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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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ging wohl davon aus, dass Brianna jeden Moment auftauchen würde.
    »Die Ereignisse bei der Hochzeit haben uns deutlich gezeigt, dass es nicht anging, Mrs. Cameron so viel Schutz zu lassen. Nein, wenn wir es noch einmal versuchen wollten, dann mussten wir dafür sorgen, dass sie keine männlichen Verwandten an ihre Seite rufen konnte, weder um ihr zu helfen noch um Rache zu üben. Als Euer Mann also Mr. Lyon den Vorschlag machte, ein Treffen unter vier Augen zu arrangieren, hielt ich das für eine günstige Gelegenheit, ihn und Mr. MacKenzie loszuwerden - zwei Fliegen mit einem Whiskyfass, könnte man sagen -, doch dann schien es mir das Beste zu sein, Lillywhite diesen Teil des Plans zu überlassen, ihm und seinem zahmen Sheriff.« Er lächelte. »Um sicher zu gehen, dass alles nach Plan verlief, dachte ich mir, am besten hole ich meinen Sohn und seine Mutter. Wir werden -«
    Ich verlagerte mein Gewicht, fuhr auf dem Absatz herum und stellte Jemmy auf der anderen Seite der Büsche ab.
    »Lauf weg!«, drängte ich ihn. »Lauf, Jemmy! Los!« Wimmernd vor Angst holperte er wie ein roter Blitz davon, und dann prallte Bonnet gegen mich.
    Er versuchte, mich zur Seite zu schieben, doch ich war darauf vorbereitet und griff nach der Pistole in seinem Gürtel. Er spürte es und fuhr zurück, doch ich hatte meine Finger schon am Kolben. Ich zog sie heraus und warf sie hinter mich, dann fiel ich unter ihm zu Boden.
    Er rollte sich von mir herunter und erhob sich auf die Knie, wo er plötzlich erstarrte.
    »Bei der heiligen Jungfrau, bleibt, wo Ihr seid, oder ich puste Euch den Kopf weg!«
    Keuchend von meinem Sturz, setzte ich mich langsam auf und sah, dass Marsali bleich wie ein Leintuch mit der antiken Steinschlosspistole über ihren Kugelbauch hinweg auf ihn zielte.
    »Schieß, maman !« Germain stand hinter ihr, und sein kleines Gesicht leuchtete vor Ungeduld. »Erschieß ihn wie ein Stachelschwein!«
    Joan war irgendwo weiter hinten im Gebüsch; beim Klang der Stimme ihrer Mutter begann sie zu jammern, doch Marsali wandte den Blick nicht von Bonnet ab. Himmel, hatte sie die Pistole geladen? Anscheinend ja; ich konnte einen Hauch von Schwarzpulver riechen.

    »Aber, aber«, sagte Bonnet langsam. Ich konnte sehen, wie sein Blick die Entfernung zwischen ihm und Marsali maß - fünf Meter oder mehr, zu weit, um sie mit einem Satz zu erreichen. Er setzte einen Fuß auf und machte Anstalten, sich zu erheben. Er konnte mit drei Schritten bei ihr sein.
    »Lass ihn nicht aufstehen!« Ich rappelte mich meinerseits hoch und schubste ihn an der Schulter. Er fiel zur Seite, fing sich aber, indem er sich auf eine Hand stützte, dann fuhr er zurück, schneller, als ich es mir hätte träumen lassen, fasste mich um die Taille und zog mich wieder zu sich hinunter. Diesmal landete ich auf ihm.
    Hinter mir erschollen Schreie, doch ich hatte keine Aufmerksamkeit dafür übrig. Ich stieß mit dem Finger nach seinem Auge und verfehlte es nur knapp, weil er mich zur Seite riss; meine Nägel rutschten an seinem Wangenknochen ab und hinterließen Kratzspuren auf seiner Haut. Wir wälzten uns in einem Gewirr aus Unterröcken und irischen Flüchen auf dem Boden. Dabei fasste ich nach seinen Hoden, und er versuchte, mich zu erwürgen und sich gleichzeitig zu schützen.
    Dann warf er sich mit aller Kraft herum wie ein Fisch auf dem Trockenen, und als wir landeten, hatte er den Arm fest um meine Kehle geschlossen und hielt mich an seine Brust gepresst. Ich hörte Metall auf Leder flüstern und spürte etwas Kaltes an meinem Hals. Ich hörte auf, mich zu wehren, und holte tief Luft.
    Marsalis Augen waren so groß wie Untertassen, und sie hatte den Mund fest zusammengepresst. Ihr Blick war Gott sei Dank immer noch auf Bonnet gerichtet, und die Pistole ebenfalls.
    »Marsali«, sagte ich ganz ruhig. »Schieß. Sofort.«
    »Herunter mit der Pistole, Kleine«, sagte Bonnet genauso ruhig, »oder ich zähle bis drei und schneide ihr die Kehle durch. Eins -«
    »Schieß!«, sagte ich mit Nachdruck und holte ein letztes Mal tief Luft.
    »Zwei.«
    »Halt!«
    Der Druck der Klinge an meiner Kehle ließ nach, und ich spürte ein Stechen, und es blutete, als ich zu einem Atemzug ansetzte, von dem ich nicht gedacht hatte, dass er mir noch vergönnt sein würde. Doch mir blieb nicht viel Zeit, mich daran zu erfreuen; Brianna stand mitten im Myrtengebüsch, und Jemmy klammerte sich an ihre Röcke.
    »Lasst sie los«, sagte sie.
    Marsali hatte die Luft angehalten; jetzt

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