Das Flammende Kreuz
atmete sie keuchend aus und wieder ein.
»Er hat nicht vor, mich gehen zu lassen, und das spielt auch keine Rolle«, sagte ich mit Nachdruck zu ihnen beiden. »Marsali, schieß. Jetzt !«
Ihre Hand umfasste die Pistole fester, doch sie brachte es nicht über sich. Kreidebleich richtete sie den Blick auf Brianna, dann wieder auf Bonnet und mich, und ihre Hand zitterte.
»Schieß doch, maman « , flüsterte Germain, doch die ungeduldige Begeisterung war aus seinem Gesicht gewichen. Auch er war bleich und stand dicht bei seiner Mutter.
»Du kommst mit mir, Schätzchen, du und der Junge.« Ich konnte spüren, wie Bonnets Brust beim Reden vibrierte und er zu lächeln begann, obwohl ich es nicht sehen konnte. »Die anderen können gehen.«
»Tu’s nicht«, sagte ich und versuchte, Briannas Blick auf mich zu lenken. »Er wird uns nicht laufen lassen, das weißt du genau. Er wird mich und Marsali umbringen, ganz gleich, was er sagt. Auf ihn zu schießen, ist die einzige Möglichkeit. Wenn Marsali es nicht kann, Brianna, musst du es tun.«
Jetzt war mir ihre Aufmerksamkeit sicher. Ihr Blick zuckte schockiert zu mir hinüber, und Bonnet grunzte, halb verärgert, halb belustigt.
»Ihre Mutter zum Tode verurteilen? So etwas würde sie doch nie tun, Mrs. Fraser.«
»Marsali - er wird dich umbringen und dein Baby mit dir«, sagte ich und hoffte inbrünstig, dass sie mich verstand, beschwor sie zu feuern. »Germain und Joan werden allein hier draußen sterben. Was aus mir wird, spielt keine Rolle, glaube es mir - um Himmels willen, schieß doch endlich! «
Sie feuerte.
Es gab einen Funken und ein weißes Rauchwölkchen, und Bonnet fuhr zusammen. Dann ließ sie ihre Hand sinken, die Mündung der Pistole senkte sich - und Ladepfropf und Kugel plumpsten leise in den Sand. Fehlzündung.
Marsali stöhnte entsetzt auf, und Brianna reagierte wie der Blitz. Sie hob den zu Boden gefallenen Eimer auf und warf ihn Bonnet an den Kopf. Er jaulte auf, warf sich zur Seite und ließ mich los. Der Eimer traf mich an der Brust, und ich fing ihn auf und starrte wie eine Idiotin hinein. Sein Inneres war feucht, und hier und dort klebten ein paar blauweiße, wachsige Beeren in seinem holzigen Inneren.
Dann heulten Germain und Jemmy los. Joan kreischte sich im Wald die Lungen aus dem Leib, und ich ließ den Eimer fallen und kroch wie verrückt hinter einem Ilexstrauch in Deckung.
Bonnet war wieder auf den Beinen, das Gesicht hochrot, das Messer in der Hand. Er war sichtlich wütend, bemühte sich aber, Brianna anzulächeln.
»Aber, aber, Schätzchen«, sagte er und musste die Stimme heben, um sich in dem Lärm Gehör zu verschaffen. »Ich will doch nur dich und meinen Sohn. Ich werde keinem von euch etwas tun.«
»Er ist nicht Euer Sohn«, sagte Brianna ebenso leise wie eindringlich. »Er wird nie der Eure sein.«
»Oh, aye? So habe ich das damals aber nicht verstanden, in dem Verlies in Cross Creek, Süße. Und jetzt, da ich ihn sehe...« Er warf erneut einen Blick auf Jemmy und nickte langsam. »Er ist mein, Liebes. Er sieht genauso aus wie ich - nicht wahr, Kleiner?«
Jemmy vergrub das Gesicht in Briannas Röcken und heulte.
Bonnet seufzte, zuckte mit den Achseln und gab sich nicht länger den Anschein, als wolle er sie sanft überreden.
»Na, dann komm«, sagte er und setzte sich in Bewegung, offenbar, um Jemmy aufzuheben.
Brianna zog die Hand aus ihren Rockfalten und zielte mit der Pistole, die ich ihm aus dem Gürtel gezogen hatte, auf die Stelle, von der sie kam. Bonnet hielt mit offenem Mund mitten in der Bewegung inne.
»Nun, was ist?«, flüsterte sie und sah ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Bewahrst du dein Pulver trocken auf, Stephen?«
Sie umfasste die Pistole mit beiden Händen, zielte auf seinen Schritt und feuerte.
Er war schnell, das musste ich ihm lassen. Ihm blieb keine Zeit, sich umzudrehen und zu flüchten, doch er streckte im selben Moment, als sie feuerte, beide Hände aus, um seine bedrohten Weichteile zu schützen. Blut spritzte wie Gischt zwischen seinen Fingern hervor, doch ich konnte nicht sehen, was sie getroffen hatte.
Er stolperte rückwärts und umklammerte sich selbst. Er starrte wild um sich, als könne er es nicht glauben, dann sank er auf sein Knie nieder. Ich konnte ihn atmen hören, schwer und schnell.
Wir standen alle gelähmt da und sahen ihm zu. Er scharrte mit einer Hand im Sand und ließ blutige Furchen zurück. Dann erhob er sich langsam und vornübergebeugt, die andere Hand
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