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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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um selbst zu kämpfen, aber er wird dafür sorgen, dass seine Neffen kommen, und es in den Siedlungen in der Gegend von High Point weitersagen. Also, Duncan, Angus... oh, aye, Joanie Findlay.«
    »Joanie?«
    Fraser grinste.
    »Aye, man nennt sie die alte Joan. Sie hat ihr Lager in der Nähe meiner Tante, sie und ihr Bruder lain Mhor.«
    Roger nickte skeptisch.
    »Aye. Aber ich soll mit ihr sprechen, ja?«
    »Dir wird nichts anderes übrig bleiben«, sagte Fraser. »Iain Mhor kann nicht sprechen. Aber sie hat noch zwei andere Brüder, die es können, und zwei Söhne in kampffähigem Alter. Die wird sie schicken.«
    Jamie warf einen Blick zum Himmel; der Tag hatte sich ein wenig erwärmt, und es regnete weniger, als dass es nebelte. Die Wolken waren so weit ausgedünnt, dass die Sonne zu sehen war, eine blasse, verschwommene Scheibe, die zwar noch hoch am Himmel stand, jedoch im Abstieg begriffen war. Es würde vielleicht noch zwei Stunden hell sein.
    »Das reicht«, beschloss er und wischte sich die Nase mit dem Ärmel ab. »Komm zurück zum Feuer, wenn du bei Joan fertig bist, und dann essen wir eine Kleinigkeit zu Abend, bevor du heiratest, aye?« Er zog eine Augenbraue hoch und lächelte Roger schwach zu, dann wandte er sich ab. Bevor Roger sich entfernen konnte, drehte er sich noch einmal um.
    »Sag von Anfang an, dass du Hauptmann MacKenzie bist«, riet er Roger. »Dann wirst du mehr Beachtung finden.« Er drehte sich wieder um und schritt davon, um die weniger viel versprechenden Kandidaten auf seiner Liste aufzusuchen.
    MacLeods Feuer brannte wie ein Schlot im Nebel. Roger wandte sich ihm
zu und murmelte dabei die Namen wie ein Mantra vor sich hin. »Duncan MacLeod, Rabbie Cochrane, Angus Og Campbell, Joanie Findlay... Duncan MacLeod, Rabbie Cochrane...« Kein Problem, dreimal, und er hatte alles im Kopf, ganz gleich, ob es der Text eines neuen Liedes war, den er sich einprägen musste, Daten aus einem Lehrbuch oder psychologische Gebrauchsanweisungen für potentielle Milizrekruten.
    Er sah ein, dass es sinnvoll war, so viele Schotten aus dem Hinterland wie möglich jetzt gleich aufzusuchen, bevor sie sich wieder auf ihre Farmen und Blockhütten verteilten. Und er fand es ermutigend, dass die Männer, an die Fraser bis jetzt herangetreten war, die Einberufung zur Miliz höchstens mit einem säuerlichen Blick und einem resignierten Räuspern akzeptiert hatten.
    Hauptmann MacKenzie. Der Titel, den ihm Fraser so beiläufig verliehen hatte, erfüllte ihn mit einem Hauch von verlegenem Stolz. »Instant-Soldat«, murmelte er spöttisch vor sich hin und nahm in seinem durchnässten Rock Haltung an. »Geben Sie nur noch Wasser hinzu.«
    Gleichzeitig musste er aber auch zugeben, dass er ein schwaches Kribbeln der Aufregung verspürte. Es mochte ja so sein, dass vorerst nicht viel mehr als Soldatenspiele dabei herauskommen würden - aber der Gedanke daran, in einer Miliz zu marschieren, die Musketen geschultert und Schießpulvergeruch an den Händen...
    Keine vier Jahre mehr, dachte er, dann würden die Milizen auf dem Feld bei Lexington stehen. Männer, die auch keine bessere Soldatenausbildung mitbrachten als diese Männer, mit denen er hier im Regen sprach - oder als er selbst. Dieses Bewusstsein jagte ihm einen Schauer über die Haut und ließ sich bedeutungsschwanger in seinem Magen nieder.
    Es kam näher. Himmel, es kam wirklich näher.
     
    Mit MacLeod hatte er keine Probleme, doch er brauchte länger als gedacht, um Angus Og zu finden, der ganz in die Arbeit mit seinen Schafen vertieft war und sich über die Störung furchtbar aufregte. »Hauptmann MacKenzie« hatte wenig Wirkung auf den alten Schuft ausgeübt; die mit einem drohenden Unterton ausgesprochene Erwähnung von »Oberst Fraser« schon mehr. Angus Og hatte launisch und konzentriert an seiner breiten Oberlippe gekaut, widerstrebend genickt und sich dann mit einem schroffen »Aye, ich sag’s weiter« wieder seinen Schafen zugewandt.
    Das neblige Nieseln hatte aufgehört, und die Wolken begannen aufzureißen, als er den Hang erklettert hatte und Joan Findlays Lager erreichte.
    »Die alte Joan« war zu seiner Überraschung eine attraktive Frau Mitte dreißig mit scharfsichtigen, braunen Augen, die sich unter den Falten eines feuchten Schultertuches voll Interesse auf ihn richteten.
    »So weit ist es also schon, aye?«, sagte sie als Antwort auf seine kurze Erklärung, warum er hier war. »Ich habe mich schon gewundert, als ich heute Morgen hörte, was der

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