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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Kartoffeln für das Abendessen anbrennen lassen!«
    Und so kam es, dass ich mir am dritten Tag angesichts der Alternativen, den Tag mit drei kleinen Kindern in unserem beengten Quartier eingepfercht zu verbringen oder den arg geschrumpften Überresten des toten Wals einen erneuten Besuch abzustatten, von unserer Wirtin, Mrs. Burns, ein paar Eimer borgte, einen Picknickkorb bei ihr in Auftrag gab und meine Truppen zu einer Sammelexpedition ausführte.
    Brianna und Marsali stimmten diesem Vorschlag mit einer Inbrunst zu, die an Begeisterung grenzte.
    »Alles ist besser als herumzusitzen und sich Sorgen zu machen«, sagte Brianna. »Alles.«
    »Aye, und außerdem ist alles besser als der Gestank von schmutzigen Windeln und saurer Milch«, fügte Marsali hinzu. Sie sah blass aus und fächelte sich mit einem Buch Luft zu. »Ich könnte ein bisschen frische Luft gebrauchen.«
    Ich fragte mich zwar mit einem Anflug von Sorge, ob Marsali angesichts ihres zunehmenden Umfangs so weit laufen konnte - sie war im siebten Monat -, doch sie beharrte darauf, dass ihr die Bewegung gut tun würde, und Brianna und ich konnten ihr ja helfen, Joanie zu tragen.
    Wie bei Reisen mit Kleinkindern üblich, verzögerte sich unser Aufbruch ein wenig. Joanie spuckte sich Süßkartoffelbrei auf die Vorderseite ihres Kleidchens. Jemmy beging eine sanitäre Indiskretion von gigantischen Proportionen, und Germain verschwand im Lauf der Verwirrung, die durch diese Missgeschicke ausgelöst wurde. Nach halbstündiger Suche, an der sich die ganze Straße beteiligte, entdeckte man ihn hinter dem öffentlichen Droschkenstall, wo er damit beschäftigt war, vorbeifahrende Kutschen und Wagen fröhlich mit Pferdeäpfeln zu bewerfen.
    Als schließlich jedermann zwangsgesäubert, umgezogen und - in Germains Fall - mit Folter und Tod bedroht worden war, stiegen wir erneut die Treppe hinunter und entdeckten, dass Mr. Burns, der Wirt, hilfsbereit einen alten Ziegenkarren ausgegraben hatte, den er uns gütigerweise zur Verfügung stellte. Allerdings war die Ziege gerade damit beschäftigt, die Nesseln in Nachbars Garten zu verspeisen, und weigerte sich, sich fangen zu lassen. Nach einer viertelstündigen Verfolgungsjagd verkündete Brianna, sie würde den Karren lieber selbst ziehen, anstatt noch länger Ringel-Rangel-Rose mit einer Ziege zu spielen.

    »Mrs. Fraser, Mrs. Fraser!« Wir hatten die Straße schon halb hinter uns gelassen - Kinder, Eimer und Picknickkorb in der Ziegenkarre -, als uns Mrs. Burns aus dem Wirtshaus nachgeeilt kam, in der einen Hand einen Krug Dünnbier, in der anderen eine antike Steinschlosspistole.
    »Schlangen«, sagte sie erklärend, während sie mir Letztere überreichte. »Meine Annie sagt, sie hat mindestens ein Dutzend Nattern gesehen, als sie das letzte Mal dort entlang gegangen ist.«
    »Schlangen«, sagte ich und nahm die Waffe nebst Zubehör zögernd entgegen. »Natürlich.«
    Angesichts der Tatsache, dass eine »Natter« alles Mögliche sein konnte, von Wassermokassins bis hin zur harmlosen Blindschleiche, und dass Annie Burns außerdem einen ausgeprägten Hang zum Melodramatischen hatte, machte ich mir keine übermäßigen Sorgen. Zuerst wollte ich die Waffe in den Picknickkorb legen, doch ein Blick auf Germain und Jemmy, die die engelhafte Unschuld in Person waren, überzeugte mich davon, dass es unklug sein würde, auch nur eine ungeladene Schusswaffe in ihrer Nähe zu deponieren. Stattdessen steckte ich die Pistole in meinen Beereneimer und hängte mir diesen über den Arm.
    Der Tag war bedeckt und kühl, und vom Meer wehte eine leichte Brise herbei. Die Luft war feucht, und ich ging stark davon aus, dass es bald regnen würde, doch im Augenblick war es draußen sehr angenehm, und die Regenfälle der letzten Tage hatten den Sandboden so gefestigt, dass man gut darauf laufen konnte.
    Wir folgten Mrs. Crawfords Wegbeschreibung und gingen etwa eine Meile am Strand entlang, bis wir uns am Rand eines dichten Küstenwäldchens wiederfanden, in dem sich spärlich benadelte Kiefern mit Mangroven und Fächerpalmen zu einem dichten, von der Sonne durchstochenen Gewirr vermischten, das von Schlingpflanzen durchzogen war. Ich schloss die Augen und holte Luft, und meine Nasenlöcher blähten sich im Ansturm einer berauschenden Duftmischung: Wattenmeer und nasser Sand, Kiefernharz und Seeluft, ein letzter, schwacher Hauch von totem Wal und das, wonach ich suchte - der frische, herbe Duft der Wachsmyrte.
    »Dort entlang«, sagte ich und

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