Das Flüstern der Albträume
zufügen.«
Das Herz schlug Donovan bis zum Hals. »Was?«
»Genau wie mir. Er wird Ihnen etwas in die Haut brennen.«
Scheiße. Furcht packte ihn, und er fühlte sich noch hilfloser. Er wollte keine Angst haben. Er wollte der knallharte Reporter sein, für den die Welt ihn hielt. Jenseits der Furcht suchte er nach einem Stück Wut, an das er sich klammern konnte – Wut, die ihm helfen würde, hier herauszukommen. Wenn er wütend war, konnte er sich wenigstens an der Vorstellung festhalten, noch die Kontrolle zu haben.
Es frustrierte ihn, dass er sie nicht sehen konnte. »Wer sind Sie?«
Eine ganze Weile antwortete sie nicht. »Kristen Hall.«
»Kristen Hall? Dann sind Sie eine der Frauen, die gegen Eva Rayburn ausgesagt haben.«
Ihr Lachen war schwach, beinahe hysterisch. »Er hat gesagt, Sie würden mir Fragen stellen. Ich soll Ihnen die Story Ihres Lebens liefern.«
Donovan ließ den Kopf sinken. »Gestern hätte ich liebend gern mit Ihnen gesprochen.«
»Ich soll Ihnen alles erzählen.«
»Und was dann?«
»Er wird uns umbringen.«
Donovan riss an seinen Fesseln. »Ich will nicht hören, was Sie zu sagen haben.«
»Ich muss es erzählen. Wenn ich es nicht erzähle, wird es noch schlimmer.«
Donovan hatte seine berufliche Laufbahn damit verbracht, auf der Suche nach der nächsten Story jeden Stein umzudrehen. Jedes Mal hatte er nach mehr Informationen gedürstet. Er musste alles erfahren. Jetzt hatte er Angst zu fragen. Doch lebenslange Gewohnheiten ließen sich nicht so leicht abschütteln. »Was sollen Sie mir erzählen?«
»Ich habe Josiah Cross umgebracht.«
»Was?«
»Ich war von ihm schwanger. Ich hatte Angst vor dem, was er tun würde, wenn er es erfuhr.« Sie schwieg kurz. »Er war ein Ungeheuer. Ich hätte mich nicht für mein ganzes Leben an ihn ketten können.«
»Wieso haben Sie nicht einfach abgetrieben?«
»Ich konnte es nicht.« Heftige Gefühle erstickten ihre Stimme. »Aber ich konnte Josiah umbringen. Ich ließ durchblicken, dass Eva allein im Haus sein würde. Ich wusste, dass er kommen würde. Er hat sie gehasst.« Ein leises, bitteres Lachen drang aus ihrer Kehle. »Er hat oft davon gesprochen, dass er ihr einen Dämpfer verpassen wollte.«
So viele Male hatte Donovan jemanden für eine Story aufs Kreuz gelegt. Doch was Josiah Eva angetan hatte … so etwas hätte er niemals tun können, oder? »Sie war ein Köder?«
»Ja.«
»Er hat sie vergewaltigt. Brutal misshandelt.«
Die Frau antwortete nicht, und er glaubte schon, sie wäre ohnmächtig geworden.
»Reden Sie!«, schrie Connor.
»Ich sah sie auf dem Boden liegen«, fuhr Kristen schließlich fort. »Sie war bewusstlos, aber ich dachte, sie wäre tot. Josiah wirkte durcheinander. Er geriet immer in Panik, wenn er bei jemandem zu weit gegangen war. Ich wusste, dass ich ein paar Minuten Zeit hatte, also schlüpfte ich durch die Hintertür hinein und erschlug ihn mit dem Schürhaken. Er war sofort tot.«
»Und Sie haben das Feuer gelegt?«
»Als ich das viele Blut sah, bin ich durchgedreht. Ich rannte hinten raus, wo Lisa und Sara warteten, und zog mich bis auf die Unterwäsche aus. Sara holte aus dem Schuppen Benzin und schüttete es über meine Kleider. Lisa brachte mir Ersatzkleider aus ihrem Auto. Dann zündete ich ein Streichholz an und warf es auf den Kleiderhaufen. Er fing sofort Feuer, und die Flammen sprangen blitzschnell aufs Haus über. Innerhalb von Sekunden brannte alles lichterloh.«
»Herrgott. Es war alles gelogen.«
»Ja.«
»Wo ist das Kind?«
»Meine Mutter hat es an sich genommen. Und dann weggegeben.«
In diesem Augenblick leuchtete grelles Scheinwerferlicht auf. Donovan fuhr zusammen, schloss die Augen und senkte den Kopf, um dem gleißenden Licht zu entgehen. Sekunden vergingen, ehe er ein Augenlid öffnete und ein wenig Licht hineinließ. Langsam öffnete er die Augen weiter, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte.
Augenblicklich wünschte er sich die Dunkelheit zurück.
Direkt vor ihm hing die Frau, Kristen, an eine alte Steinmauer gekettet, die Arme über dem Kopf und die Füße an den Boden gefesselt. Sie trug kein Oberteil, nur einen schwarzen Spitzen- BH und Designerjeans. Keine Schuhe, und die Zehennägel, die aussahen, als wären sie lackiert gewesen, waren eingerissen und starrten vor Schmutz. Über dem Bund ihrer Jeans befanden sich vier Brandmale. Sterne. Sie waren in einem Kreis um ihren Nabel angeordnet.
Tränen hatten die Wimperntusche in schwarzen Schlieren über
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