Das Flammende Kreuz
Säge aus der Hand - wobei ich das Gefühl hatte, mich in Zeitlupe zu bewegen, was aber mit Sicherheit nicht der Fall war - und lief zur Tür hinaus Richtung Hof, wobei mir der Gedanke kam, dass Büffel im Zoo irgendwie viel kleiner aussahen.
Als ich die Eingangstreppe hinter mir ließ - ich musste gesprungen sein; ich konnte mich nicht an die Stufen erinnern -, kam Brianna aus dem Wald. Sie lief vollkommen lautlos, die Axt in der Hand, und ihre Miene war ruhig und konzentriert. Mir blieb gar keine Zeit, etwas zu rufen, als sie den Büffel auch schon erreichte.
Noch im Laufen hatte sie mit der Axt ausgeholt, schwang sie im hohen Bogen, als sie den letzten Schritt tat, und ließ sie mit aller Kraft direkt hinter den Ohren des riesigen Tiers niedersausen. Winzige Blutströpfchen sprühten auf und bespritzten die Kürbisse. Der Büffel röhrte und senkte den Kopf, als wollte er vorwärtsstürmen.
Brianna schoss zur Seite, stürzte auf Jemmy zu, fiel auf die Knie und zerrte an den Leinen, die ihn an den Zaun fesselten. Aus dem Augenwinkel konnte ich Marsali sehen, die gälische Gebete und Flehrufe kreischte, während sie einen frisch gefärbten Unterrock von den Blaubeerbüschen zog.
Irgendwie hatte ich im Laufen die Säge auseinandergeklappt; ich durchtrennte mit zwei Schnitten Jemmys Leinen, dann war ich wieder auf den Beinen und stürzte zurück über den Hof. Marsali hatte dem Büffel den Unterrock über den Kopf geworfen; er stand verwirrt da und schwankte hin und her. Das Blut sah auf dem Gelbgrün des frisch gefärbten Indigos schwarz aus.
Er hatte dieselbe Schulterhöhe wie ich, und er roch merkwürdig; staubig und warm, nach Wild und doch seltsam vertraut wie eine Scheune mit Kühen. Ich trat einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen, grub meine Finger in seine Wolle und hielt sie fest. Ich konnte das Zittern spüren, das das Tier durchlief; es schüttelte mich wie ein Erdbeben.
Ich hatte es noch nie getan, fühlte mich aber, als sei es das tausendste Mal. Mit traumwandlerischer Sicherheit schob ich meine Hand unter die triefenden Lippen und spürte, wie mir der warme Atmen des Tiers auf den Ärmel blies. Die große Schlagader pulsierte in seiner Kinnbeuge; ich konnte es vor meinem inneren Auge sehen, das große, fleischige Herz und das Blut, das es pumpte, warm in meiner Hand, kalt an meiner Wange, die den nassen Unterrock berührte.
Ich fuhr ihm mit der Säge über die Kehle, schnitt fest zu, und meine Hände und Unterarme spürten das zähe Durchtrennen von Haut und Muskeln, das Knirschen des Knochens, das Reißen der Sehnen, das Verschwinden der schlüpfrigen, gummiartigen, blutenden Adern.
Die Welt erbebte. Ein Ruck, ein Wegrutschen, eine dumpfe Landung. Als ich wieder zu mir kam, saß ich mitten auf dem Hof, eine Hand immer noch in die Wolle des Büffels gekrallt; mein Bein war unter dem Gewicht des Büffelkopfes taub geworden, und meine Röcke klebten mir an den Oberschenkeln, heiß und stinkend, mit seinem Blut durchtränkt.
Irgendjemand sagte etwas, und ich blickte auf. Jamie hockte auf Händen und Knien auf der Eingangsveranda - mit offenem Mund und splitternackt. Marsali saß mit gespreizten Beinen auf dem Boden, und ihr Mund öffnete und schloss sich geräuschlos.
Brianna stand über mir und hielt Jemmy an ihre Schulter gedrückt. Er hatte seinen Schrecken ganz vergessen und beugte sich weit vor, um neugierig auf den Büffel hinabzublicken.
»Ooo!«, sagte er.
»Ja«, sagte ich. »Sehr treffend ausgedrückt.«
»Alles in Ordnung, Mama?«, fragte Brianna, und ich begriff, dass sie mich das schon mehrfach gefragt hatte. Sie legte mir sanft eine Hand auf den Kopf.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Ich glaube schon.«
Ich ergriff ihre Hand, befreite mühselig mein Bein und erhob mich, auf sie gestützt. Das gleiche Zittern, das den Büffel durchlaufen hatte, durchfuhr jetzt auch sie - und mich -, doch es wurde schwächer. Sie holte tief Luft und blickte auf den massigen Kadaver hinab. So, wie er da auf der Seite lag, ging er ihr fast bis zur Taille. Marsali trat neben uns und schüttelte den Kopf, beeindruckt von der Größe des Tiers.
»Heilige Mutter Gottes, wie in aller Welt sollen wir das denn zerlegen?«, sagte sie.
»Oh«, sagte ich und fuhr mir mit zitternder Hand durch das Haar. »Das schaffen wir schon.«
92
With a Little Help from My Friends
Ich lehnte mich mit der Stirn an das kühle Glas meines Sprechzimmerfensters und blickte blinzelnd auf die Szene im Freien. Meine
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