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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Teufel, diesen Kerl hätte er in einem Faustkampf mühelos besiegt. Dass ein solcher Schwächling ihn gefangen genommen hatte, steigerte seinen Zorn und seine Erbitterung noch. Ein Kobold hatte ihn überwältigt.
    Sein bärtiger Kidnapper trug dunkle Jeans, die ihm zu weit waren, eine schwarze Kapuzenjacke, Handschuhe, eine Sonnenbrille und etwas, das nach einer grauen Perücke aussah. Der Irrsinn der ganzen Situation ließ Donovan für einen Moment beinahe hysterisch werden. Wie hatte er nur in einen derartigen Albtraum hineingeraten können?
    Er befeuchtete seine trockenen Lippen. Er konnte jeden zum Reden bringen, und er wusste, wenn ihm das auch bei diesem Scheißkerl gelang, würde er eine Möglichkeit finden, seinen Arsch zu retten.
    Ein Lächeln wäre gekünstelt gewesen, doch wenn er einfach nur beiläufig und entspannt klang, dachte Donovan, könnte das genügen. »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
    »Ich wurde ausgesandt, dafür zu sorgen, dass Sie für Ihre Sünden büßen.«
    Der Mann wandte sich von ihm ab und ging auf Kristen zu. Er zog ein Messer. Die scharfe Klinge fing ein wenig von dem Licht ein, als ihr Kerkermeister das Messer über den Kopf hob und es in Kristens Körper stieß.
    »Scheiße!«, schrie Donovan. Er riss an seinen Fesseln und begann, mit dem Stuhl vor und zurück zu rucken. An Kristens Körper rann Blut herab. »Scheiße! Scheiße! Scheiße! Herrgott, irgendeiner muss mir doch helfen!«
    Der Mann stach noch dreimal auf Kristen ein, bevor er sich Donovan zuwandte. »Niemand wird Ihnen helfen. Niemand kann Sie hören. Also seien Sie still und nehmen Sie Ihre Medizin wie ein richtiger Mann.«
    Donovans Magen krampfte sich zusammen, und wenn er etwas im Bauch gehabt hätte, hätte er sich übergeben. »Bleiben Sie mir vom Leib, verflucht noch mal.«
    »Was ist los, Mr Donovan? Keine schmeichelnden Worte?«
    Sätze, die ihm sonst mühelos über die Lippen kamen, gerieten ihm durcheinander und verfingen sich in einem Dickicht aus Angst. »Was zum Teufel wollen Sie?«
    »Buße.«
    Donovan zerrte mit seinen blutigen Handgelenken an den Fesseln. »Was bedeutet das?«
    Der Mann trat an den Ofen und begann, über zerknülltem Papier einen kleinen Haufen Scheite aufzutürmen. Er zog ein Feuerzeug aus der Tasche und zündete das Papier an. Das Feuer kam augenblicklich in Gang, und die Flammen zischten und tanzten.
    Der Mörder stimmte »Happy Birthday« an. Das fröhliche Lied wirkte in dieser Umgebung grotesk.
    »Wessen Geburtstag ist heute?«
    »Sein Geburtstag war letzten Freitag, aber ich habe die Feier immer über eine ganze Woche ausgedehnt.« Sorgfältig aufgeschichtetes Kleinholz nährte das Feuer. »Das Geheimnis besteht darin, die Glut langsam aufzubauen. Wenn man zu viel Holz hineinwirft, erstickt man sie. Und das wollen wir doch nicht, nicht wahr?«
    Donovan zerrte an den Fesseln und achtete nicht auf den Schmerz und auf das Blut, das von seinen Handgelenken auf den Boden tropfte. »Lassen Sie mich gehen! Lassen Sie mich bitte gehen!«
    »Noch nicht. Erst müssen Sie ein paar Lektionen lernen.« Eine Handvoll größerer Holzscheite verwandelte die Flammen bald in ein loderndes Feuer. »Es dauert noch ein paar Minuten, bis das Eisen schön heiß ist.«
    Tränen brannten in Donovans Augen. Er wollte nicht sterben.
    Man musste kein Genie sein, um zu wissen, was als Nächstes kam. Er würde brennen.
    Donovan brüllte.

21
    Mittwoch, 12. April, 9:15 Uhr
    Eva hatte eine unruhige Nacht gehabt. Albträume hatten sie geplagt. Das Feuer. Josiah. Bobby. Garrison. Als sie aufwachte, spürte sie die Erschöpfung wie eine kalte, nasse Decke um ihre Schultern.
    Sie drehte sich auf die Seite und atmete Garrisons Duft ein, der noch im Kissen hing. Als sie und Garrison gestern hier hereingestolpert waren, hatte sie dem Zimmer kaum Beachtung geschenkt. Es hatte nur ihn gegeben. Seinen Geruch. Seine Berührungen. Den Klang seiner Stimme, die dunkle, erotische Worte flüsterte, während sie sich liebten.
    Eva schwang die Beine aus dem Bett und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Sie blickte zur Tür und merkte, dass sie weit offen stand. Letzte Nacht hatte sie zum ersten Mal seit zehn Jahren bei offener Tür geschlafen. Anstelle von Panik empfand sie so etwas wie echten Frieden. Mochte noch so viel Chaos sie umgeben, ein kleines Samenkorn des Friedens war in ihr aufgegangen.
    Die Möblierung des Raumes deutete auf eine Karrierefrau ohne Zeit für Innenausstattung hin. Das Bett hatte kein Kopfende, und

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