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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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vorstellen,
warum ein freier Schwarzer, der seinen Verstand beisammen hat, so in die Wildnis wandern sollte.«
    »Vielleicht hat er seinen Verstand ja nicht beisammen«, meinte Brianna. »Ganz gleich, ob Sklave o der frei. Wenn er mordend umgeht, meine ich.« Sie warf einen beklommenen Blick auf den Wald ringsum und legte ihre Hand auf Jemmy, der in eine Decke gerollt neben ihr auf dem Boden lag und fest schlief.
    Die Männer blickten automatisch zu ihren Waffen, und auch ich schob die Hand unter meine Schürze und griff nach dem Messer, das ich zum Graben und Häckseln am Gürtel trug.
    Der Wald kam mir plötzlich unheimlich und beengend vor. Es war nur zu leicht, sich in seinem Schatten lauernde Augen vorzustellen, das ständige Blätterrauschen verstohlenen Schritten oder einem vorbeistreichenden Pelz zuzuschreiben.
    Jamie räusperte sich.
    »Deine Frau hat nicht zufällig je etwas von schwarzen Teufeln erwähnt, oder, Peter?«
    Bewlie schüttelte den Kopf. Die Sorge, mit der er Josiahs Erzählung aufgenommen hatte, stand ihm immer noch in das graubärtige Gesicht geschrieben, doch in seinen Augen schimmerte ein Hauch von Belustigung.
    »Nein, das kann man nicht sagen, M ac Dubh. Das Einzige, woran ich mich in dieser Beziehung erinnere, ist der Schwarze Mann des Westens.«
    »Und wer ist das?«, fragte Josiah interessiert.
    Peter zuckte mit den Achseln und kratzte sich am Bart.
    »Aye, nun ja, man kann eigentlich nicht sagen, dass es ein Jemand ist. Es ist nur so, dass die Schamanen sagen, dass allen vier Himmelsrichtungen ein Geist innewohnt, und jeder von ihnen hat seine eigene Farbe - und wenn sie ihre Gebete singen, rufen sie zum Beispiel den Roten Mann des Ostens, um der Person zu helfen, für die sie singen, denn rot ist die Farbe des Triumphes und des Erfolges. Der Norden ist blau - der Blaue Mann, um den Geist des Nordens bei seinem richtigen Namen zu nennen - und steht für Unruhe und Niederlage. Ihn würde man rufen, wenn man seinem Feind Übles wünscht, aye? Im Süden ist es der Weiße Mann, und er bringt Frieden und Glück; zu ihm singen sie zum Beispiel im Namen der schwangeren Frauen.«
    Jamies Gesichtsausdruck war verblüfft und interessiert zugleich, als er das hörte.
    »Das erinnert aber sehr an die vier Lüfte, nicht wahr, Peter?«
    »Nun ja, das tut es«, pflichtete Peter ihm kopfnickend bei. »Merkwürdig, nicht wahr? Dass die Cherokee dieselben Vorstellungen haben wie wir Highlander?«
    »Oh, eigentlich nicht.« Jamie wies auf den dunklen Wald jenseits unseres kleinen Feuerkreises. »Sie leben so wie wir, aye? Jäger und Bergbewohner. Warum sollten sie nicht sehen, was wir gesehen haben?«

    Peter nickte bedächtig, doch Josiah verlor die Geduld mit diesem philosophischen Gedankenaustausch.
    »Nun, und was ist der Schwarze Mann des Westens?«, wollte er wissen. Jamie und Peter wandten wie ein Mann die Köpfe, um ihn anzusehen. Sie sahen sich überhaupt nicht ähnlich - Peter war kurz, untersetzt und hatte einen dichten Bart; Jamie sah selbst in seiner Jagdkleidung hoch gewachsen und elegant aus -, und doch ähnelte sich der Ausdruck ihrer Augen derart, dass es mir eiskalt über den Rücken lief. »Was wir gesehen haben«, o ja, dachte ich.
    »Der Westen ist die Heimat der Toten«, sagte Jamie leise, und Peter nickte nüchtern.
    »Und der Schwarze Mann des Westens ist der Tod selbst«, fügte er hinzu. »So sagen es zumindest die Cherokee.«
    Josiah brummte vor sich hin, dass er von dieser Idee nicht begeistert war, doch Brianna hielt noch weniger davon.
    »Ich glaube nicht, dass der Geist des Westens im Wald unterwegs gewesen ist, um den Leuten eins über den Schädel zu brummen«, erklärte sie bestimmt. »Was Josiah gesehen hat, war ein Mensch. Und es war ein Schwarzer. Ergo war es entweder ein freier Schwarzer oder ein entlaufener Sklave. Und angesichts der Umstände stimme ich für einen entlaufenen Sklaven.«
    Ich war mir nicht sicher, ob es eine Frage demokratischer Abstimmung war, doch ich neigte dazu, ihr zuzustimmen.
    »Ich habe noch eine Idee«, sagte ich und sah in die Runde. »Was, wenn dieser schwarze Wicht auch für einige der angefressenen Leichen verantwortlich ist? Sind die afrikanischen Sklaven nicht zum Teil Kannibalen?«
    Peter Bewlie riss die Augen weit auf, und die Beardsleys taten es ihm nach. Kezzie blickte beklommen hinter sich und rückte dichter an Josiah heran.
    Jamie schien dieser Gedanke jedoch zu belustigen.
    »Nun, wahrscheinlich findet man in Afrika hier und

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