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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Arm. Ja, ich konnte mir gut vorstellen, dass manche Männer sich den Einsatz von Granny Bacons Medizin verbitten würden. War Roger einer von ihnen?
    Nachdem ich mich von Polly Bacon verabschiedet hatte, trug ich meine Truhe zu unserem Unterstand und verstaute den Beutel mit den Samen sorgsam darin. Eine ausgesprochen nützliche Erweiterung meiner Apotheke, wenn Nayawenne und Großmutter Bacon Recht hatten. Außerdem hätte dieses Geschenk zu keiner besseren Zeit kommen können, wenn ich meine Unterredung mit Brianna bedachte.
    Wertvoller sogar als der kleine Haufen von Kaninchenfellen, obwohl mir auch diese mehr als willkommen waren. Wo hatte ich sie nur hingelegt? Ich sah mich auf der mit Gegenständen übersäten Lichtung um und lauschte dabei mit halbem Ohr dem Gespräch der Männer hinter mir. Da waren sie ja, gleich unter der Zeltkante. Ich hob den Deckel eines leeren Vorratskorbes an, um sie für den Heimweg zu verstauen.
    »...Stephen Bonnet.«
    Der Name stach mir ins Ohr wie ein Spinnenbiss, und ich knallte den
Deckel heftig zu. Ich blickte mich rasch auf dem Lagerplatz um, doch weder Brianna noch Roger waren in Hörweite. Jamie stand mit dem Rücken zu mir, doch er war es, der gesprochen hatte.
    Ich zog mir die Morgenhaube vom Kopf, hängte sie sorgfältig an einen Hartriegelzweig und ging zielstrebig auf ihn zu.
     
    Was auch immer der Gegenstand des Gespräches der Männer gewesen war, sie ließen ihn fallen, als sie mich sahen. Leutnant Hayes dankte mir erneut höflich für meinen ärztlichen Beistand und verabschiedete sich, ohne dass sein ausdrucksloses Gesicht das Geringste verraten hätte.
    »Was ist denn mit Stephen Bonnet?«, sagte ich, sobald der Leutnant auϐer Hörweite war.
    »Genau danach habe ich mich erkundigt, Sassenach. Ist der Tee schon fertig?« Jamie setzte sich zum Feuer in Bewegung, aber ich bremste ihn, indem ich meine Hand auf seinen Arm legte.
    »Warum?«, wollte ich wissen. Ich ließ ihn nicht los, und er drehte sich widerstrebend zu mir um.
    »Weil ich wissen möchte, wo er ist«, sagte er ruhig. Er tat erst gar nicht so, als verstünde er mich nicht, und ein Kältegefühl durchfuhr meine Brust.
    »Weiß Hayes, wo er ist? Hat er von Bonnet gehört?«
    Er schüttelte wortlos den Kopf. Er sagte mir die Wahrheit. Erleichtert lockerte ich meinen Griff, und er entzog mir seinen Arm - nicht wütend, aber mit einer Ausstrahlung stiller, entschlossener Distanz.
    »Es ist sehr wohl meine Sache!«, sagte ich als Antwort auf seine Geste. Ich hielt meine Stimme bedeckt und überzeugte mich kurz, dass weder Brianna noch Roger in Hörweite waren. Roger entdeckte ich nicht; Brianna stand am Feuer, in ein Gespräch mit den Bugs vertieft, dem älteren Ehepaar, das Jamie angeheuert hatte, um ihm beim Betrieb der Farm zu helfen. Ich drehte mich zu Jamie zurück.
    »Warum suchst du nach diesem Mann?«
    »Ist es nicht vernünftig zu wissen, woher uns Gefahr drohen könnte?« Er sah mich nicht an, sondern lächelte jemandem über meine Schulter hinweg kopfnickend zu. Ich blickte mich um und sah Fergus, der sich auf dem Weg zum Feuer die vor Kälte gerötete Hand unter dem Arm rieb. Er winkte fröhlich mit seinem Haken, und Jamie grüßte mit halb erhobener Hand zurück, wandte sich aber ein Stück ab, so dass er mir immer noch zugewandt stand, er aber durch seine Haltung signalisierte, dass er nicht wünschte, dass sich Fergus zu uns gesellte.
    Das Kältegefühl kehrte zurück, so scharf, als hätte jemand meine Lunge mit einem Eissplitter durchbohrt.
    »Oh, natürlich«, sagte ich, so kühl ich konnte. »Du möchtest natürlich wissen, wo er ist, damit du ihm dann möglichst aus dem Weg gehen kannst, nicht wahr?«

    Etwas, das ein Lächeln hätte sein können, huschte über sein Gesicht.
    »Oh, aye«, sagte er. »Natürlich.« Angesichts der geringen Bevölkerungsdichte von North Carolina im Allgemeinen und der abgeschiedenen Lage von Fraser’s Ridge im Besonderen waren unsere Chancen, zufällig über Stephen Bonnet zu stolpern, ungefähr so groß wie die, beim Verlassen der Haustür auf eine Qualle zu treten - und das wusste Jamie ganz genau.
    Ich musterte ihn prüfend. Sein Mundwinkel verzog sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann entspannte er sich, und sein Blick wurde wieder ernst. Es gab nur einen Grund, warum er Stephen Bonnet ausfindig machen wollte - und den kannte ich ganz genau.
    »Jamie«, sagte ich und legte ihm die Hand wieder auf den Arm. »Lass ihn in Ruhe. Bitte.«
    Er legte

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