren. Keine Neuigkeiten waren erst einmal gute Neuigkeiten, und ich begrüßte die unmittelbare Realität von Leiden und Linderung als willkommene Zuflucht vor meiner Phantasie.
Sonst schien es keine dringenden Fälle zu geben. Es kamen immer noch vereinzelt Männer an, und Brianna blickte bei jedem Neuankömmling auf, und das Herz hüpfte ihr in die Augen. Wenn einer von ihnen mich brauchte, würde sie mich rufen. Nun gut, beschloss ich. Ich hatte genug Zeit; ich würde es versuchen. Es gab nicht viel zu verlieren, abgesehen von einigen zusätzlichen Schmerzen für Mr. Wingate, und ich würde ihn fragen, ob er dazu bereit war.
Er war wachsbleich und schweißbedeckt, saß aber noch gerade. Er erteilte mir kopfnickend seine Erlaubnis, und ich reichte ihm erneut die Whiskyflasche; er führte sie so zielsicher an seinen Mund, als enthielte sie das Elixier des Lebens. Ich rief einen der anderen Männer, um seinen Arm still zu halten, während ich arbeitete, und schnitt die Haut direkt über seiner Ellenbeuge rasch in Form eines umgekehrten ›T‹ ein, um das untere Ende des Bizeps freizulegen und die Stelle besser zugänglich zu machen. Ich bohrte mit meiner längsten Zange nach der zähen Silbersträhne der durchtrennten Sehne, die ich so weit wie möglich herunterzog, bis ich eine geeignete Stelle fand, um sie mit einem Faden zu durchbohren, und machte mich dann an die komplizierte Aufgabe, die getrennten Enden wieder zu verbinden.
Jetzt verlor ich jeden Kontakt mit meiner Umgebung und konzentrierte
mich ganz auf meine Aufgabe. Ich war mir dumpf bewusst, dass zu meinen Füßen Tropfen auf den Boden platschten, doch ich wusste nicht, ob es der Schweiß war, der mir über Arme und Gesicht lief, das aufquellende Blut des Patienten oder beides. Ich hätte die Hände einer ausgebildeten Krankenschwester als Assistenz brauchen können, doch es war nun einmal keine da, also behalf ich mir mit meinen eigenen Händen. Doch ich hatte eine feine Chirurgennadel und dünnes Nähmaterial aus abgekochter Seide; die Stiche hinterließen eine kleine, ordentliche Naht, ein auffälliges, schwarzes Zickzackmuster, das meinen soliden Halt in dem schlüpfrigen, glänzenden Gewebe markierte. Normalerweise hätte ich für derartige Arbeiten im Körperinneren Catgutfäden benutzt, da sich diese allmählich auflösten und vom Körper resorbiert wurden. Doch Sehnen heilten so langsam - wenn überhaupt -, dass ich das nicht riskieren konnte. Die Seidennaht würde einfach für immer bleiben, wo sie war, und ich betete, dass sie nicht ihrerseits Probleme verursachen würde.
Dann war das Schwierigste vorbei, und die Zeit setzte sich wieder in Bewegung. Es gelang mir, beruhigend auf David einzureden, der das Ganze tapfer überstanden hatte; er nickte, und obwohl er die Zähne zusammengebissen hatte und seine Wangen tränennass waren, versuchte er zaghaft zu lächeln, als ich ihm sagte, dass es überstanden war. Er schrie, als ich die Wunden mit Alkohollösung ausspülte - das taten sie alle; sie kamen nicht dagegen an, die armen Kerle -, doch als ich die chirurgischen Einschnitte nähte und seine Wunden verband, sackte er zitternd zurück.
Hierzu bedurfte es keines großen Könnens; ich konnte meine Aufmerksamkeit wandern lassen, und allmählich wurde mir bewusst, dass einige der Männer in meinem Rücken über die Schlacht diskutierten und voll des Lobes für Gouverneur Tryon waren.
»Dann hast du es also gesehen?«, fragte einer mit Feuereifer. »Hat er wirklich getan, was sie sagen?«
»Der Teufel soll mich holen, wenn es nicht so war«, erwiderte sein Kamerad herablassend. »Ich habe es doch schließlich mit eigenen Augen gesehen. Er ist bis auf dreihundert Fuß an die Schufte herangeritten und hat ihnen von Angesicht zu Angesicht befohlen, sich zu ergeben. Eine Minute lang kam keine Antwort, und sie haben sich nur gegenseitig angeschaut, um zu sehen, wer wohl für sie sprechen würde, und dann ruft einer, nein, verdammt, sie würden sich nicht ergeben. Also macht der Gouverneur ein finsteres Gesicht wie eine Gewitterwolke, lässt sein Pferd steigen und hebt sein Schwert, dann lässt er es sinken und ruft: Feuert
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