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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Stein oder einem Knüppel den Schädel eingeschlagen.«
    »Der kleine Kerl?« Peter hatte die Geschichte aufmerksam verfolgt. »Wie klein meinst du denn? Hast du sein Gesicht gesehen?«
    Josiah schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich habe nur seinen Schatten gesehen, der sich hin und her bewegt hat. Es war ja stockfinster; der Himmel hatte noch nicht angefangen, sich zu erhellen.« Er blinzelte und nahm im Kopf eine Schätzung vor. »Ich glaube, er war kleiner als ich; vielleicht so groß.« Er streckte zur Verdeutlichung seine Hand aus und maß vom Boden aus etwa einen Meter vierzig ab.
    Doch der Mörder war bei seiner Leichenfledderei unterbrochen worden. Josiah, der ihm gebannt zugesehen hatte, hatte nichts gemerkt, bis unvermittelt erst das Knacken eines zerbrechenden Stöckchens, dann das fragende Wuff eines stöbernden Bären erklang.
    »Ihr könnt mir glauben, dass der kleine Kerl die Beine in die Hand genommen hat, als er das gehört hat«, versicherte er Jamie. »Er ist direkt an mir vorbeigeschossen, nicht weiter weg, als Ihr es jetzt seid. In diesem Moment konnte ich ihn das einzige Mal genau sehen.«
    »Nun spann uns nicht so auf die Folter«, sagte ich, als er innehielt, um einen Schluck von seinem Bier zu trinken. »Wie h at er denn ausgesehen?«
    Er wischte sich einen Schaumstreifen von seinem spärlichen Oberlippenbart und machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Nun, Ma’am, ich war mir ziemlich sicher, dass er der Teufel war. Nur, dass ich mir den Teufel größer vorgestellt hatte«, fügte er hinzu und trank noch einen Schluck.

    Diese Aussage sorgte natürlich für einige Verwirrung. Weitere Nachfragen brachten zu Tage, dass Josiah einfach nur glaubte, dass der rätselhafte »kleine Kerl« ein Schwarzer gewesen war.
    »Bis ich zu Eurem gathering gekommen bin, war mir gar nicht klar, dass manche Leute einfach schwarz sind «, erklärte er. »Bis dahin hatte ich so jemanden weder gesehen noch davon gehört.«
    Bei diesen Worten nickte Kezzie nüchtern.
    »Teufel im Buch«, sagte er mit seiner seltsamen, schroffen Stimme.
    »Das Buch«, so hatte es den Anschein, war eine alte Bibel, die Aaron Beardsley irgendwo eingetauscht und für die er nie einen Käufer gefunden hatte. Keiner der Jungen hatte jemals lesen gelernt, doch sie erfreuten sich an den Bildern in dem Buch, unter denen sich auch mehrere Zeichnungen des Teufels befanden, der als gebückte, schwarze Kreatur dargestellt wurde, die gerissen ihrem Geschäft der Versuchung und Verführung nachging.
    »Ich habe zwar keinen gegabelten Schwanz gesehen«, sagte Josiah kopfschüttelnd, »aber er war so schnell vorbei, dass ich ihn ja möglicherweise im Dunklen übersehen hatte.«
    Da er die Aufmerksamkeit einer solchen Person nicht auf sich lenken wollte, hatte Josiah still gehalten und daher hören können, wie der Bär sich dem unglücklichen Dorfbewohner zuwandte.
    »Es ist so, wie Mr. Peter sagt«, sagte er und nickte Peter Bewlie bestätigend zu. »Bären sind nicht wählerisch. Diesen Bären habe ich zwar nicht gesehen, so dass ich nicht sagen kann, ob er weiß war oder nicht - aber er hat wirklich an diesem Indianer herumgefressen. Ich habe ihn kauen und sabbern gehört.« Ihm schien diese Erinnerung nichts auszumachen, doch ich sah, wie Brianna bei diesem Gedanken die Nase rümpfte.
    Jamie wechselte einen Blick mit Peter, dann sah er Josiah an. Er rieb sich langsam mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken und überlegte.
    »Nun denn«, sagte er schließlich. »Es scheint also, dass nicht alle Übeltaten im Dorf deines Schwagers dem Geisterbären zuzusprechen sind, aye? Da Josiah die Lebensmittel gestohlen hat und der kleine, schwarze Teufel die Leute umgebracht hat. Was meinst du, Peter? Ist es möglich, dass ein Bär auf den Geschmack kommt, wenn er einmal Menschenfleisch gefressen hat, und dann von sich aus Jagd auf Menschen macht?«
    Peter nickte langsam mit konzentrierter Miene.
    »Das könnte sein, M ac Dubh«, räumte er ein. »Und wenn sich dort im Wald ein kleiner, schwarzer Verbrecher herumtreibt - wer will dann sagen, wie viele der Bär umgebracht hat und wie viele der schwarze Teufel auf dem Gewissen hat, während man sie dem Bären anhängt?«
    »Aber wer ist der kleine, schwarze Teufel?«, fragte Brianna. Die Männer sahen einander an und zuckten mehr oder minder gleichzeitig mit den Achseln.
    »Es muss doch wohl ein entflohener Sklave sein, oder?«, sagte ich und sah Jamie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich kann mir nicht

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