Das Flammende Kreuz
müde. Mehrere Leute würden heute Nacht schlafen können, weil ich ihre Schmerzen gelindert hatte. Andere würden jetzt problemlos gesund werden, nachdem ich ihre Wunden sauber verbunden, ihre Gliedmaßen ordentlich eingerenkt hatte. Von ein paar konnte ich sogar mit Fug und Recht behaupten, dass ich sie möglicherweise vor ernsthaften Infektionen oder gar dem Tod gerettet hatte.
Und ich hatte erneut meine eigene Version der Bergpredigt zum Besten gegeben und der versammelten Menge gute Ernährung und Hygiene gepredigt.
»Selig sind die, die Grünes essen, denn sie werden ihre Zähne behalten«, murmelte ich einem Lebensbaum zu. Ich blieb stehen, um ein paar seiner duftenden Beeren zu pflücken. Ich zerdrückte eine davon mit dem Daumennagel und genoss den scharfen, sauberen Geruch.
»Selig sind die, die sich die Hände waschen, nachdem sie sich den Hintern abgewischt haben«, fügte ich hinzu und zeigte mahnend mit dem Finger auf einen Eichelhäher, der sich vor mir auf einen Ast gesetzt hatte. »Denn sie werden nicht erkranken.«
Das Lager war jetzt in Sicht, und mit ihm die erfreuliche Aussicht auf eine heiße Tasse Tee.
»Selig sind die, die ihr Wasser abkochen«, sagte ich zu dem Eichelhäher, als ich ein Dampfwölkchen von dem kleinen Kessel aufsteigen sah, der über unserem Feuer hing. »Denn man wird sie die Retter der Menschheit nennen.«
»Mrs. Fraser, Ma’am?« Ein dünnes Stimmchen unterbrach mich in meinen Gedankengängen, und als ich zu Boden blickte, sah ich die siebenjährige Eglantine Bacon und ihre jüngere Schwester Pansy, zwei flachsblonde, kleine Mädchen mit runden, sommersprossigen Gesichtern, vor mir stehen.
»Oh, hallo, ihr Süßen. Wie geht es euch?«, fragte ich und lächelte zu ihnen hinunter. Dem Aussehen nach wunderbar; wenn ein Kind krank ist, kann man es im Allgemeinen auf den ersten Blick sehen, und die beiden Baconmädchen erfreuten sich offensichtlich blühender Gesundheit.
»Sehr gut, Ma’am, vielen Dank.« Eglantine machte einen kurzen Knicks und drückte dann Pansys Kopf, damit auch sie sich verbeugte. Nachdem der Höflichkeit Genüge getan war - die Bacons kamen aus der Stadt, aus Edenton, und man hatte den Mädchen gute Manieren beigebracht -, griff Eglantine in ihre Tasche und reichte mir ein großes Stoffbündel.
»Oma Bacon schickt Euch ein Geschenk«, erklärte sie stolz, während ich das Tuch auseinander faltete, das sich als enorme Morgenhaube entpuppte, die reichlich mit Spitze verziert und mit lavendelfarbenen Bändern gesäumt war. »Sie konnte dieses Jahr nicht zum gathering kommen, aber sie hat gesagt, wir müssen Euch das hier geben und Euch sagen, dass sie sich für die Medizin bedankt, die sie von Euch für ihren... Rheumatismus bekommen hat.« Sie sprach das Wort sehr sorgfältig aus und verzog das Gesicht in tiefer Konzentration. Dann entspannte sie sich und strahlte vor Stolz, dass sie es richtig herausbekommen hatte.
»Oh, danke. Wie hübsch!« Ich hielt die Haube hoch, um sie zu bewundern, und dachte mir dabei ein paar ausgewählte Dinge über Großmutter Bacon.
Ich war dieser Respekt einflößenden Dame vor ein paar Monaten auf Farquard Campbells Plantage begegnet, wo sie Farquards alternde, aufsässige Mutter besuchte. Mrs. Bacon war beinahe genauso alt wie die betagte Mrs. Campbell und besaß dasselbe Talent, ihre Nachkommen auf die Palme zu bringen, hatte aber außerdem einen ausgeprägten Sinn für Humor.
Sie hatte mehrfach lauthals gelacht und schließlich vor meinen Ohren ihre Missbilligung über meine Angewohnheit geäußert, mit unbedecktem Kopf herum zu laufen, da es sich ihrer Meinung nach für eine Frau meines Alters nicht ziemte, kein Häubchen zu tragen, ja, dass es für die Frau eines Mannes in der Position des meinen verwerflich war - und dass darüber hinaus »nur Schlampen aus dem Hinterland und Frauen von bescheidenem Charakter« das Haar lose auf der Schulter trugen. Ich hatte gegluckst, sie ignoriert, ihr eine Flasche von Jamies zweitbestem Whisky gegeben und sie angewiesen, zum Frühstück und nach dem Abendessen ein Schlückchen davon zu trinken.
Da sie eine Frau war, die niemandem etwas schuldig blieb, hatte sie sich eine charakteristische Bezahlung ausgesucht.
»Wollt Ihr sie nicht anziehen?« Eglantine und Pansy schauten vertrauensvoll
zu mir auf. »Oma hat gesagt, wir sollen aufpassen, dass Ihr sie auch ganz bestimmt anzieht, damit wir ihr sagen können, wie sie Euch steht.«
»Hat sie das.« Es führte wohl kein
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