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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hat. Ich habe ja schon davon gehört, dass man in den Augen des Opfers das Spiegelbild seines Mörders sehen kann - aber soweit ich das sehen konnte, schien Euer Interesse nicht ihren Augen zu gelten. War es also Magie, die Ihr dort getrieben habt?«
    »Wolff - dann war er es also?« Es hätte mich gegenwärtig zwar auch nicht interessiert, wenn Wolff ganze Heerscharen von Frauen ermordet hätte, doch mir kam jedes Gesprächsthema gelegen, das ihn ablenken konnte.
    »Aye. Ein furchtbarer Stümper, dieser Wolff«, sagte er unbeteiligt. »Aber er hat die Sache mit dem Gold überhaupt herausgefunden, also wollte er natürlich auch dabei sein.«
    Wie weit waren Marsali und Brianna von uns entfernt? Hatte Germain sie gefunden? Im Surren der Insekten und dem fernen Rauschen der See konnte ich nichts hören. Sie mussten uns aber doch reden hören.
    »Gold«, sagte ich und sprach mit Absicht etwas lauter. »Was meint Ihr damit, Gold? Es gibt kein Gold auf River Run; das hat Euch Jocasta Cameron doch gesagt.«
    Er schnaubte in aufrichtigem Unglauben.
    »Ich gebe ja zu, dass Mrs. Cameron eine bessere Lügnerin ist als Ihr, meine Liebe, aber natürlich habe ich ihr auch nicht geglaubt. Der Doktor hat das Gold schließlich gesehen.«
    »Was denn für ein Doktor?« Ein schriller Babyschrei drang entfernt durch das Gebüsch - Joan. Ich hustete, um das Geräusch zu übertönen, und wiederholte meine Frage, diesmal lauter. »Was denn für ein Doktor?«
    »Ich glaube, er hieß Rawls, oder Rawlings.« Bonnet runzelte leicht die Stirn und wandte den Kopf zum Meer. »Ich habe jedoch nicht das Vergnügen gehabt, seine Bekanntschaft zu machen; es könnte sein, dass ich mich irre.«
    »Es tut mir Leid - ich habe immer noch keine Ahnung, wovon Ihr redet.« Ich versuchte, ihm in die Augen zu sehen und gleichzeitig den Boden ringsum nach etwas abzusuchen, das ich als Waffe benutzen konnte. Bonnet trug eine Pistole und ein Messer im Gürtel, machte aber keinerlei Anstalten, eines von beidem zu ziehen. Warum auch? Eine Frau mit einem zweijährigen Kind auf dem Arm stellte schließlich keine Bedrohung dar.
    Er zog eine seiner dichten, blonden Augenbrauen hoch, doch was auch immer er vorhatte, er schien keine große Eile damit zu haben.
    »Nicht? Nun, wie schon gesagt, es war Wolff. Er musste sich einen Zahn ziehen lassen oder so etwas und ist in Cross Creek diesem Medizinmann begegnet. Hat den Kerl zur Belohnung eingeladen und am Ende mit ihm einen ganzen Weinschlauch leer gesoffen. Ihr wisst ja sicher, dass der Leutnant eine Schwäche für den Alkohol hat - der Doktor war auch nicht besser, wie ich
höre, und bei Tagesanbruch waren die beiden beste Freunde. Rawlings hat ausgeplaudert, er hätte auf River Run eine große Menge Gold gesehen, denn er kam gerade von dort.«
    Rawlings hatte dann entweder das Bewusstsein verloren, oder er war so weit nüchtern geworden, dass er nichts mehr gesagt hatte, doch seine Enthüllung hatte den Leutnant erneut in seinem Vorhaben bekräftigt, die Hand - und das Eigentum - Jocasta Camerons zu erwerben.
    »Die Dame wollte aber nichts davon hören, und dann geht sie auf einmal hin und verkündet, dass sie statt dessen lieber diesen einarmigen Kerl nimmt. Das hat dem Stolz des Leutnants leider einen grausamen Hieb versetzt.« Bei diesen Worten grinste er, und ich konnte sehen, dass ihm auf der einen Seite ein Backenzahn fehlte.
    Aufgebracht und verdattert hatte Wolff seinen guten Freund Randall Lillywhite um Rat gebeten.
    »Warum denn - deswegen hat er also beim gathering den Priester festgenommen? Um zu verhindern, dass er Mrs. Cameron und Duncan Innes traut?«
    Bonnet nickte.
    »Ganz genau. Als Verzögerungstaktik sozusagen, um Wolff die Gelegenheit zu geben, sich etwas einfallen zu lassen.«
    Besagte Gelegenheit hatte sich dann bei der Hochzeit ergeben. Wie wir uns schon gedacht hatten, hatte tatsächlich jemand - nämlich Wolff - versucht, Duncan Innes zu betäuben, indem er ihm mit Laudanum versetzten Punsch servierte. Es war geplant gewesen, ihn besinnungslos in den Fluss zu stoßen. Im Schutz des Aufruhrs, der durch Duncans Verschwinden und seinen angeblichen Unfalltod ausgelöst wurde, hätte Wolff dann die Gelegenheit gehabt, sich gründlich nach dem Gold umzusehen - und Jocasta schließlich einen erneuten Antrag zu machen.
    »Aber die schwarze Kuh hat das Zeug selbst getrunken«, sagte er teilnahmslos. »Dumm, dass sie nicht gleich daran gestorben ist - aber sie hätte natürlich sagen können, von wem

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