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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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und Jamie umzubringen, nachdem sie den Whisky an sich gebracht hatten. In diesem Fall hinderte sie noch weniger daran, jetzt dasselbe zu tun; sie waren ja sowieso darauf eingestellt. Was die Russen anging - würden sie ihnen etwas antun? Er hoffte es nicht, doch das war unmöglich einzuschätzen.
    Auf dem Blechdach des Schuppens ertönte ein leises Prasseln; es begann zu regnen. Schön, wenn ihr Schießpulver nass wurde, würden sie ihn nicht erschießen; sie würden ihm die Kehle durchschneiden müssen. Seine Hoffnung, dass Jamie nicht zu früh auftauchte, verwandelte sich in die inbrünstige Hoffnung, dass er nicht zu spät auftauchte. Was er allerdings tun würde, falls und wenn er tatsächlich auftauchte...
    Die Schwerter. Waren die Schwerter immer noch dort, wo sie sie liegen gelassen hatten, in der Ecke des Schuppens? Der Regen wurde jetzt so laut, dass er draußen sowieso nichts mehr hören konnte; er verließ seinen Lauschposten, um nachzusehen.
    Die Russinnen blickten mit einer Mischung aus Argwohn und Sorge zu ihm auf. Er lächelte und nickte und schob sie mit kleinen Gesten aus dem Weg. Ja, die Schwerter waren noch da - das war immerhin etwas, und er spürte eine kleine Welle der Hoffnung.
    Chemodurow war bei Bewusstsein; er sagte etwas mit lallender Stimme, und Karina stand auf und trat zu Roger. Sie tätschelte ihm sanft den Arm, dann nahm sie ihm eins der Schwerter ab. Sie zog es mit einem klirrenden Geräusch aus der Scheide, das alle Anwesenden zusammenfahren ließ, bevor sie nervös loslachten. Sie schlug ihre Hände um den Griff und legte das Schwert wie einen Baseballschläger über ihre Schulter. Sie marschierte zur Tür und bezog dort mit finsterer Miene Posten.
    »Gut«, sagte Roger und grinste sie beifällig an. »Wenn jemand seinen Kopf hier hineinsteckt, schlag ihn ab, aye?« Er ahmte mit der Handkante eine Hackbewegung nach, und die Russen zollten ihm mit begeistertem Geheul Beifall. Eins der jüngeren Mädchen griff nach dem anderen Schwert, doch er bedeutete ihr lächelnd, dass er es behalten würde, trotzdem vielen Dank.
    Zu seiner Überraschung schüttelte sie den Kopf und sagte etwas auf Russisch. Er zog die Augenbrauen hoch und schüttelte hilflos den Kopf. Sie zupfte an seinem Arm, bis er ihr in die Ecke folgte.
    Sie waren während ihrer kurzen Gefangenschaft nicht untätig gewesen.
Sie hatten das Gerümpel beiseite geräumt, dem Verletzten ein bequemes Strohlager bereitet - und die große Falltür im Boden freigelegt, die es bei Ebbe ankommenden Booten ermöglichte, unter das Dock zu fahren, so dass ihre Fracht direkt in den Schuppen hinaufgereicht werden konnte und nicht auf dem Dock entladen werden musste.
    Jetzt herrschte Ebbe; bis zur dunklen Oberfläche des Wassers war es ein Fall von über zwei Metern. Er zog sich bis auf die Hose aus und ließ sich an den Händen von der Kante der Falltür baumeln, bevor er sich mit den Füßen voran fallen ließ, da er keinen Kopfsprung in ein möglicherweise flaches Gewässer riskieren wollte.
    Doch das Wasser reichte ihm bis über den Kopf; er versank in einem Regen aus Silberbläschen, dann berührten seine Füße den sandigen Boden, und er stieß sich ab und durchbrach laut die Wasseroberfläche. Er winkte dem Kreis der russischen Gesichter, die durch die Falltür zu ihm hinuntersahen, beruhigend zu, dann hielt er auf das andere Ende des Landestegs zu.
     
    Lillywhite wandte sich ab und liebkoste nervös den Knauf seines Schwertes. Von seinem Aussichtspunkt auf dem Dach des Schuppens betrachtete Jamie abschätzend die Art, wie sich der Magistrat bewegte und wie er seine Waffe tätschelte. Große Reichweite und eine aufrechte Haltung; schnell, wenn auch ein wenig abgehackt. Wenn er unter diesen Umständen ein Schwert trug, ließ dies darauf schließen, dass er mit der Waffe sehr gut vertraut war und ein Faible dafür hatte.
    Anstruther konnte er nicht sehen, da sich dieser unter dem Dachüberhang an die Wand des Schuppens gepresst hatte, doch der Sheriff war seine kleinste Sorge. Er war ein Angeber, der noch dazu kurze Arme hatte.
    »Ich sage, wir bringen sie alle um. Das ist der einzig sichere Weg.«
    Lillywhite bekundete mit einem Grunzlaut seine skeptische Zustimmung.
    »Das mag ja sein - aber was ist mit den Männern? Wir wollen unser Schicksal doch nicht in die Hände von Zeugen legen, die reden könnten. Mit Fraser und MacKenzie wären wir problemlos im Verborgenen fertig geworden - aber sie sind so viele... vielleicht können wir

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